Wegen Renault und Regeln: Marko droht mit Red-Bull-Ausstieg

, 16.03.2015

DerMotorsportbereater glaubt, dass Patron Mateschitz die Lust an der Formel 1 verlieren könnte - Toro Rosso vor möglicher Zukunft als Renault-Werksteam

Erlebte die Ehe von Red Bull und Renault im Jahr 2014 noch eine handfeste Krise, steuert sie nach den jüngsten Kapriolen zum Saisonauftakt in Australien auf die Scheidung zu. Nachdem bereits Teamchef Christian Horner ("100 PS weniger als Mercedes") und Stardesigner Adrian Newey ("Sie bekommen es nicht auf die Reihe") ihrem Ärger öffentlich Luft machten, meldet sich auch Chef-Sprachrohr Helmut Marko zu Wort. Der Motorsport-Berater spricht in Melbourne sogar von einem Ausstieg.

Jeden Sommer betreibt der Konzern eine routinemäßige Prüfung seiner Engagements. In diesem Kontext gibt Marko keine Bestandsgarantie für die Tätigkeit in der Formel 1 ab. "Wir werden uns die Situation wie jedes Jahr nochmal genau ansehen und Kosten mit Nutzen abwägen", mahnt der Grazer. "Sind wir komplett unzufrieden, könnten wir einen Ausstieg in Betracht ziehen." Ist es nur das Rasseln mit dem Säbel, um die FIA und Bernie Ecclestone unter Druck zu setzen? Oder ist Red Bull tatsächlich auf dem Absprung?

Komplett unzufrieden scheint die Brausemannschaft jedenfalls nach dem Debakel in Down Under. "Diese Regeln töten den Sport", hadert Marko mit den Hybrid-Antriebssträngen und den engen Grenzen, die bezüglich des Chassisbaus sowie der Arbeit im Windkanal und am Supercomputer CFD gesetzt werden. Designer wie Adrian Newey würden "kastriert", was auch dem Patron der Trendmarke nicht gefiele. "Es gibt das Risiko, dass Herr Mateschitz seine Formel-1-Leidenschaft verliert", poltert Marko.

Misserfolge angeblich kein Grund für Regelschelte

Horner hatte bereits vor einigen Monaten eine Rückkehr zu den V8-Triebwerken vorgeschlagen, mit denen Red Bull und Renault einst führend waren. Das ist aus Markos Sicht nicht der Grund für das Wehklagen über die neuen V6-Turbomotoren mit Systemen zur Energierückgewinnung. "Wir würden das sogar behaupten, wenn Renault führend wäre", so der 71-Jährige, der das Technische Reglement für wenig transparent, viel zu kompliziert und obendrein zu teuer hält. "Wir wollten auch Kostensenkung, aber so klappt das nicht."

Und Renault? Der Weg zum Werksteam scheint vorgezeichnet. Parallel zu Ausstiegsdrohungen flirtet Red Bull eifrig mit Audi. Weitere Antriebskunden haben die Franzosen nach dem Aus für Caterham und dem Absprung Lotus' nicht mehr, abgesehen von Schwesterteam Toro Rosso. Es ist möglich, dass Renault bald in Faenza das Sagen hat, schließlich nahmen sie die Fabrik bereits in Augenschein. "Das war vor drei oder vier Wochen", bestätigt Teamchef Franz Tost im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Renault-Übernahme? Toro Rosso ist gesprächsbereit

Jedoch ist das Projekt noch in einem sehr frühen Stadium: "Sie haben sich nur umgesehen", bremst Tost, der auch Besuche bei Sauber, Force India und Lotus erwähnt. "Es gab keine Verhandlungen. Es waren Cyril Abiteboul, Bob Bell (Renaults Formel-1-Geschäftsführer und der frühere Teamchef der Werksmannschaft; Anm. d. Red.) sowie noch ein Ingenieur." Der Idee, künftig der verlängerte Arm eines Automobilkonzerns zu sein, ist Tost wie seine Sauber-Amtskollegin Monisha Kaltenborn nicht abgeneigt.

Er sagt: "Für Toro Rosso wäre es der nächste Schritt. Mit einem Hersteller zusammenzuarbeiten wäre für mich denkbar." Die Modernisierung der Fabrik in Faenza wird zum Ende des Jahres in einem zweiten Schritt abgeschlossen, womit das Minardi-Erbe aus den Achtzigerjahren endgültig ein Fall für die Firmenannalen ist. Für ein komplettes Werksprojekt reichen die Kapazitäten zwar nicht, sonst aber alles vom Feinsten: "Was die Antriebsabteilung angeht, können wir mit Mercedes natürlich nicht mithalten, weil wir keinen eigenen bauen. Aber soweit es das Team betrifft, müssen wir uns vor niemandem verstecken", demonstriert Tost eine breite Brust.

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