Berger: "Überall das Beste vom Kuchen rausschneiden"

, 23.10.2012

Gerhard Berger im Interview über die Zukunft der Formel-3-Landschaft in Europa: Eine gemeinsame Plattform in Form der Europameisterschaft das A und O

In seiner Funktion als Vorsitzender der Formelsport-Kommission beim Automobilweltverband FIA will Gerhard Berger dem Wildwuchs im europäischen Formelsport Einhalt gebieten. Was die Formel 3 betrifft, strebt der Österreicher eine gemeinsame Plattform an, auf der sich idealerweise die Teams aller nationalen Serien zusammenfinden und einen Meister küren.

Im Exklusivinterview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Berger über das Hauptproblem am gegenwärtigen Zustand und über seine Pläne, die Situation in den Griff zu kriegen.

Frage: "Gerhard, du hast angedeutet, dass es den nächsten Schritt geben wird, was die Neustrukturierung der Formel-3-Landschaft in Europa betrifft. In welche Richtung wird es gehen?"

Gerhard Berger: "Im kommenden Jahr wird man sich nicht auf verschiedene Serien, sondern auf eine Europameisterschaft konzentrieren. Damit ist klar, wo man sich trifft. Es wird eine Europameisterschaft mit möglichst vielen Rennen in verschiedenen europäischen Ländern geben. Der Kalender wird gerade gestrickt."

Frage: "Wird dabei eher zum Weg der Britischen Formel 3 oder zum Weg der Formel-3-Euroserie tendiert?"

Berger: "Man tendiert gar nicht, sondern setzt sich einfach in die Position der Formel 3 und des Sports. Das Schönste wäre es natürlich, überall das Beste vom Kuchen rauszuschneiden. Das versuchen wir halt."

Frage: "Fortec und auch andere Teams aus Großbritannien haben sich bereits auf den Kontinent gewagt und sind in der Euroserie an den Start gegangen. Ist das ein Signal, dass sich die Briten darauf vorbereiten, künftig häufiger auf dem Kontinent zu starten?"

Berger: "Ich glaube, das Kontinent-Denken oder das National-Denken ist nicht die Priorität. Wir müssen einfach schauen, dass wir eine Plattform schaffen, wo sich alle treffen. Das Ziel ist ein möglichst großes Starterfeld mit der höchsten Dichte an Topteams und Topfahrern."

Frage: "Vor einigen Jahren noch war die Britische Formel-3-Meisterschaft sehr stark. Die Formel-3-Euroserie war phasenweise auch sehr stark und es gab den logischen Weg: Wer in der Euroserie Meister wurde, der war im Prinzip mit einem Bein in der GP2-Serie. Wie schafft man es, diese klaren Strukturen und Stufen in Richtung Traum Formel 1 wieder zu etablieren?"

Berger: "Zunächst einmal wird gesammelt. Es darf nicht verschiedene Wege geben, denn wenn dem so ist, streut sich immer das Potenzial - sowohl von der Qualität der Fahrer aber auch von den Geldgebern und der Qualität der Teams her. Man muss sie alle auf eine Plattform bringen, denn anderenfalls hat man den direkten Vergleich nicht. Nur mit einer gemeinsam Plattform kann man sagen: Der Gewinner ist der Beste überhaupt. Wenn man den Besten überhaupt hat, ebnet sich der Weg in Richtung Formel 1 automatisch."

Frage: "Welche Strukturen gibt es unterhalb der neuen Formel-3-Europameisterschaft?"

Berger: "Das wird natürlich durch den Markt bestimmt. Die generelle Wirtschaftssituation ist eher angespannt. Das heißt, die nationalen Formel-3-Meisterschaften leiden natürlich alle sehr unter diesem Gelddruck. Andererseits sind diese nationalen Meisterschaften sehr oft auf einem Reglements-Wildwuchs unterwegs, der nicht konform ist mit der Hauptmeisterschaft. Das ist meiner Meinung nach unterm Strich das Teuerste überhaupt. Um ein Beispiel zu nennen: Wir haben einen Formel-3-Europameisterschaftslauf in Hockenheim. Darüber hinaus gibt es in Deutschland den Formel-3-Cup. Ich schätze Bertram Schäfer (Serienkoordinator im Formel-3-Cup; Anm. d. Red.) sehr, nur das Reglement ist nicht konform. Die Teams sitzen irgendwo im Umkreis von 100 Kilometern von Hockenheim, können aber nicht mitfahren, weil sie das falsche Material haben. Solche Sachen sind falsch."

Frage: "Kann die Formelsport-Kommission der FIA da Einfluss nehmen?"

Berger: "Klar kann man Einfluss nehmen, aber ich glaube einfach, dass man schon sehr viel erreicht, wenn man das Thema mit den Leuten diskutiert. Wenn man Wege aufzeigt, wie das Thema effizienter gestaltet werden kann - für die Promoter, für die Teams und für den Sport selbst - dann lässt sich darauf aufbauen. Daran arbeiten wir."

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