,,Liebe Schadstoffe, hier werdet ihr nicht ausgestoßen", wirbt derzeit Deutschlands größte Autovermietung Sixt für seine Erdgasflotte. Für www.motorvision.de ein klarer Auftrag, der Sache auf den Grund zu gehen. Erste Frage: Wie sieht es mit der Verfügbarkeit von Erdgasfahrzeugen aus, und wie einfach ist das Handling? Sind diese Fahrzeuge auch für eine Geschäftsreise geeignet? Kann man damit auch in den Urlaub fahren?
Teil eins: Verfügbarkeit: als wir uns entschlossen, den Sixt-Erdgasflottencheck durchzuführen, bekamen wir nach zwei Stunden den freundlichen Anruf, dass trotz großer Nachfrage ein Erdgasfahrzeug sofort abholbereit sei. Sixt hat bundesweit derzeit über 1.000 Erdgasfahrzeuge in der Flotte.
Wir holen also am nächsten Tag den VW Touran EcoFuel ab. Auf den ersten Blick kein Unterschied zu einem ,,normalen" Touran. Lediglich die Tankanzeige ist etwas anders: An der Stelle, an der sich sonst eine Tankanzeige befindet, findet sich nun die Anzeige für die Befüllung des 18 Kilogramm großen Erdgastank. Darüber zeigen vier Balken, ob der Benzintank (maximal 13 Liter) gefüllt ist. Da VW einen Verbrauch von 5,8 Kilogramm Erdgas auf 100 Kilometern verspricht, sollte also eine Reichweite von rund 450 Kilometer machbar sein.
Bevor wir die Frage beantworten können, ob sich der EcoFuel für eine Geschäfts- oder Urlaubsreise eignet, testen wir ihn im Münchner Stadtverkehr. Das Ergebnis: Der Erdgas-Touran fährt sich wie jedes andere Auto auch. Nur VWs Verbrauchs-Versprechen kann er nicht ganz einhalten: Im Autobahnbetrieb genehmigt sich der EcoFuel zwischen sieben und acht Kilogramm auf 100 Kilometern, im dichten Stadtverkehr noch ein wenig mehr. Trotzdem geht die Rechnung angesichts des derzeitigen Erdgas-Preises von ca. 90 Cent pro Kilogramm nicht nur für Vielfahrer auf. Benzinpreise auf Rekordniveau unterstreichen die Entscheidung für den EcoFuel. Hinzu kommt das reine Umweltgewissen, bedingt durch den niedrigen CO2-Ausstoß.
Dann simulieren wir einen Kurzurlaub nach Salzburg und beschließen, das Navigationssystem zu testen. Es schickt uns auf kürzesten Weg zu einer ARAL-Tankstelle. Dort angekommen, müssen wir jedoch feststellen, dass die Erdgas-Säule außer Betrieb ist. ,,ARAL streitet mit Linde", so die lapidare Antwort des Tankwarts. Also doch nicht voll tanken und gleich nach Salzburg - mit Zwischenziel Erdgastankstelle... Genau hier liegt derzeit noch das Problem des Erdgasantriebs: Während sich Flüssiggas (auch Autogas oder LPG genannt) inzwischen immer mehr durchsetzt und das Tankstellennetz entsprechend wächst, muss man seine Route als Erdgas-Fahrer etwas besser planen: Knapp 3.000 LPG-Tankstellen stehen rund 750 Erdgas-Säulen gegenüber.
Wir fahren also weiter. Das Navigationssystem sagt uns, dass sich in der Nähe des Irschenberges, also fast auf halber Strecke, eine Erdgastankstelle befindet. Kurz vor dem Ziel jedoch sagt eine Leuchtschrift, dass der Erdgastank leer ist. Ohne diesen Hinweis wäre das Umschalten auf eine andere Kraftstoffsorte nicht aufgefallen. Ohne Ruckeln oder Sonstiges hat der EcoFuel unkompliziert und unmerkbar auf Benzin umgeschaltet und die letzen fünf Kilometer bis zur nächsten Tankstelle überbrückt.
Dort angekommen, das allererste Auftanken: unspektakulär und kinderleicht... und vor allem sauberer als bei jeder Benzinsorte. Ungewohnt: Es wird in Kilogramm gemessen. Ungewohnt auch der Preis: 0,92 Euro pro kg.
Der Rest ist aus den anderen Touran-Modellen bekannt. Das Fahrwerk gibt sich straff, aber komfortabel gefedert, die Lenkung direkt und präzise, die manuelle Fünfgang-Schaltung knackig. Der Touran EcoFuel ist ein Auto für geduldige Sparfüchse, die die typischen VW-Tugenden schätzen und gerne ein breites Grinsen auflegen, wenn sie wieder für 16 Euro voll getankt haben.
