Lexus LS 600h L - Angriff aus Fernost

, 08.11.2007


Es klingt nach einer stillen Revolution, wenn im etablierten Revier der Oberklasse-Zwölfender ein 650 Volt-Elektromotor drauf und dran ist, die ,,Hubraum-Gesellschaft" in die Co2-Sackgasse zu treiben.

Der Angriff kommt mit einem roten Punkt auf weißer Fahne und nennt sich ,,Lexus LS 600h". Ein ,,High-Tech-Vollhybrid" mit insgesamt 445 PS und einem versprochenen Durchschnittsverbrauch von gerade einmal 9,3 Liter und somit nur 219 Gramm Co2 pro Kilometer. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Langweiliger Grünkernkloß? Oder innovatives ,,Mega-Tamagotchi"? ...Wohl eher Zweites, denn die Rückfahr-Kamera schaltet sich selbst bei Vollgas im Rückwärtsgang nicht ab - das kommt dem Begriff ,,Plug and Play" schon sehr nahe!

Intelligentes Doppelherz
5,15 Meter lang und 2,3 Tonnen schwer. Die Langversion des LS 600h kostet saftige 107.350 EUR. Sie ist nicht nur optisch ein Brummer. Nein, sie ist es auch technisch.
Der Fünf-Liter-V8-Benziner leistet 394 PS. Ihm hilft ein wassergekühlter 650-Volt-Eletromotor mit 224 PS beim Beschleunigen. 394 plus 224 macht 618 PS? Nicht hier, das Hybridsystem leistet insgesamt 445 PS. Grund: Die Motoren sind über eine Kraftweiche verbunden und wirken nie gleichzeitig mit voller Leistung auf das stufenlose Getriebe. Damit so viel Kraft nicht unnütz in Rauch aufgeht, verfügt der Lexus über ein intelligentes Allradsystem. Ein ,,Torsen-Differenzial" verteilt den Kraftfluß zwischen Vorder- und Hinterachse von ,,30 zu 70" bis ,,50 zu 50". Sind die Akkus voll geladen und das Gaspedal am Bodenblech, soll der Hybride in 6,3 Sekunden auf 100 stürmen. Doch wie funktioniert das System in der Praxis?

Herzkasper bei Vollgas
Okay. In der Stadt bietet es klare Vorteile. Gerade beim Stop and Go-Verkehr spart der zusätzliche Elektromotor deutlich an Sprit, da das Benzinaggregat nur unwesentlich Leistung beisteuern muss. Doch wehe, es geht auf die Autobahn oder Landstraße, dem eigentlichen Zuhause dieser Fahrzeuggattung. Hier kommt der Elektromotor Ratz-Fatz an seine Grenzen. Zu schnell sind die Akkus leer, viel zu lange dauert es, bis sie wieder voll sind. Zwangspause für das Elektro-Herz! Die unterstützende Kraft ist dahin, der Benziner muss im Solobetrieb orgeln und der Verbrauch jagt in die Höhe - auf bis zu 18 Liter. Zudem merkt man: Hier ist nur ein Achttöpfer am Werk, wenngleich erstaunlich kraftvoll und stimmgewaltig. Ein klarer Komfort- und Image-Nachteil gegenüber der etablierten 12-Zylinder-Konkurrenz.

Die Konkurrenz
Erster im Bunde: Der Audi A8 W12. Ebenfalls Allradantrieb, 450 PS stark und mit dem Wert von 5,1 über eine Sekunde schneller auf 100. Kostenpunkt: 113.000 Euro. Durchschnittsverbrauch: 14,7 Liter.
Mercedes lässt seinen ,,Top-Sternenkrieger" sogar mit Zwölf Biturbo-Kolben springen. 517 PS, 830 Newtonmeter bei 1900 Umdrehungen und in 5,2 Sekunden auf 100! Da qualmt`s überall: 151.000 Euro Grundpreis bei 16 Liter Durchschnittsverbrauch!
Und das Münchner Kindl? Mit 445 PS ist der BMW 760i auf Augenhöhe mit dem Lexus, beim Sprint auf 100 mit 5,5 Sekunden aber klarer Endrohr-Sieger. Für 119.000 EUR und mit 13,4 Liter Durchschnittsverbrauch gar nicht mal so üppig!

Fazit
Licht und Schatten beim Lexus 600h: Wer möchte, kann sparsam Strecke machen, doch wenn der Gasfuß juckt, ist die Konkurrenz nicht trinkfreudiger. Dazu die Konkurrenz aus dem eigenen Lager: Der LS 460 ohne Hybrid-Technik. Er kostet 17.000 Euro weniger, ist 300 Kilo leichter und beschleunigt schneller auf 100. Sein EU-Verbrauch? Nur zwei Liter mehr!

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