Vandoorne: "Die Formel 1 ist der nächste logische Schritt"

, 05.12.2014

Stoffel Vandoorne fühlt sich nach seiner ersten GP2-Saison bereit für die Formel 1: Die Zusammenarbeit mit McLaren habe ihm sehr geholfen

Mit vier Rennsiegen, vier Pole-Positions bei den letzten vier Qualifyings und der Vize-Meisterschaft war Stoffel Vandoorne der Aufsteiger der GP2-Saison 2014. Der 21-Jährige Belgier ließ viele erfahrene Kollegen hinter sich und klopft nun mit Nachdruck an die Türe der Formel 1, die sich für den McLaren-Junior bereits ein Stück weit geöffnet hat.

Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' blickt Vandoorne auf seinen Aufstieg im Formelsport sowie seine GP2-Saison zurück und erklärt, warum er sich für den Einstieg in die Formel 1 bereit fühlt. Außerdem schildert der Belgier, in welchen Bereichen er von seiner Zusammenarbeit mit McLaren profitiert, warum der Unterschied der Formel 1 zur GP2 gar nicht so groß ist und berichtet von steigender Motorsportbegeisterung in seinem Heimatland.

Frage: "Stoffel, eine fantastische Saison liegt hinter dir, in der du insbesondere in einer hart umkämpften GP2 mit fünf Pole-Positions und vier Siegen deine Klasse gezeigt hast..."

Stoffel Vandoorne: "Ja es war eine gute Saison für uns. Es hat schon in Bahrain mit einem Sieg begonnen, dann hatten wir aber ein paar schwierige Rennen in Barcelona und Monaco wo wir wichtige Punkte verloren haben und daher leider nicht mehr wirklich ins Titelrennen eingreifen konnten."

"Zumindest haben wir uns bis zum Ende der Saison hin gesteigert und unsere Stärken gezeigt. Ich denke, wir konnten gerade in den letzten Rennen beweisen, dass wir inzwischen diejenigen sind, die es zu schlagen gilt."

Reifenmanagement ein Schlüssel zum Erfolg

Frage: "Es hat seit vielen Jahren keinen Rookie mehr gegeben, der in die GP2 auf einem derart hohen Niveau eingestiegen ist. Was hattest du selbst im Vorfeld dieser Saison erwartet?"

Vandoorne: "Ich wollte ein Titelkandidat sein und, wie schon gesagt, ohne die Probleme in Barcelona und Monaco wäre ich auch einer gewesen."

Frage: "Experten heben deinen weichen Fahrstil hervor, der dich hier auf dem Yas Marina Circuit zu einem dominanten Sieg im Hauptrennen getragen hat. Ist er dein Erfolgsgeheimnis?"

Vandoorne: "Ich habe mit dem Team hart gearbeitet um ganz nach vorne zu kommen, weil wir im Qualifying anfangs noch da und dort Probleme hatten. Dass wir dann am Ende viermal in Serie auf Pole gefahren sind, zeigt, dass wir uns enorm steigern konnten. Und genau darum geht es: Ich fühle mich sehr wohl im Auto, weiß wie man die Reifen umsetzt und sehe trotzdem noch Steigerungspotential - was sehr positiv ist."

Frage: "Auffällig ist für mich vor allem deine Reife, die du bereits in der Renault-World-Series und nun in der GP2 als Rookie an den Tag gelegt hast."

Vandoorne: "Ja, ich fühle mich fahrerisch sehr wohl und denke, dass ich in dieser Saison ein neues Level erreicht habe. Auch die Kommunikation mit dem Team klappt sehr gut und ich verstehe das Auto. Mit Sicherheit ist es die harte Arbeit, die uns so stark macht."

Frage: "Welche Rolle spielt diesbezüglich eigentlich deine Ausbildung bei McLaren?"

Vandoorne: "Seit ich bei McLaren bin, habe ich definitiv eine Menge gelernt. Am Ende sind ja alle Fahrer, die in ein solches Nachwuchsprogramm geholt werden, talentiert, aber dann geht es darum, wie man sich von einem Talent weiterentwickelt, wie man besser wird. Die Unterstützung von McLaren hilft mir da schon sehr."

"Es gibt einen Konditionstrainer, der für mich ein spezielles Fitnessprogramm ausgearbeitet hat und es gibt technische Meetings mit den Ingenieuren, an denen ich teilnehme. Das ist natürlich eine gute Basis für meine Weiterentwicklung. Das Medientraining gehört übrigens auch dazu. Sie versuchen mich also in allen Bereichen zu verbessern."

Es geht auch ohne Formel 3

Frage: "Lass uns einen Blick zurück auf deine wichtigsten Karriereschritte werfen. Wie schwierig war für dich die Umstellung von einem Formel Renault 2.0 auf die Renault-World-Series und dann weiter auf den noch schnelleren GP2?"

Vandoorne: "Ich denke der Sprung vom Renault 2.0 auf das World-Series-Auto war sogar noch größer. Nicht nur wegen der deutlich höheren Motorleistung, sondern auch wegen des enormen Abtriebs, den dieses Auto entwickelt. Es hat schon etwas gedauert, damit das Maximum herauszuholen, obwohl ich schon am ersten Tag des zweiten Tests bei den Schnellsten dabei war."

Frage: "Es ist übrigens interessant, dass du ebenso wie der neue GP2-Champion Jolyon Palmer nie in der Formel 3 gefahren bist..."

Vandoorne: "Ich denke, wenn man ein guter Rennfahrer ist, wird man auf jeden Fall seinen Weg machen. Es ist von daher also nicht unbedingt notwendig, in der Formel 3 zu fahren, auch wenn sie eine gute Serie ist. Die World Series und die GP2 sind auf alle Fälle gut genug, um hier alles zu lernen. Die GP2 ist auch sehr technisch in Bezug auf die Reifen und diese Autos sind schon sehr anspruchsvoll."

Frage: "Du hast ja inzwischen auch erste Testeindrücke von der neuen Formel 1 gesammelt. Wie würdest du das Fahrgefühl beschreiben?"

Vandoorne: "Ich hab in dieser Saison in Barcelona und in Silverstone den McLaren-Mercedes getestet und in Abu Dhabi den McLaren-Honda. Am Ende ist es nur ein nächster Schritt, weil die Formel 1 halt eine Stufe über der GP2 steht. Die Autos haben mehr Leistung und auch eine Spur mehr Abtrieb als der GP2, aber um ehrlich zu sein ist es nur eine logische Steigerung."

Frage: "Nach allem, was ich in dieser Saison von dir gesehen habe, würde ich alles darauf wetten, dass du auch in der Formel 1 einmal ziemlich konkurrenzfähig sein wirst."

Vandoorne: "Ich habe jedenfalls keinen Zweifel daran und fühle mich bereit für die Formel 1. Ich bin mir sicher, dass ich dort ebenfalls einen sehr guten Job machen kann."

Frage: "Wie hat sich inzwischen eigentlich dein Bekanntheitsgrad in Belgien entwickelt, wo ja doch mit Thierry Boutsen und Jacky Ickx eine erfolgreiche Motorsporttradition besteht?"

Vandoorne: "In den letzten beiden Jahren hat sich meine Bekanntheit schon deutlich gesteigert, obwohl sie sich natürlich noch lange nicht auf einem Niveau bewegt, dass ich damit Probleme hätte. Es ist einfach schön, dass mich in meinem Land bereits viele Fans unterstützen und dass sich auch hier wieder etwas entwickelt."

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