Ein Traumsportwagen seiner Zeit war in den 1930er-Jahren zweifellos der legendäre BMW 328, der dank Leichtbau, einer aerodynamischen Linienführung und optimaler Motorisierung 1940 die berühmte Mille Miglia gewinnen konnte. Noch heute hält das BMW 328 Touring Coupé mit 166,7 km/h den Rekord für die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit dieses Rennens. Zum 75. Geburtstag ehrt BMW dieses besondere Modell Concorso d’Eleganza Villa d’Este am Comer See mit einer beeindruckend modernen Fassung: dem BMW 328 Hommage.
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„Mit dem BMW 328 Hommage möchten wir uns vor der Leidenschaft und dem Erfindergeist der Väter des BMW 328 verbeugen“, erklärt Karl Baumer, Leiter der BMW Group Classic. „Sie haben eine Ikone geschaffen, die als Meilenstein in der Geschichte des Automobils gilt.“ Der BMW 328 Hommage überträgt die Prinzipien und den Charakter des Fahrzeugs von damals in die heutige Zeit und zeigt eine mögliche Interpretation, wie die damaligen Konstrukteure Fritz Fiedler und Rudolf Schleicher den BMW 328 in der heutigen Zeit, mit den aktuellen technischen Möglichkeiten gebaut haben könnten.
BMW 328: Leichtbau als Prinzip
Der BMW 328 war ein besonderer BMW, da hier erstmalig konsequent das Leichtbauprinzip bei einem BMW umgesetzt wurde. Wo immer möglich, setzten die Macher die leichtesten und gleichzeitig stabilsten Materialien ein und erreichten so ein Fahrzeuggesamtgewicht von nur 780 Kilogramm.
Um den Leichtbaugedanken des BMW 328 in die heutige Zeit zu übertragen, bestehen große Teile von Exterieur und Interieur des BMW 328 Hommage aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (CFK). Waren damals noch Aluminium und Magnesium die Materialien der Wahl, bietet heute CFK das beste Verhältnis von Gewicht und Stabilität: Das hochfeste Fasergewebe ist leichter als Aluminium und dabei noch stabiler. Wo immer das Material beim BWM 328 Hommage verwendet wurde, ist es auch sichtbar. Über das Gewicht des neuen Konzeptfahrzeugs hüllt sich BMW allerdings in Schweigen.
Auch in der Wahl der anderen Materialien im und am Fahrzeug zeigt sich die zeitgemäße Umsetzung des ursprünglichen Fahrzeugcharakters. Edles Leder, mattes und hochglanz-schwarz poliertes Aluminium sowie das CFK-Interieur visualisieren im BMW 328 Hommage den puren und reduzierten Roadster-Charakter des Sportwagens von damals.
Im Fahrzeug finden sich zudem zahlreiche Details aus dem Rennsport und spielen auf die sehr erfolgreiche Motorsportkarriere des BMW 328 an. So fand die Premiere des Fahrzeugs im Jahr 1936 nicht auf einem Automobilsalon statt, sondern auf der Rennstrecke. Bei seinem ersten Rennen deklassierte der BMW 328 die gesamte, deutlich leistungsstärkere Konkurrenz und dominierte in den folgenden Jahren die Rennstrecken Europas.
Dynamik und Leichtigkeit im Exterieur
Das ausdruckstarke Exterieur-Design des BMW 328 Hommage zeigt die moderne Interpretation eines dynamischen, zweisitzigen Roadsters. Entsprechend seinem Vorbild ist der BMW 328 Hommage reduziert gestaltet und klar als Sportwagen erkennbar: Präzise Linien ziehen sich über die gespannten Flächen des Fahrzeugkörpers. Innerhalb der dynamisch flachen Silhouette entsteht so ein raffinierter Kontrast zwischen der straffen Flächenarbeit und den scharfen Kanten.
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Die starke Keilform beschleunigt das Fahrzeug bereits im Stand, die Hutzen hinter den Sitzen greifen die Linienführung aus der Motorhaube auf und führen sie dynamisch ins Heck weiter. Die Struktur der CFK-Matten verleiht dem Fahrzeug optische Tiefe, die diagonale Linienführung der CFK-Webung unterstreicht die dynamische Formensprache des Roadsters weiter.
Durch die prägnante Webung ist die Carbon-Struktur deutlich sichtbar und unterstreicht den Leichtbaugedanken optisch. Wie auch die ersten Versuchsträger des BMW 328, mit denen das Modell 1936 seinen gelungenen Einstand auf der Rennstrecke feierte und zahlreiche weitere Erfolge verbuchen konnte, besitzt der BMW 328 Hommage keine Türen. Damals wie heute erlauben tiefe Einschnitte den Zustieg ins Fahrzeuginnere.
Die sehr breite und flache Front ist stark dreidimensional gestaltet, großzügige Flächen und präzise Linien verleihen der Front eine starke Skulptur. In der Frontansicht scheint sich die Motorhaube aus CFK von oben um das Fahrzeug zu spannen. Sie umschließt das Fahrzeug und rahmt so die etwas zurückversetzte Frontpartie in einem äußerst markanten Abschwung ein.
Durch die beinahe senkrecht und weit nach unten ziehenden Seitenteile betont die Front gleichzeitig den sehr stabilen Stand des BMW 328 Hommage auf der Straße. Das Fahrzeug wirkt dadurch insgesamt nochmals flacher und dynamischer. Unter der Motorhaube entspringen weitere Flächen, welche die markante Niere oben und unten einbetten, sich um sie falten und daneben die Lufteinlässe formen. Durchbrüche und große Lufteinlässe erzeugen eine optische Leichtigkeit in der Front und zeigen gleichzeitig den hohen Luftbedarf des leistungsstarken Dreiliter-Sechszylindermotors. Die Performance-Daten gab BMW leider nicht bekannt.
Charakteristische Nierenform
Die senkrecht stehende Doppelniere zitiert das schlanke, vertikale Nierendesign der damaligen BMW-Modelle. Der BMW 328 zeigte es damals als einer der ersten BMW. Beim BMW 328 Hommage ist die aufrecht stehende Niere dynamisch in die flache Silhouette integriert. Ungefähr in der Mitte winkelt sie nach hinten ab und fügt sich so in der Seitenansicht in die Haube und den dynamischen Silhouettenverlauf ein; von vorne dagegen ist sie als aufrecht stehende Niere zu sehen.
Die Nierenstäbe sind stärker geschwungen als der Nierenrahmen selbst. Hier findet die sehr rund gestaltete Seitenansicht der ursprünglichen Niere des BMW 328 Anklang. Auch der Nierenrahmen ist sehr dreidimensional ausgeprägt und scheint sich ins Fahrzeuginnere fortzusetzen. Seine Stirnfläche ist hochglänzend poliert, die seitlichen Flächen des Nierenrahmens dagegen sind matt ausgeführt. Hinter den Nierenstäben verhindern schwarze, horizontale Lamellen wie beim 328 vor 75 Jahren die Durchsicht in den Motorraum.
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Sportliche Rückseite - Dynamik am Heck
Das Heck greift die Formensprache der Frontgestaltung auf. Analog zur Front bilden Teile der Seitenwand den Rahmen für die scheinbar aus dem Heck ragenden Gestaltungselemente. Dazwischen sitzen weit außen zwei Heckleuchten in der für BMW typischen L-Form.
Großzügige Öffnungen und Durchbrüche gliedern das Heck und lassen es leicht wirken. Die horizontale Partie unterhalb der Rückleuchten bildet einen Kontrapunkt zur starken Skulptur und betont die Breite des Fahrzeugs. Darunter wölbt sich der Heckbereich stark nach außen. In den zwei großen, vergitterten Luftaustrittöffnungen liegen die kreisrunden Endrohre, die markant aus dem Gitter hervorragen.
Im Exterieur-Design des BMW 328 Hommage finden sich viele Details, die an die erfolgreiche Rennsport-Historie des BMW 328 erinnern. So weist beispielsweise die leicht asymmetrisch gestaltete Windschutzscheibe eine Vertiefung in der Mitte auf, die an die Scheibengestaltung der Rennwagen damaliger Zeit erinnert.
Klassische Details modern interpretiert
Darüber hinaus ziehen sich vier breite Lederriemen über die Motorhaube, sie scheinen unter der seitlichen Schulterfläche durchzutauchen und setzen sich in der Seite fort. Dieses damals als sehr sportlich geltende Detail findet sich entsprechend auch auf dem BMW 328 Hommage. Gemeinsam mit den Halteösen aus hochglänzend poliertem Aluminium setzen die Lederriemen einen edlen Akzent über der recht technisch wirkenden Carbonfaser.
Die modernen Schnellverschlüsse zur Sicherung der Motorhaube übertragen das Rennsportthema in die heutige Zeit. Auf der Hutze hinter dem Fahrer verdeutlichen eine große, silberne „75“ sowie ein kleiner Schriftzug darunter den Anlass für den BMW 328 Hommage. Daneben ragt als prägnantes Detail der aufgesetzte Tankstutzen aus der rechten Seite. Ragt er beim BMW 328 markant aus der Karosserie, zeigt der BMW 328 Hommage ihn in einer etwas integrierteren Interpretation.
Große, prominent dargestellte Einzelrundscheinwerfer erinnern beim BMW 328 Hommage an die erstmals in die Kotflügel integrierten Scheinwerfer des BMW 328. Die dreidimensionale Interpretation dieser Rundscheinwerfer unterteilt sich in vier durchsichtige, zylindrische Elemente, die von LEDs hinterleuchtet werden. Dazwischen symbolisieren zurückversetzte, schwarze Hohlflächen die bei Rennen übliche, kreuzförmige Abklebung der Scheinwerfer. Um die vier Reflektoren herum betont ein beleuchteter Ring das Einzelrunderscheinungsbild des Scheinwerfers.
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Die zweiteiligen Leichtmetallfelgen des BMW 328 Hommage interpretieren das charakteristische Lochmuster der ursprünglichen Felgen auf eine besondere Art und Weise. Auf der konkav gestalteten Felge aus hochglänzend schwarzem Aluminium sitzt eine kontrastfarbig silbergraue Abdeckung aus Glasfaser. Die Innenseiten der schräg eingefrästen Löcher sind hochglänzend poliert und erhalten durch die matte Auflage eine besondere Betonung. Ein Flügelverschluss in schwarzem Chrom mit BMW-Emblem rundet die moderne Interpretation des Rades ab.
Interieur - Klar und reduziert
Das Interieur des BMW 328 Hommage visualisiert die funktionale Leidenschaft, die der BMW 328 bereits damals ausstrahlte. Pur und reduziert ist die Gestaltung des Innenraumes deshalb auch heute. Die gesamte Interieur-Struktur ist aus CFK gefertigt und überträgt den Leichtbaugedanken des BMW 328 optisch wie funktional in den Innenraum. Durch den besonderen Umgang mit dem Material, mit Durchbrüchen und freischwebenden Elementen erzeugen die Flächen und Ebenen das allseits umgebende Gefühl von Leichtigkeit.
Lediglich zwei große Flächen, Layer genannt, bestimmen den Innenraum des BMW 328 Hommage. Beide entwickeln sich aus der Motorhaube und ragen in den Innenraum hinein. Ein Layer streckt sich zum Fahrer hin, öffnet den gesamten Fahrerarbeitsplatz mit Lenkrad, Bedienelementen und Hutze und trennt gleichzeitig Fahrer- und Beifahrerbereich voneinander ab.
Diese räumliche Trennung wird durch ein weiteres Material angezeigt: das elegante, braune Leder erstreckt sich im Fahrerbereich vom Einstieg über den Sitz bis in die Hutze und integriert sich so in die Formensprache des ersten Layers. Auf der Außenseite der Hutze des Fahrers zeigt ein silberfarbenes Logo mit der Zahl „75“ den feierlichen Anlass für den BMW 328 Hommage auch im Interieur.
Der zweite Layer beginnt neben der Hutze, formt einen Schwung zum Beifahrer hin und schwebt dann frei vor ihm. Zwischen Fahrer und Beifahrer erzeugen zahlreiche Durchbrüche in Instrumententafel und Mittelkonsole ein luftiges, verbindendes Raumerlebnis und führen die räumlich voneinander getrennten Fahrer und Beifahrer in einer geschwungenen Gestik wieder ein Stück zusammen. Die Linien der gewebten Carbonfasern ergänzen die Formensprache des Interieurs perfekt.
Authentische Materialien im Cockpit
Neben CFK finden sich mit Leder und Aluminium bewusst nur wenige Materialien im Interieur. Dabei ist jedes Material, wo es verwendet wird, auch zu sehen. Dies verleiht dem BMW 328 eine besondere Authentizität. Der Kontrast zwischen der kühlen und technisch anmutenden Carbonfaser und dem hochwertigen warmen Braun des Leders bestimmt den Innenraum.
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Das weiche Sattelleder besitzt eine feine Narbe mit leichtem Antikfinish. Auf den Sitzen verfeinert das hochwertige Nahtbild die Anmutung der lederbezogenen Sitzschalen nochmals. Die Nähte in der Mitte der Sitzfläche sowie die silbergrauen Doppelkappnähte außen greifen das Pfeifensitzthema früherer Modelle in moderner Art und Weise auf und verleihen dem Sitz mehr Charakter und Tiefe. Aluminium taucht nur an wenigen Stellen auf und ist je nach Ort hochglänzend poliert oder matt satiniert.
Instrumentierung und iPhone-Tripmaster
Ebenso sportlich wie reduziert zeigt sich das Instrumentarium des BMW 328 Hommage. Als einziges Rundinstrument dominiert der prominente Drehzahlmesser die spartanische Instrumentierung. In Anlehnung an das Cockpit des BMW 328 zeigt das Kombiinstrument sportwagentypisch neben der Drehzahl lediglich Öltemperatur, Öldruck und Wassertemperatur an. Rechts neben dem Drehzahlmesser komplettieren Kontrollleuchten und eine Schaltpunktanzeige das Kombiinstrument. Die Gehäuseumrahmung ist in schwarzem Chrom gehalten.
Ergänzt wird das puristische Kombiinstrument durch den sogenannten Tripmaster. Zwei iPhones in speziellen Halterungen übernehmen beim BMW 328 Hommage auf der Instrumententafel weitere Anzeigefunktionen für Fahrer und Beifahrer. In ein Aluminium-Gehäuse integriert, greift das Gehäuse in seiner Form die Gestaltung klassischer Stoppuhren auf und macht durch zwei weitere Öffnungen die beiden Funktionen des Tripmasters zugänglich.
Einerseits fungieren die iPhones als Stoppuhr für die Messung der Rundenzeiten und stellen andererseits ein GPS-gesteuertes Roadbook dar. Durch die Verwendung von zwei iPhones können der Fahrer und der Beifahrer bzw. der Co-Pilot beide Funktionen parallel verwenden. Nach der Fahrt lassen sich die iPhones in den Halterungen auch mitnehmen.
Neben der Instrumentierung und dem Tripmaster finden sich im Interieur des BMW 328 Hommage weitere Themen aus dem Motorsport. Neben der Reduktion auf das Nötigste, um Gewicht zu sparen, verfügt der BMW 328 Hommage außerdem über heute übliche 4-Punkt-Gurte, ergonomische Sitzschalen sowie den „Knochen“, eine Art Not-Aus für die Fahrzeugelektronik zwischen den beiden Sitzen.
ColorRace2010
22.05.2011
Man muss BMW für den Umgang mit seiner Geschichte loben. In den letzten Jahren wurde beinahe jedes bedeutsame Modell eine moderne Interpretion zur Seite gestellt. Egal ob M1, 507 oder 328 Touring-Coupé. Teilweise kommen da recht gewöhnungsbedürftige Fahrzeuge heraus, aber die Ideen sind ganz nett.
ManfredS
23.05.2011
Also mich erinnert die Optik von vorne eher an mein Kaninchen zu Hause :träller:
Turbine
23.05.2011
[QUOTE=ManfredS;152978]Also mich erinnert die Optik von vorne eher an mein Kaninchen zu Hause :träller:[/QUOTE] hehe ... der war gut :evil:
VirusM54B30
23.05.2011
BMW geht mit seiner Vergangenheit super um. Und die "Hommage" an den 507 wurde sogar gebaut - Nämlich der Z8;)
ColorRace2010
23.05.2011
[QUOTE=VirusM54B30;153081]BMW geht mit seiner Vergangenheit super um. Und die "Hommage" an den 507 wurde sogar gebaut - Nämlich der Z8;)[/QUOTE] Ich bin mir sicher, dass das hier jedem klar war.
VirusM54B30
23.05.2011
Der Unterschied ist eben, das der Z8 gebaut wurde und der "M1" und das 328 TC nicht;)
ColorRace2010
23.05.2011
[QUOTE=VirusM54B30;153083]Der Unterschied ist eben, das der Z8 gebaut wurde und der "M1" und das 328 TC nicht;)[/QUOTE] Auch das weiß hier jeder.
Turbine
23.05.2011
[QUOTE=ColorRace2010;153084]Auch das weiß hier jeder.[/QUOTE] Gib dir keine Mühe der Virus ist Bildungsresistent :evil:
ColorRace2010
24.05.2011
[QUOTE=Turbine;153091]Gib dir keine Mühe der Virus ist Bildungsresistent :evil:[/QUOTE] Danke, dass du mich noch mal dran erinnert hast. ;) Irgendwie war mein Glaube in die Menschheit noch zu groß.
Turbine
24.05.2011
[QUOTE=ColorRace2010;153095]Danke, dass du mich noch mal dran erinnert hast. ;) Irgendwie war mein Glaube in die Menschheit noch zu groß.[/QUOTE] Das Gefühl kenne ich, habe es viele Jahre auch vergeblich versucht ... ;)