Absoluten Kult und vermutlich das Synonym für Ford Deutschland stellte der Taunus dar. Insbesondere der genau vor 60 Jahren ins Leben gerufene Taunus 12M verkörperte einen Neuanfang und den Aufbruch in die Moderne mit zu jener Zeit hochmodernen Innovationen. Genau dieses Modell galt als Messlatte in der Mittelklasse und erhielt den legendären Spitznamen „Weltkugel“, abgleitet von dem mittig auf der Motorhaubenkante platzierten Globus. Das „M“ stand zugleich für „Meisterstück“ - und das zurecht.
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Ford Taunus 12M (1952-1959)
Der 1952 erschienene Zweitürer galt als erste Nachkriegsentwicklung der deutschen Tochter des US-Konzerns. Unter dem Namen „Projekt 1“ (P1) begannen die Kölner bereits 1949 mit der Entwicklung einer zeitgemäßen Limousine. Der Quantensprung zu seinem 1939 präsentierten Vorgänger, dem „Buckel-Taunus“, hätte kaum konsequenter ausfallen können. Um nur die wesentlichsten Neuerungen zu nennen: Als erstes deutsches Automobil erschien der Ford 12M in moderner Pontonform und die selbsttragende Karosserie stellte zu jener Zeit geradezu Neuland dar.
Das gefällige, glattflächige Äußere ermöglichte einen komfortablen Innenraum für fünf Personen und ein üppiges Gepäckabteil. Dieses Platzangebot plus die großen Fensterflächen samt gebogener Frontscheibe inspirierte den berühmten Automobil-Grafiker Walter Gotschke zu der Bezeichnung „der fahrende Raum“.
Auch das Fahrwerk war ein Bekenntnis zum Neuanfang: Als erster deutscher Hersteller spendierte Ford dem Neuling 13 Zoll kleine Felgen, was den Schwerpunkt senkte und für mehr Innen- und Gepäckraum sorgte. Diese kurvenfreudigen Räder wurden an der Vorderachse per Einzelradaufhängung an Doppel-Querlenkern geführt. Hellorange leuchtende Blinker vorn statt der überkommenen Winker und Türen mit einem doppelt sicheren Sternschloss stellten zu jener Zeit moderne Sicherheitsmerkmale dar.
Der Motor war indes ein alter, aber nicht veralteter Bekannter. Im neuen Taunus arbeitete der jetzt 38 PS starke 1.2-Liter-Reihenvierzylinder, der bereits im 1935er Ford Eifel und im „Buckel“ sowohl für seine hohe Literleistung als auch für seine lange Lebensdauer gerühmt wurde. Im Ford Taunus 12M ermöglichte das Aggregat eine Höchstgeschwindigkeit von 112 km/h.
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Ford gelang mit dem neuen Mittelklässler ein echtes Meisterstück. Genau dieses Empfinden schlug sich in der Modellbezeichnung nieder, die für die nächsten zwei Jahrzehnte die Modellpalette des Hauses prägen sollte. Der neue Taunus hieß „12“ für den Hubraum von 1,2 Litern und „M“ für „Meisterstück“.
Mehr noch als die hochmoderne Konstruktion stach jedem Betrachter auf Anhieb das prägende Element dieser Baureihe ins Auge: Der mittig auf der Motorhaubenkante platzierte Globus trug dem eigentlichen „P1“ umgehend den Kosenamen „Weltkugel“ ein. Kurz nach der Vorstellung des Zweitürers auf der Frankfurter IAA 1952 ergänzte Ford das Modellangebot um Kombi, Pickup und Kastenwagen. Ab Ende des Debütjahres bereicherten zwei- und viersitzige, vom Karosserieschneider Deutsch umgebaute Cabriolets die Typenvielfalt.
Für den umfassenden Erfolg des intern G13 genannten Modells war aber wohl die Einführung einer Sparversion von größerer Bedeutung. Als Reaktion auf die allgemeine Befindlichkeit des Automobilmarktes in Deutschland spitzte Ford 1953 für besonders kostenorientierte Kunden den Rotstift. Das „M“ aus dem Namenszug sowie weitere Ausstattungsdetails wurden herausgestrichen und die abgespeckte Modellversion brachte Ford als Taunus 12 heraus. Konstruktiv blieb das Auto unverändert, die Ausstattung selbst aber erleichterten die Macher um vermeintlich Verzichtbares.
Hintergrund der Sparversion: Zu dieser Zeit besaßen erst zwei von 100 Deutschen ein eigenes Auto, und gerade die Mittelklasse blieb für viele Normalverdiener vorerst kaum erschwinglich. So besaß der Taunus 12 beispielsweise verschraubte Einzelsitze aus Stahlrohr statt der mondän durchgehenden vorderen Sitzbank. Die modische Lenkradschaltung wich dem unglamourösen Hebel auf dem Kardantunnel. Auch auf die seitlichen Zierleisten ließ sich im Nachkriegs-Deutschland offenbar verzichten. Ob mit oder ohne „M“: Der G13 verkaufte sich prächtig; denn bereits im Juli 1953 lief das 50.000ste Exemplar vom Kölner Band.
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Ford Taunus 15M (1955-1959)
Der erste große Schnitt in der langen Modellhistorie erfolgte 1955. Einerseits zeigte der Taunus jetzt Zähne - nämlich in Form des im Zuge der Modellpflege überarbeiteten Kühlergrill. Vor allem aber debütierte der hochmoderne 1.5-Liter-Motor, zwar nach wie vor mit seitlicher Nockenwelle, aber erstmals mit hängenden Ventilen. Die Kurbelwelle wurde hohl gegossen, um Gewicht zu sparen. Der Motor leistete bei 1498 cm³ Hubraum 55 PS. Das jetzt „G4B“ genannte Meisterstück hieß folgerichtig Taunus 15 M.
Im September 1955 stellte Ford eine deLuxe-Version des Taunus 15M vor. Diese glänzte unter anderem mit sieben senkrechten Chrom-Spangen im Grill, Rückfahrscheinwerfern, Sonnenblenden mit Make-up-Spiegel und - erstmals bei einem deutschen Pkw - einer Lichthupe. Der Ford 15M zählte mit einer Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h zu den schnellsten Limousinen auf Deutschlands Straßen. Im August 1957 glich Ford den 1.5-Liter-Motor dem neu entwickelten Triebwerk der oberen Mittelklasse-Baureihe 17M an und brachte ihn damit konstruktiv auf den neuesten Stand, wobei vor allem „Zylinder-Kopfarbeit“ auf dem Plan stand.
Ford Streifentaunus (1959-1962)
Im Rahmen der letzten großen Modellpflege 1959 kehrte die gesamte Baureihe, inklusive der 1.5-Liter-Modelle, noch einmal zum Namen „12M“ zurück. Es handelte sich um den sogenannten „Streifentaunus“ mit der markanten weißen Lackierung zwischen Zierleiste und unterer Türsicke. Den eigenständigen Spitznamen verdiente sich diese Variante, weil in den letzten drei Produktionsjahren die berühmte Weltkugel nicht mehr über dem Kühlergrill prangte.
Das (nie so bezeichnete) „Projekt 1“ von Ford prägte mehr als ein Jahrzehnt Automobilgeschichte und trug wesentlich zur Massenmotorisierung in Deutschland bei. Innerhalb von 11 Jahren baute Ford in Köln über 560.000 Exemplare, rund 330.000 davon mit dem 1.5-Liter-Triebwerk. Erst 1962 machte der Taunus P1 dem frontgetriebenen P4 Platz. Viele Innenraumdetails des Nachfolgers dürften Kennern des G13/G4B allerdings sehr bekannt vorkommen.