Ford Taunus 12M/15M: Heute Kult - Das Meisterstück mit der Weltkugel

, 10.12.2012


Absoluten Kult und vermutlich das Synonym für Ford Deutschland stellte der Taunus dar. Insbesondere der genau vor 60 Jahren ins Leben gerufene Taunus 12M verkörperte einen Neuanfang und den Aufbruch in die Moderne mit zu jener Zeit hochmodernen Innovationen. Genau dieses Modell galt als Messlatte in der Mittelklasse und erhielt den legendären Spitznamen „Weltkugel“, abgleitet von dem mittig auf der Motorhaubenkante platzierten Globus. Das „M“ stand zugleich für „Meisterstück“ - und das zurecht.

Ford Taunus 12M (1952-1959)

Der 1952 erschienene Zweitürer galt als erste Nachkriegsentwicklung der deutschen Tochter des US-Konzerns. Unter dem Namen „Projekt 1“ (P1) begannen die Kölner bereits 1949 mit der Entwicklung einer zeitgemäßen Limousine. Der Quantensprung zu seinem 1939 präsentierten Vorgänger, dem „Buckel-Taunus“, hätte kaum konsequenter ausfallen können. Um nur die wesentlichsten Neuerungen zu nennen: Als erstes deutsches Automobil erschien der Ford 12M in moderner Pontonform und die selbsttragende Karosserie stellte zu jener Zeit geradezu Neuland dar.

Das gefällige, glattflächige Äußere ermöglichte einen komfortablen Innenraum für fünf Personen und ein üppiges Gepäckabteil. Dieses Platzangebot plus die großen Fensterflächen samt gebogener Frontscheibe inspirierte den berühmten Automobil-Grafiker Walter Gotschke zu der Bezeichnung „der fahrende Raum“.

Auch das Fahrwerk war ein Bekenntnis zum Neuanfang: Als erster deutscher Hersteller spendierte Ford dem Neuling 13 Zoll kleine Felgen, was den Schwerpunkt senkte und für mehr Innen- und Gepäckraum sorgte. Diese kurvenfreudigen Räder wurden an der Vorderachse per Einzelradaufhängung an Doppel-Querlenkern geführt. Hellorange leuchtende Blinker vorn statt der überkommenen Winker und Türen mit einem doppelt sicheren Sternschloss stellten zu jener Zeit moderne Sicherheitsmerkmale dar.

Der Motor war indes ein alter, aber nicht veralteter Bekannter. Im neuen Taunus arbeitete der jetzt 38 PS starke 1.2-Liter-Reihenvierzylinder, der bereits im 1935er Ford Eifel und im „Buckel“ sowohl für seine hohe Literleistung als auch für seine lange Lebensdauer gerühmt wurde. Im Ford Taunus 12M ermöglichte das Aggregat eine Höchstgeschwindigkeit von 112 km/h.

Ford gelang mit dem neuen Mittelklässler ein echtes Meisterstück. Genau dieses Empfinden schlug sich in der Modellbezeichnung nieder, die für die nächsten zwei Jahrzehnte die Modellpalette des Hauses prägen sollte. Der neue Taunus hieß „12“ für den Hubraum von 1,2 Litern und „M“ für „Meisterstück“.

Mehr noch als die hochmoderne Konstruktion stach jedem Betrachter auf Anhieb das prägende Element dieser Baureihe ins Auge: Der mittig auf der Motorhaubenkante platzierte Globus trug dem eigentlichen „P1“ umgehend den Kosenamen „Weltkugel“ ein. Kurz nach der Vorstellung des Zweitürers auf der Frankfurter IAA 1952 ergänzte Ford das Modellangebot um Kombi, Pickup und Kastenwagen. Ab Ende des Debütjahres bereicherten zwei- und viersitzige, vom Karosserieschneider Deutsch umgebaute Cabriolets die Typenvielfalt.

Für den umfassenden Erfolg des intern G13 genannten Modells war aber wohl die Einführung einer Sparversion von größerer Bedeutung. Als Reaktion auf die allgemeine Befindlichkeit des Automobilmarktes in Deutschland spitzte Ford 1953 für besonders kostenorientierte Kunden den Rotstift. Das „M“ aus dem Namenszug sowie weitere Ausstattungsdetails wurden herausgestrichen und die abgespeckte Modellversion brachte Ford als Taunus 12 heraus. Konstruktiv blieb das Auto unverändert, die Ausstattung selbst aber erleichterten die Macher um vermeintlich Verzichtbares.

Hintergrund der Sparversion: Zu dieser Zeit besaßen erst zwei von 100 Deutschen ein eigenes Auto, und gerade die Mittelklasse blieb für viele Normalverdiener vorerst kaum erschwinglich. So besaß der Taunus 12 beispielsweise verschraubte Einzelsitze aus Stahlrohr statt der mondän durchgehenden vorderen Sitzbank. Die modische Lenkradschaltung wich dem unglamourösen Hebel auf dem Kardantunnel. Auch auf die seitlichen Zierleisten ließ sich im Nachkriegs-Deutschland offenbar verzichten. Ob mit oder ohne „M“: Der G13 verkaufte sich prächtig; denn bereits im Juli 1953 lief das 50.000ste Exemplar vom Kölner Band.

Ford Taunus 15M (1955-1959)

Der erste große Schnitt in der langen Modellhistorie erfolgte 1955. Einerseits zeigte der Taunus jetzt Zähne - nämlich in Form des im Zuge der Modellpflege überarbeiteten Kühlergrill. Vor allem aber debütierte der hochmoderne 1.5-Liter-Motor, zwar nach wie vor mit seitlicher Nockenwelle, aber erstmals mit hängenden Ventilen. Die Kurbelwelle wurde hohl gegossen, um Gewicht zu sparen. Der Motor leistete bei 1498 cm³ Hubraum 55 PS. Das jetzt „G4B“ genannte Meisterstück hieß folgerichtig Taunus 15 M.

Im September 1955 stellte Ford eine deLuxe-Version des Taunus 15M vor. Diese glänzte unter anderem mit sieben senkrechten Chrom-Spangen im Grill, Rückfahrscheinwerfern, Sonnenblenden mit Make-up-Spiegel und - erstmals bei einem deutschen Pkw - einer Lichthupe. Der Ford 15M zählte mit einer Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h zu den schnellsten Limousinen auf Deutschlands Straßen. Im August 1957 glich Ford den 1.5-Liter-Motor dem neu entwickelten Triebwerk der oberen Mittelklasse-Baureihe 17M an und brachte ihn damit konstruktiv auf den neuesten Stand, wobei vor allem „Zylinder-Kopfarbeit“ auf dem Plan stand.

Ford Streifentaunus (1959-1962)

Im Rahmen der letzten großen Modellpflege 1959 kehrte die gesamte Baureihe, inklusive der 1.5-Liter-Modelle, noch einmal zum Namen „12M“ zurück. Es handelte sich um den sogenannten „Streifentaunus“ mit der markanten weißen Lackierung zwischen Zierleiste und unterer Türsicke. Den eigenständigen Spitznamen verdiente sich diese Variante, weil in den letzten drei Produktionsjahren die berühmte Weltkugel nicht mehr über dem Kühlergrill prangte.

Das (nie so bezeichnete) „Projekt 1“ von Ford prägte mehr als ein Jahrzehnt Automobilgeschichte und trug wesentlich zur Massenmotorisierung in Deutschland bei. Innerhalb von 11 Jahren baute Ford in Köln über 560.000 Exemplare, rund 330.000 davon mit dem 1.5-Liter-Triebwerk. Erst 1962 machte der Taunus P1 dem frontgetriebenen P4 Platz. Viele Innenraumdetails des Nachfolgers dürften Kennern des G13/G4B allerdings sehr bekannt vorkommen.

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Ford-News
Ford Mustang Cobra Jet Concept

Ford Mustang Cobra Jet Concept: Neue Wege zur …

Bis zum heutigen Zeitpunkt sorgte Ford dafür, dass der Mustang Cobra Jet seiner Konkurrenz immer einen Schritt voraus war und das soll sich beim erfolgreichsten, serienbasierten Dragrace-Fahrzeug in Zukunft …

Ford EcoSport

Ford EcoSport: Der Mini-SUV kommt 2013 nach Europa

Ford rüstet sich für die Zukunft und bringt 2013 den komplett überarbeiteten EcoSport nach Europa. Der verbrauchsgünstige Mini-SUV auf Fiesta-Basis vereint die praktischen Vorteile eines Kompaktwagens mit …

Ford Fiesta Facelift 2013

Ford Fiesta Facelift 2013: So aufregend und sparsam …

Der kleine Ford Fiesta stellt eine große Säule im Portfolio von Ford dar. Zum Modelljahr 2013 tritt das mit ausdrucksstarken Charakterzügen aufgefrischte Erfolgsmodell mit einer Palette von gleich sieben …

Ford Mondeo 2013 Fließheck

Ford Mondeo 2013: Ein ganz großer Wurf

Eine neue emotionale Formensprache mit Biss kennzeichnet die 5. Generation des Ford Mondeo, der ab der zweiten Jahreshälfte 2013 in Deutschland auf den Markt kommt. Der neue Mondeo sieht nicht nur sehr gut …

Ford Mustang Modelljahr 2013

Ford Mustang: Erste Details - Ab 2014 kommt die …

Die Sensation ist perfekt: Lange mussten die Fans des Ford Mustang darauf warten, das berühmte Pony Car über einen Ford-Händler hierzulande erwerben zu können. Chevrolet machte es mit dem Camaro vor, jetzt …

AUCH INTERESSANT
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

AUTO-SPECIAL

GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

Während sich in Deutschland die Mobilität noch im Umbruch zum Elektroauto befindet, wird in China bereits an der nächsten großen Offensive gearbeitet: der Wasserstoffantrieb für Autos - und das …


TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit Mega-Reichweite
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit …
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger Verbrauch
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger …
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo