VW Bulli: Das Comeback eines automobilen Lebensgefühls

, 05.03.2011


Als absoluter Kult lässt sich zweifellos der VW Bus bezeichnen. Die Deutschen nannten ihn Bulli, die Amerikaner Microbus - ein Freund, der alles mitmachte. Er kam mit zum Surfen und war treuer Begleiter auf jedem Weg. Er war ein Auto, das man liebte und in dem man lebte. 1950 debütierte er als T1, Transporter 1, und mit ihm ein bestechend einfaches Design. Jetzt interpretiert Volkswagen die kompakte Ur-Form dieser automobilen Legende neu und katapultiert sie als Concept Car in die Zukunft für eine neue Generation des Bullis.


Der neue Bulli, angetrieben von einem , ausgestattet mit sechs Sitzplätzen und einer Info-/Entertainment-Steuerung via iPad. Die Studie hat das Potential, neben dem Caddy, Touran, Sharan und seinem großen Pendant - dem Multivan - eine neue, fünfte Van-Baureihe zu begründen. Der neue VW Bulli ist stylisch, aber kann er auch mit seinen kompakten Maßen tatsächlich mit dem funktionellen und geräumigen Ur-Bulli das Wasser reichen?

Bulli: Die Idee entstand vor 64 Jahren

Ohne den niederländischen Volkswagen-Importeur Ben Pon wäre es vermutlich nie zum T1 und damit auch nicht zur neuen Bulli-Studie in Genf gekommen; denn Pon war es, der am 23. April 1947 in sein Notizbuch einen kompakten Bus zeichnete. Eigentlich stülpte der Niederländer eher die simple Silhouette eines stark verkürzten Linienbusses über den Radstand eines Käfers und malte in das Heck ein „m" für den Motor. Fertig: Der weltweit erste Van war geboren. Große Ideen brauchen meist nur wenige Striche, dann aber eine engagierte Umsetzung. Die Volkswagen-Designer formten aus der Skizze den Bus, der mit dem charakteristischen „V" in der Front zur automobilen Ikone avancierte.

Das Konzept des Bullis folgt der maximalen Raumausnutzung, dem charakteristischen „V" samt VW-Zeichen in der Frontpartie und klaren Proportionen. Die Gestaltung der neuen Studie korrespondiert dabei mit den Gesetzmäßigkeiten der neuen Volkswagen Design-DNA. Retro? Wohl kaum.

Design: Moderne Hommage an einen Kult

Die Neuauflage des VW Bulli ist 3,99 Meter lang, 1,75 Meter breit und 1,70 Meter hoch. Der T1 war länger und höher, dafür schmaler. Mit einem Radstand von 2,62 Metern nutzt der Bulli die Gesamtlänge sehr gut aus. Markant sind zudem die im Verhältnis zur Fahrzeugbreite großen Spurweiten des Bullis: vorn und hinten 1,50 Meter.

 

Wie einst der legendäre Samba-Bus aus dem Jahre 1964, trägt auch der neue Bulli eine Zweifarbenlackierung - in diesem Fall Weiß und Rot. In Weiß gehalten ist das „V" der Motorhaube; denn statt des Heckantriebs mit Boxermotor wie beim Samba, besitzt der Bulli einen vor der Vorderachse angeordneten Elektromotor mit Frontantrieb. Hier ist es ein kompakter Integralantrieb, unter anderem ausgestattet mit den Komponenten E-Motor, Hochleistungs-Pulswechselrichter und 12-Volt-Bordnetz-DC/DC-Wandler.


Im Stile der Volkswagen Design-DNA horizontal ausgelegt sind die schmalen Doppelscheinwerfer mit L-förmigen LED-Tagfahrlichtern und den außen als „umgekehrtes" L angeordneten LED-Blinkern. Zwischen den Scheinwerfern in der Motorhaube befindet sich wie eh und je das VW-Zeichen. In der Ebene darunter folgen, wieder in einer horizontalen Linie, die Lufteinlässe zur Versorgung des Innenraumes und für die Kühlung der Batterie oder für die alternativ fest eingeplanten, konventionellen Antriebe.

Abschließend rundet der nahtlos in die Frontpartie integrierte Stoßfänger das Design ab. Seitlich weist er jeweils einen großen Nebel-Rundscheinwerfer, mittig einen weiteren Lufteinlass und unten einen in schwarz gehaltenen Frontspoiler auf, dessen Linie seine Fortführung in den Seitenschwellern findet.

Die Zweifarbenlackierung prägt ebenfalls die Seitenpartie. In Weiß gehalten ist der komplette Bereich oberhalb der sogenannten Charakterlinie. Aus den Kotflügeln heraus verläuft dabei ein weißer Streifen bis in die markanten D-Säulen; oben ist die komplette Dachpartie in diesem Farbton lackiert. Prägnant zeichnet sich als Kontrast zwischen den weißen Partien die durchgängige Fensterfront ab. Hier fallen die optisch filigranen und in Schwarz ausgeführten Dachsäulen auf. Rot lackiert sind die aus der Fensterlinie hervorstechenden Außenspiegelkappen.

Unterhalb der Charakterlinie schließt sich der rote Karosseriebereich an. Designelemente wie die markanten Radläufe, die zusätzliche Modulation in den Türflächen über den Seitenschwellern und die seitlich mit minimalen Fugen umlaufenden Scheinwerfer sind Details, die fertigungstechnisch in dieser Form bei einem T1 nicht möglich gewesen wären. Hinter den Schwellern im Sandwichboden verborgen: Die Lithium-Ionen-Batterie des 1.450 Kilo wiegenden Bullis. Praktisch in Zugrichtung öffnend: die weiß lackierten Türgriffe. Schön wirken die 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, deren Mitte eine stilisierte, verchromte Radkappe als Hommage an den Bus von einst bildet.

 

Die Volkswagen Design-DNA dominiert mit ihren waagerechten Linien auch die Heckpartie des neuen Bullis. Von unten nach oben betrachtet, erschließt sich über dem in Wagenfarbe lackierten Stoßfänger, inklusive schwarzem, stilisierten Diffusor, die über die gesamte Fahrzeugbreite reichende Heckklappe. Zentral in der Mitte, jedoch kleiner als in der Frontpartie: das VW-Zeichen. Hinter der Heckklappe erschließt sich bei voller Ausnutzung aller sechs Sitzplätze der in diesem Fall 370 Liter große Kofferraum.


Reiner Elektro-Antrieb: Bis zu 300 Kilometer mit einer Batterieladung

Dank modernster Antriebstechnologien ist das VW Bulli Concept ein sogenanntes Zero-Emission-Vehicle; denn die Studie wird, wie skizziert, elektrisch angetrieben. Lokal emissionsfrei liefert der des Vans 85 kW / 116 PS und souveräne 270 Nm Drehmoment. Wie üblich bei dieser Antriebsform, steht die maximale Kraft aus dem Stand heraus zur Verfügung.

Mit Energie versorgt wird der lautlose Motor von einer maximal 40 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie. Diese elektrisierende Kombination ermöglicht eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Wird die Batterie des Bullis an einer speziell für Elektro-Fahrzeuge ausgelegten „Stromzapfsäule" aufgeladen, soll das in weniger als einer Stunde geschehen.

In 11,5 Sekunden beschleunigt der neue Bulli von 0 auf 100 km/h; bei 140 km/h erreicht der Volkswagen die Höchstgeschwindigkeit (elektronisch abgeregelt). Reichweite und Fahrleistungen machen den Kompaktvan nicht nur zur Empfehlung für die kurze Strecke - vielmehr ist er prädestiniert, auch das Gros der beruflichen Pendler und die meisten Freizeitaktivitäten ohne lokale Emissionen zu begleiten.

Natürlich sind alternativ die extrem effizienten Benzin- und Diesel-Direkteinspritzer von Volkswagen Teil des Konzeptes. Motoren mit 1,0 oder 1,4 Liter Hubraum, sparsam und doch stark - Downsizing wie es im Buche steht. Für alle, die mit einem minimalen Kraftstoffverbrauch maximale Distanzen zurücklegen wollen.

Innenraum: Auto und iPad verschmelzen

Wie das Karosseriedesign, so wird auch das Interieur durch Klarheit geprägt. Der Innenraum - dank Panoramadach bei Tag lichtdurchflutet - birgt zudem einige Überraschungen. Wie einst der T1, ist auch der neue Bulli vorn dank des flachen Bodens mit einer durchgängigen Sitzbank ausgestattet. Hinten bietet der Van Platz für Drei.

 

Clou in Sachen Info- und Entertainment: In der Mittelkonsole dient ein herausnehmbares iPad als multifunktionaler Touchscreen. Parallel zu den internetbasierten iPad-Applikationen und der Mediathek lassen sich hiermit Funktionen wie die Bluetooth-Freisprecheinrichtung und das Navigationssystem steuern. Direkt in die iPad-Halterung integriert sind die Bedienelemente der Klimaanlage sowie der zentral angeordnete Warnblinkschalter.


Alle Cockpitdetails sind übersichtlich und selbsterklärend gestaltet. Quer über die gesamte Breite verläuft ein Band mit Belüftungsöffnungen. Vor dem Fahrer erschließt sich der als Halbkreis ausgeführte Tacho. Hier ebenfalls via halbrundem Multifunkions-Farbdisplay einseh- und über Multifunktionstasten im und am Lenkrad steuerbar: Navigationssystem, Telefon, Bordrechner und Mediathek. Die komplette Einheit aus Tacho und Multifunktionsdisplay kommuniziert zudem mit dem iPad. Ein System des legendären Gitarren- und Verstärkerherstellers Fender aus den USA sorgt dafür, dass die Musik klingt, als wäre sie live.

Was es im Bulli nicht gibt, ist ein Drehzahlmesser (braucht bei einem Elektromotor niemand) und ein konventioneller Schalt- oder Wählhebel (braucht bei einem Elektrofahrzeug auch niemand). Letzteres ersetzt hier ein Drehschalter rechts am Cockpit, über den der Vor- und Rückwärtsgang aktiviert wird. Gleichzeitig startet und stoppt man über eine Taste in diesem Schalter den Motor. Als Pendant kommt auf der anderen Seite des Cockpits ein Drehschalter zum Einsatz, über den der Fahrer die Lichtfunktionen regeln kann.

Im Handumdrehen entsteht aus den Sitzen eine Liegefläche

Beifahrer- und Mittelplatz (2/3) der vorderen Sitzbank lassen sich klappen; die Rücksitzbank kann komplett umgeklappt werden. Bei umgeklappter Rücksitzbank erhöht sich das Ladevolumen auf bis zu 1.600 Liter. Darüber hinaus - hier schlägt der neue Bulli eine Brücke zu seinen legendären Ahnen - kann man die Sitzanlage mit wenigen Handgriffen in eine großzügige Liegefläche verwandeln. Damit wird aus dem kompakten Van ein kompaktes Reisemobil, respektive das Gefährt für den Wochenendtrip.

Ebenso wichtig dürfte für viele Nutzer eines Kompaktvans die Tatsache sein, dass die Sitzanlage nicht nur variabel ist, sondern hohen Komfort bietet. Die Sitzposition ist angenehm hoch und entsprechend entspannt. Ganz nebenbei ergibt sich eine optimierte Sicht nach vorn. Zur Entspannung an Bord trägt ferner die Tatsache bei, dass der Neuzeit-Bulli mit allen erdenklichen Sicherheitsfeatures ausgestattet ist.

1 Kommentar > Kommentar schreiben

07.03.2011

Ich glaube, der würde mir in einem netten Retro Style besser gefallen :cool: Ich kann mich noch an den Gumball Buli mit dem Porsche Motor erinnern, der in Wien über die Ringstraße geschoben wurde, weil der Motor zu heiß geworden war ;)


Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere Volkswagen-News

VW Golf VI Cabrio: Die Stoffmütze kehrt zurück

Nach fast 10 Jahren kehrt das VW Golf Cabrio auf die Straße zurück. Von 1979 bis 2002 auf Basis des Golf I und Golf III gebaut, kommt ab Juni 2011 das Golf VI Cabrio zu einem Einstiegspreis ab 23.625 Euro …

Mit einer spektakulären neuen Rennversion kehrt der VW Golf auf die Nürburgring-Nordschleife zurück.

VW Golf24: Der neue Renn-Golf für das große …

Comeback in der „Grünen Hölle“: Mit einer spektakulären neuen Rennversion kehrt der VW Golf auf die Nürburgring-Nordschleife zurück. Für das legendäre 24-Stunden-Rennen vom 25. bis 26. Juni 2011, eine der …

delta4x4 dachte sich: Warum nicht den VW Amarok zu einem Offroad-Giganten umbauen?

VW Amarok: Das Giganten-Tuning von delta4x4

Das Leben steckt voller Aufgaben, die der VW Amarok als Pickup mit Offroad-Ansprüchen eindrucksvoll meistert und dies bereits als Begleitfahrzeug auf der legendären Rallye Dakar gleich zweimal bewies. Der …

Optisch wie technisch überarbeitet zeigt sich der VW Tiguan mit einem Facelift.

VW Tiguan Facelift: Vorverkauf beginnt bereits vor …

Der neue VW Tiguan steht früher als erwartet in den Startlöchern. Fallen die Hüllen des optisch wie technisch überarbeiteten Kompakt-SUV erst auf dem Genfer Automobilsalon (03.03.2011 - 13.03.2011), beginnt …

Sportlich präsentiert sich der VW Touareg II mit dem neuen R-Line-Ausstattungspaket ''Exterieur''.

VW Touareg R-Line Exterieur: Für eine sportliche …

Zielstrebig präsentiert sich der VW Touareg II mit dem neuen R-Line-Ausstattungspaket „Exterieur“, das den Auftritt des Offroaders auf elegante Weise sportlich schärft. Mit markant gestalteten Front- und …

AUCH INTERESSANT
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

AUTO-SPECIAL

GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China

Während sich in Deutschland die Mobilität noch im Umbruch zum Elektroauto befindet, wird in China bereits an der nächsten großen Offensive gearbeitet: der Wasserstoffantrieb für Autos - und das …


TOP ARTIKEL
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den Unterschied
BYD Seal U Test: Kampfpreis - das macht den …
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit Mega-Reichweite
GWM WEY 03 Test: Plug-in-Hybrid mit …
News-Abo
Jeden Morgen kostenlos per E-Mail:
Aktuelle Artikel
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger Verbrauch
Bridgestone Turanza 6: Sommerreifen für weniger …
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW ID.7 GTX Tourer: Alle Infos - der erste Check
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
VW Golf R 2024: Power-Spritze zum 50sten
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
World Car of the Year 2024: Die Top 3 ist enthüllt
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China
GWM: Bezahlbare Wasserstoffautos aus China


Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo