Er sieht fast zu brav aus. Doch hinter der sympathischen Fassade des Fiat Panda 4x4 steckt einer der kleinsten echten Geländewagen der Welt, der sich keineswegs hinter den Großen zu verstecken braucht und dazu noch deutlich günstiger in der Anschaffung ist. Die Preise beginnen bereits ab 16.390 Euro. Kann dieser Panda die Großen im richtigen, natürlichen Gelände sogar ärgern? Wir testeten den neuen Panda 4x4 abseits befestigter Straßen, sauten ihn ein und rückten ihm mächtig auf die Pelle. Um es vorwegzunehmen: Der Kleine besitzt Qualitäten, die viele so nicht vermuten würden.
Der Boden ist vom Regen aufgeweicht. Keine platt gefahrenen Feldwege, sondern abgeschiedene Forstwege in großen Wäldern, die durch Berghänge, rutschige Laubschichten und tiefe, schlammige Furchen bestechen, durch die sich sonst geländegängige Forstfahrzeuge wühlen oder dies eher Geländewagen vom Schlage einer Mercedes G-Klasse zuzutrauen wäre und nicht diesem niedlichen Panda. Mit der Erlaubnis eines Försters dürfen wir uns jedoch dort austoben und den neuen Fiat Panda 4x4 richtig herannehmen.
Für dieses Abenteuer ist der auf einem Kleinwagen basierende Fiat Panda 4x4 bestens gerüstet: Unser Testwagen besitzt den 1,3 Liter großen Multijet-Turbodiesel, der 75 PS bei 4.000 Touren und ein maximales Drehmoment von 190 Nm bereits bei 1.500 U/min zur Verfügung stellt und damit ein um 30 Prozent höheren Drehmoment als sein Vorgänger bietet. Wie einen großen Offroader stattet Fiat den Panda 4x4 mit einem permanenten Allradantrieb und einem modernen Sperrdifferenzial aus. Die Kraftübertragung erfolgt über ein manuelles 5-Gang-Getriebe mit speziell abgestimmten Gängen.
Dass der Allrad-Panda ins Gelände gehört, unterstreichen das höhergelegte Fahrwerk, vorne und hinten ein Unterbodenfahrschutz sowie die breite Rundum-Beplankung, die optisch Akzente setzt und vor Stößen gegen die Türen schützt. Im Gegensatz zum Vorgänger integrierten die Macher darüber hinaus die Auspuffendrohre in die Karosserielinie, so dass der Unterboden des Wagens perfekt geschützt ist. Brünierte 15-Zoll-Leichtmetalfelgen mit Reifen im Format 175/65 R15 M+S sorgen für den Kontakt zum Boden.
Extra für den Offroad-Einsatz entwickelte Fiat das Fahrwerk neu. Die Radaufhängungen eines Allrad-Fahrzeuges müssen zwei wesentliche Aufgaben erfüllen: alle positiven Eigenschaften eines konventionell angetriebenen Fahrzeuges wie Komfort, Handling, Straßenlage und Sicherheit, aber auch verbesserte Fähigkeiten zur Bewältigung unterschiedlichster Gelände bis hin zum Offroad-Einsatz. Fiat gelang der Spagat von Offroad-Performance und Komfort mit einer McPherson-Einzelradaufhängung für die Vorderachse und einer unabhängigen Verbundlenkerachse hinten.
Ab ins Gelände: Qualitäten wie ein großer Offroader
Es geht los: Vor uns ein Hang und aufgeweichter Waldboden, den das feuchte Herbstlaub bedeckt. Locker fährt der Panda 4x4 hoch - in einer Kurve leicht wegrutschend auf der dicken, nassen Laubschicht. Doch der Kleine fängt sich sofort und zeigt, wie locker er Hänge erklimmen und am Berg anfahren kann. Dazu tragen der extra niedertourig ausgelegte erste Gang für ein besseres Anfahren am Berg und das geringe Gewicht des Fahrzeuges von nur 1.190 Kilogramm bei. Bis zu knapp 70 Prozent Steigung sollen sogar möglich sein.
Serienmäßig besitzt der Fiat Panda 4x4 außerdem eine elektronische Stabilitätskontrolle mit Sperrdifferenzial. Dieses System bietet weitere Unterstützung während der Fahrt und beim Anfahren auf rutschigem Untergrund, wie zum Beispiel Matsch, Schnee und Eis. Das Sperrdifferenzial arbeitet mit Bremseingriff auf die Räder, welche die Haftung verlieren (oder mehr als die anderen rutschen). So wird die Antriebskraft auf diejenigen Räder übertragen, die höhere Gripwerte aufweisen. Diese Funktion lässt sich über einen Schalter hinter dem Ganghebel manuell aktivieren und ist bei Geschwindigkeiten unter 50 km/h wirksam.
Als wir vor einer vom Regen regelrecht aufgeweichten Passage mit tiefem, wässrigem Schlamm und Kuhlen anhalten, kommt der Förster angeprescht. Der Weidmann vermutete, wir hätten uns festgefahren; denn er kenne die Stelle nur zu gut. Noch keine Gefahr, aber wir wollen die Situation provozieren und der Förster ist neugierig, wie sich der Panda machen wird.
Immer in Bewegung, geht es rein in das Matschbad, das zusätzlich Kuhlen im Untergrund kennzeichnen. Mit seinem permanenten Allradantrieb und der Differentialsperre scheut der kleine Fiat vor keiner Schwierigkeit zurück. Der Allradantrieb mit zwei Differentialen, davon eines per Knopfdruck sperrbar, wird von einer elektronischen Steuerung geregelt, die Fahrzeugsignale entsprechend der Bodenhaftung auswertet und die Antriebskraft gleichmäßig proportional auf die Vorder- und Hinterachse verteilt. Wenn benötigt, leitet das System bis zu 60 Prozent des früh anliegenden Drehmomentes an die Vorderräder und 40 Prozent nach hinten. Zum Vergleich: Im herkömmlichen Straßeneinsatz sind es 98 Prozent vorne und 2 Prozent hinten.
Der Fiat Panda 4x4 bezwingt das Matschbad problemlos - auch dank 21 Zentimetern Bodenfreiheit, die das Meistern dieser Passage mit den Vertiefungen überhaupt erst ermöglichte. Wenn erforderlich, legt sich der Allrad-Panda auch gerne mit ganz anderen Terrains in den Bergen an, bei denen der Böschungswinkel von 21 Grad vorne sowie 36 Grad hinten für ein gutes Passieren schwieriger Passagen sorgt. Zum Vergleich: Die deutlich teurere Mercedes G-Klasse besitzt ebenfalls eine Bodenfreiheit von 21 Zentimetern sowie Böschungswinkel von 36 Grad vorn und 27 Grad hinten.
Zeit für einen begeisterten Förster
Pure Begeisterung beim Förster, der uns jetzt verrät, dass er selbst sogar die Vorgänger-Generation des Panda 4x4 fuhr und nun noch interessierter ist und sich das Auto genauer anschaut. Dabei spricht der Förster einen wichtigen Punkt an: „Im dichten Wald schätzte ich bei meinem Panda neben der Geländetauglichkeit und Wendigkeit insbesondere die kompakten Maße. Ich konnte zwischen Bäumen durchfahren, wo die großen Geländewagen gar nicht erst durchgekommen wären.“ Da schauen die Fahrer einer G-Klasse dumm in die Wäsche, wenn der Panda frech im Dickicht verschwindet.
In der Tat, der fünftürige Fiat Panda 4x4 ist lediglich 3,68 Meter lang, 1,67 Meter breit und 1,60 Meter hoch. Den Radstand gibt Fiat mit 2,30 Metern an. So lassen sich bei Besorgungen in der Stadt praktischerweise sogar kleine Parklücken nutzen. Auf dem Weg in den Großstadtdschungel ist der Allrad-Panda mit dem 75 PS starken Turbodiesel bis zu 159 km/h flott und begnügt sich, so Fiat, im Idealfall durchschnittlich mit 4,7 Litern Diesel pro 100 Kilometer, wozu die tadellos funktionierende Start-Stopp-Automatik beiträgt. Im Geländeeinsatz schnellt der Verbrauch, abhängig vom individuellen Fahrstil und vom Gelände, allerdings hoch, sollte aber noch immer signifikant unter dem Konsum von Fullsize-SUVs liegen.
onlinemotor
28.02.2013
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