Mazda3 MPS Test: „Mazda mach Platz da“ - aber nicht mit diesem Kameraden

, 20.08.2012


Den abgedroschenen Spruch „Mazda mach Platz da“ hat sicherlich jeder schon einmal gehört. Auch als klar war, dass der Mazda3 MPS für zwei Wochen unseren Redaktionsalltag bereichern sollte, hörten wir diesen Spruch aus der ein oder anderen Ecke. Doch was dann kam, ließ alle anfänglichen Stichler, Pöbler und markenverblendeten Neidhammel verstummen. Als der in „Tornadorot Metallic“ lackierte Mazda3 MPS in Lauerstellung auf dem Hof stand und mit seiner großzügig dimensionierten Lufthutze klar machte, dass hier einige Pferdchen schlummerten und zum Leben erweckt werden wollen, war das Interesse schnell groß.

Leistung satt und ein Turbo-Motor der alten Schule

Der Mazda3 MPS wird von einem 2.3 MZR DISI Turbo-Motor mit Benzindirekteinspritzung befeuert. Die aus dem 4-Zylinder mit der unaussprechlichen Bezeichnung generierten Leistungsdaten gehen dann wieder runter wie Butter: Das Triebwerk entwickelt 260 PS bei 5.500 U/min und ein maximales Drehmoment von 380 Nm, das bei 3.000 U/min anliegt. So ausgestattet, beschleunigt der MPS in nur 6,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h.

Das macht der Mazda3 MPS nicht in der mittlerweile üblichen weichgespülten Form ohne großartig erkennbare Zugunterbrechung, nein, der MPS ist ein Vertreter der alten Turbo-Schule. So vergeht nach dem Schaltvorgang erst einmal eine Gedenksekunde bis der Ladedruck wieder zur Verfügung steht und den Fahrer mit bis zu 1,0 bar Ladedruck nach vorne katapultiert. Dabei hatten wir während des zweiwöchigen Tests besonders viel Spaß, wenn wir die Leistung in höheren Gängen abriefen und der Mazda3 MPS unaufhaltsam die Tachonadel nach oben hetzte.

Sogar in den niedrigeren Gängen bereitet es viel Freude, beherzt das Gaspedal durchzudrücken; denn die mechanische Differenzialsperre (Sperrwirkung 25 Prozent) sorgt dafür, dass die Kraft über die Vorderräder auf die Straße gebracht wird, insbesondere in den Kurven. Die Betonung liegt hier jedoch auf „versucht“; denn sobald es auch nur ein bisschen feucht auf der Straße wird, ist der Fahrer permanent mit durchdrehenden Rädern in niedrigen Gängen konfrontiert. Da hilft eine aktive Regelung der Füllung und des Ladedrucks nur bedingt weiter, um plötzliche Drehmomentspitzen zu unterdrücken. Das fühlt sich zwar nicht unbedingt schlecht an, zeugt es doch von überschüssiger Potenz, ist aber für das klassische Ampelduelle eher weniger geeignet.

Über ein manuelles 6-Gang-Schaltgetriebe, das sich gut schalten lässt, wird die Kraft dann übertragen und über die 18-Zoll-Aluminium-Räder, welche die Felgen-Optik des Mazda RX-8 zitieren, auf die Straße gebracht. Leider trennte die Kupplung bei unserem Test nicht immer ganz sauber, dafür waren wir vom durchschnittlichen Spritverbrauch positiv angetan, der sich in dem zweiwöchigen Test und ca. 2.000 gefahrenen Kilometern bei unter 10 Litern pro 100 Kilometer einpendelte.Das ist trotz recht sportlicher Fahrweise nahezu Werksangabe und verdient damit ein besonderes Lob. Mazda gibt den Verbrauch im Mittel mit 9,6 Litern an.

Die elektrohydraulische Servolenkung stellt in Abhängigkeit von Fahrgeschwindigkeit und Lenkwinkel die passende Lenkunterstützung zur Verfügung: je geringer die Fahrgeschwindigkeit, desto höher die Lenkunterstützung. Bei höherem Tempo nimmt dagegen die Servounterstützung ab und bietet ein solides, verlässliches Lenkgefühl. In der Praxis kann das noch nicht ganz überzeugen, so wünscht man sich an der ein oder anderen Stelle ein direkteres und weniger nervöses Lenkverhalten, schneidet aber dennoch insgesamt recht gut ab.

Optisch sticht der Mazda3 MPS durch seine auffällige Lufthutze auf der Motorhaube, die dem Ladeluftkühler gekonnt Frischluft zufächert, und der mächtigen „Biertheke“ am Heck hervor. Der Auftritt ist Geschmackssache, aber der mächtige Heckspoiler sorgt für Abtrieb an der Hinterachse, was ein stabileres Fahrverhalten auch bei höheren Geschwindigkeiten ermöglicht.

Abgerundet wird das Heck des MPS durch eine Duplex-Auspuffanlage mit jeweils einem Endrohr rechts und links. Leider zeigen sich die Sound-Designer bei Mazda sehr verhalten, so dass es zwar dezent brummig aus dem Auspuffduo tönt, aber eine richtig sportliche oder gar aggressive Note bleibt dem Mazda leider verwehrt. Hier ließe sich bei zukünftigen Versionen noch einmal nachlegen, um den Gang zum Tuner des Vertrauens zu ersparen.


Im Innenraum ist noch Optimierungspotential vorhanden

Wenig sportlich geht es im Innenraum zu, worüber auch das rote MPS-Logo im Tachometer oder die rote Kontrastnaht am Lenkrad, dem Schaltbalg und den Sitzen nicht hinwegtäuschen können. Zwar bietet der Mazda3 MPS sportlich anmutende Sitze, die im Praxistest leider relativ wenig Seitenhalt bieten. Alles in allem ist der Innenraum mehr auf Komfort als auf Sportlichkeit ausgelegt und es fehlt im Detail.

So sind zum Beispiel die Fensterheber weder als solche beschriftet noch in der Nacht beleuchtet, was zu einem richtigen Versteckspiel führen kann, wenn man sich die Positionen noch nicht eingeprägt hat. Das ganze Armaturenbrett scheint mit Knöpfen förmlich übersät zu sein, deren Sinn sich teils erst nach eingehendem Studium der Betriebsanleitung erschließt.

In puncto Ergonomie muss der Mazda3 MPS noch zulegen; denn der am Lenkrad angebrachte Tempomat muss über nicht weniger als fünf verschiedene Knöpfe bedient werden. Andere Hersteller kommen mit deutlich weniger Schaltern, Tasten oder Hebeln aus. Insgesamt fehlt die Liebe zum Detail, was die Japaner beim Mazda3 MPS sicherlich noch weiter verbessern dürften.

Verblüffen konnte uns der Wagen an dieser Stelle dennoch. Trotz der eher bescheiden anmutenden Haptik des Innenraumes besitzt der Mazda3 MPS serienmäßig den Spurwechselassistenten RVM, eine Freisprecheinrichtung mit Spracherkennung und Bluetooth, Licht- und Regensensoren, eine Klimaanlage, eine Sitzheizung, einen Tempomaten und eine beheizbare Frontscheibe.

Lediglich die Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlicht, das BOSE-Centerpoint-Sound-System, das Navigationssystem und die „Keyless Entry“-Funktion waren bei unserem Testwagen aufpreispflichtig. Die Basis-Ausstattung kann sich im Vergleich zur Konkurrenz sehen lassen und besticht durch eine großzügige Üppigkeit.


Sportlicher Kompaktwagen konkurrenzlos im Preis

Die Serienausstattung erweist sich bereits für 27.400 Euro als weitgehend komplett: Stets an Bord befinden sich ein CD-Radio, eine Klimaautomatik, ein Tempomat und Sportsitze. Für weitere 2.400 Euro gibt es ein "Plus"-Paket mit Bose-Stereoanlage, Bi-Xenon-Scheinwerfern sowie schlüssellosem Zugangssystem.

260 PS für weit unter 30.000 Euro stellen ein überzeugendes Sonderangebot und für sportlich versierte Fahrer der alten (Turbo-)Schule ein echtes Highlight dar. Wer noch schneller unterwegs sein möchte, muss meist viel mehr Geld auf den Tisch legen. Selbst ein vergleichbar flotter VW Scirocco R kostet 34.325 Euro, der Golf R - allerdings mit Allradantrieb - schlägt gar mit 36.825 Euro zu Buche. Somit steht der Mazda 3 MPS in dieser Konstellation recht konkurrenzlos da.


Technische Daten Mazda3 MPS:

Antrieb: Frontantrieb | Hubraum: 2.261 cm³ | Leistung 191 kW (260 PS) bei 5.500 U/min | Drehmoment 380 Nm bei 3.000 U/min | Vmax: 250 km/h (elektronisch begrenzt) | Beschleunigung: 0-100 km/h 6,1 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 9,6 l/100km | CO2-Ausstoß: 224 g/km | Preis: 27.400 Euro.

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