Dominostein Red-Bull-Ausstieg: Auch Pirelli erwägt Abschied

, 30.09.2015

Sportchef Hembery nennt einen möglichen Rückzug "gewaltiges Desaster" - Bernie Ecclestone nimmt Drohungen ernst - Dritte Autos für Toto Wolff "eine Notlösung"

Die Formel 1 ohne Red Bull ist für viele Fans kaum vorstellbar. Vor dem Hintergrund der bisher ergebnislosen Suche nach einem neuen Antriebspartner erhält die Drohkulisse aber konkrete Züge - auch, was eine mögliche Kettenreaktion in der Königsklasse betrifft. Erster Wackelkandidat wäre Reifenzulieferer Pirelli, denn dessen Sportchef Paul Hembery erklärt einen Ausstieg bereits jetzt zum "gewaltigen Desaster" und sagt über das Engagement der Italiener: "Es würde uns mächtig nachdenken lassen."

Hembery lobt Red Bull für seine Talentförderung und die Aufmerksamkeit, die das Team außerhalb der Formel-1-Welt auf sich zieht - etwa mit Showruns in Städten in wirtschaftlich aufstrebenden Schwellenländern, die für Pirelli Wachstumsmärkte bedeuten. "Ich weiß, dass Leute glauben, Teams würden kommen und gehen, aber wir reden von einem sehr ernsthaften Investment, das Red Bull seit vielen Jahren tätigt", erklärt der Brite seinen Gedankengang. "Das würde den Sport dramatisch schwächen."

Dem Neueinsteiger Haas Formula traut es Paul Hembery nicht zu, zügig an die prominente Stelle des Brauseriesen zu treten, zumal mit Toro Rosso auch die zugehörige Juniormannschaft gefährdet ist. "Zwei qualitativ hochwertige, gut finanzierte und professionelle Teams zu verlieren, muss Sorgen bereiten", unterstreicht er. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sofortigen Ersatz gäbe." Für Pirelli hingegen schon, schließlich bewirbt sich auch Michelin um den Formel-1-Zuschlag ab der Saison 2017.

Hembery ist deshalb der Meinung, dass Zampano Bernie Ecclestone - bekannt als Unterstützer Pirellis - alarmiert sei. Aus Sicht des Sportchefs wäre der drohende Dominoeffekt nicht bei Pirelli beendet: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass er unsere Denkweise kennt. Jeder andere Sponsor wird ähnlich denken." In der Tat zeigt sich Ecclestone gewarnt, wenn er der 'Times' über den zunehmend unzufriedeneren Red-Bull-Patron Dietrich Mateschitz sagt: "Er hat wohl genug von allem, was da passiert."

Der 84-Jährige weiter: "Ich tue alles, was ich kann, damit Red Bull bei uns bleibt, aber es muss sich schnell etwas bewegen. Er meint es ernst, wenn er sagt, er würde die Formel 1 verlassen, wenn sich nichts verbessert." Ecclestone vermutet, dass Mercedes und Ferrari das ehemals dominante Team der Szene nicht mit Motoren beliefern wollten, weil sie die Befürchtung hätten, Red Bull zu alter Stärke zu verhelfen.

Einen Schritt weitergedacht: Würden Red Bull und Toro Rosso zusammenpacken, wären ab 2016 nicht mehr zehn, sondern nur noch neun Teams in der Formel 1 engagiert. So wären plötzlich auch die Pläne für Drei-Autos-Teams wieder aktuell. "Für mich persönlich ist die Idee spannend", findet Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, der mit den Silberpfeile nach Ferrari und McLaren als erste Mannschaft gefragt wäre. "Ich hätte zwar lieber Red Bull und dritte Autos - dann also 27 oder 28 Wagen im Feld - und einige aussichtsreiche Talente, trotzdem bleibt es eine Notlösung", so Wolff.

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