Ferrari geknickt: Stark begonnen, stärker nachgelassen

, 07.06.2014

Alonso glaubt, dass es im Qualifying nicht an ihm lag und es für die Scuderia nur mit riskanter Strategie nach vorne geht - Räikkönen räumt Fehler ein

Dass Ferrari auf dem Hochgeschwindigkeits-Kurs von Montreal im Qualifying keine italienischen Pinien entwurzeln würde, war den meisten Experten schon im Vorfeld des Kanada-Grand-Prix klar. Dass die Scuderia am Samstag neben Mercedes und Red Bull den beiden Williams-Piloten den Vortritt lassen musste, bedeutete aber einen Rückschlag für Fernando Alonso (1:15.814 Minuten; +0,940 Sekunden) und Kimi Räikkönen (1:16.214 Minuten; +1,340 Sekunden). Der Spanier geht von Rang sieben ins Rennen, sein Teamkollege von der zehnten Position.

Alonso ist sich nicht sicher, ob er von einer Enttäuschung sprechen soll: "Ja und nein. Freitags sind wir immer in den Top 3, aber nie im Qualifying", hadert der Ex-Weltmeister und erkennt einen unterschiedlichen Ansatz bei Ferrari: "Wir wissen, dass wir eine etwas andere Herangehensweise an die Wochenenden haben. Klar ist, dass die Qualifyings dann immer ein harter Brocken werden." Offenbar gelingt es der Konkurrenz deutlich besser, sich auf eine schnelle Runde vorzubereiten: "Jetzt waren auch Red Bull und Williams überraschend gut, wir aber nicht schnell genug."

Entsprechend ist sich Alonso sicher, mit dem siebten Platz das eigene Limit erreicht zu haben. "Die Runde war sehr, sehr gut, überraschend gut. Es sind sechs Autos vor uns und da sind sie ja nicht erst in Q3 gelandet", argumentiert er mit einem durchgängigen Leistungsdefizit, spricht aber auch von Verbesserungen am Auto in den vergangenen Wochen.

Räikkönen: Sah schlimm aus, war aber passabel

Auch Räikkönen hat schon bessere Tage erlebt. "Das war nicht einfach", pustet der Finne durch und räumt ein, dass er nicht fehlerfrei arbeitete: "Eine perfekte Runde hinzubekommen ist sehr schwierig, weil man rutscht und dann schlecht aussieht. Dann habe ich die Randsteine erwischt und Zeit verloren." Hinzu kamen langsame Fahrzeuge, die er auf seiner gezeiteten Runde überholen musste. "Sie gingen aus dem Weg, aber sie waren natürlich noch immer auf der Bahn. Das hat nicht geholfen, aber so läuft es eben."

Und zwar nicht rund. "Es war schon das ganze Wochenende über so. In Q3 hatte ich dann nur noch einen Satz Reifen und keine tolle Runde", so Räikkönen, der nach eigener Aussage in einem zweiten Versuch deutlich hätte zulegen können. "Trotzdem hätte es das Bild nicht auf den Kopf gestellt." Der 34-Jährige hofft nach den Eindrücken des Freitags auf mehr Tempo auf den Longruns und die Updates, die Ferrari mit nach Kanada gebracht hat: "Der Kurs liegt uns nicht. Es hat aber im Vorfeld noch schlimmer ausgesehen, als es letztendlich war."

Ferrari muss bei der Motorabdeckung zurückbauen

Alonso will mit einer raffinierten Strategie am Sonntag doch noch die Wende schaffen: "Bestenfalls haben wir eine gute Temperaturprognose und wählen die Reifen, die unter diesen Bedingungen am besten sind", schielt er auf die Pneus. "Gestern sah es noch danach aus, als sollte der weiche Reifen der für das Rennen sein, aber bei den hohen Temperaturen heute funktioniert auch der superweiche ziemlich gut. Wenn das der Fall ist, könnten wir umdisponieren und einen zusätzlichen Stopp in Kauf nehmen - aber wir müssen irgendetwas tun, um nach vorne zu kommen."

Am Start lassen sich laut dem Asturier hingegen weniger Positionen gutmachen, weil es dem Circuit Gilles Villeneuve an einem harten Bremspunkt am Ende der Start- und Zielgeraden mangelt. "Wir werden mehr oder weniger in zwei Reihen fahren", blickt er voraus und fordert mindestens WM-Punkte, bestenfalls der direkten Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen. Verzichten muss Ferrari auf die neue Motorabdeckung, die am Freitag zwar für Performance gesorgt hatte, aber ein Überhitzen verursachte - das Risiko eines Renneinsatzes wäre zu groß, also wurde zurückgebaut.

Alonso hofft, das Problem bis zum Rennen in Silverstone in vier Wochen gelöst zu haben. "Man muss das Beste aus dem machen, was man hat", stellt er fest. "Manchmal läuft alles rund, aber bei den drei oder vier jüngsten Grands Prix ist das nicht der Fall gewesen. Immerhin haben wir noch ein ordentliches Qualifying hinbekommen." Räikkönen hofft im Rennen auf David Lloyd, der als Ingenieur eigens für ihn vom Testteam in die Rennoperation befördert wurde. "Das ist ähnlich zu den jüngsten Veränderungen im Team, als wir versucht haben, die Abläufe zu vereinfachen. Wir arbeiten bisher gut zusammen, aber es ist nicht die große Veränderung", meint der Stoiker aus Finnland.

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