Hülkenberg trotzt Ferrari-Korb: "Bereit, um Siege zu kämpfen"

, 24.05.2014

Der 26-Jährige ist mit seinem Saisonstart zufrieden, wünscht sich aber das ersehnte erste Podium - Verpasste Ferrari-Chance war schnell abgehakt

Erst Williams, dann Force India, zwischenzeitlich Sauber und fast Ferrari: Nico Hülkenberg hat in seiner Formel-1-Karriere in Sachen Arbeitgeber eine Menge ausprobiert und scheint mit seinem zweiten Wechsel zum Vijay-Mallya-Rennstall vieles richtig gemacht zu haben. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' schildert der Emmericher, warum er sich bei der Truppe wohlfühlt und er seinen indischen Boss schätzt, der erste Podiumsplatz der Königsklassen-Karriere derzeit aber ein Stück entfernt ist.

Frage: "Nico, im Gegensatz zu deinem Teamkollegen Sergio Perez fehlt dir in diesem Jahr noch ein Podestplatz. Nervt dich das?"

Nico Hülkenberg: "Bahrain war schon blöd und eine dumme Geschichte. Die Leistung war vorhanden und ich hätte es ebenso erreichen können. Bahrain war aber nicht mein Wochenende, da war ich nicht beim Maximum. Das war bisher in diesem Jahr das einzige Mal. Man versucht natürlich immer, das Maximale herauszuholen und wünscht sich immer ein Podium. Im Moment ist es aber so: zwei Plätze sind vorne für Mercedes reserviert, dann kommen die zwei Red Bull und dann Ferrari. Wir kloppen uns mit allen anderen darum, was noch dahinter kommt."

Frage: "Wie ist die Gemütslage in dieser Phase der Saison? Habt ihr eine gute Grundlage, aber nicht immer das Optimum herausgeholt?"

Hülkenberg: "Doch, ich finde schon, dass wir das Optimum herausgeholt haben - bis auf Bahrain eben. Barcelona wurde durch ein technisches Problem etwas geschmälert. Ansonsten kann man ein positives Fazit ziehen. In der WM sieht es gut aus, so viele Punkte hatte ich zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch nie. Wir haben schon Highlights gesetzt."

Wenn die "Großen" nochmal klopfen...

Frage: "Hast du also mit dem Wechsel zurück zu Force India alles richtig gemacht?"

Hülkenberg: "Kann man so sehen. Es ist im Nachhinein natürlich immer alles einfach zu behaupten. Ende vergangenen Jahres war es schwierig, wirklich einzuschätzen, was passieren wird. Ich bin aber super glücklich im Team, fühle mich wirklich wohl und regelrecht zu Hause. Das Team ist super motiviert, einfach toll."

Frage: "Es gab auch zwischenzeitlich die vage Aussicht auf einen Platz bei Ferrari, aber dann kam Kimi Räikkönen. War das für dich schnell abgehakt, oder hast du dieser Chance länger nachgetrauert?"

Hülkenberg: "Das ist dann schnell abgehakt. Es bringt doch nichts, sich ewig damit zu beschäftigen. Es ist dann Geschichte. Man muss nach vorne schauen, das Leben geht weiter - egal wie. Klar, ich war erst einmal enttäuscht. Dann arbeitet man aber weiter an seiner Karriere und am Erfolg."

Frage: "Wärst du denn bei einer ähnlichen Chance 2015 bereit? Auch aus vertraglicher Sicht?"

Hülkenberg: "Ich bin absolut bereit als Fahrer, um in einem Topauto um Siege zu kämpfen. Alles andere ist Spekulation."

Frage: "Vertraglich wärst du aber 2015 frei?"

Hülkenberg: grinst und schweigt.

Schuldirektor Bernie Ecclestone

Frage: "Vijay Mallya traut dir den WM-Titel zu. Wie ist dein Verhältnis zum Force-India-Boss?"

Hülkenberg: "Zu Vijay habe ich schon immer einen guten Draht. Als ich Ende 2012 das Team verlassen habe und zu Sauber gegangen bin, da gab es kein böses Blut oder irgendwelche Missstimmungen. Ganz im Gegenteil: Ich hatte auch im vergangenen Jahr noch tollen Kontakt zu den Jungs. Wir sind uns sympathisch, es passt halt einfach. In einem Team möchte man sich wohlfühlen. Das macht immer etwas aus."

Frage: "Was ist Vijay für ein Typ? Nach außen wirkt er immer exzentrisch. Wie ist er als Teamboss?"

Hülkenberg: "Vijay hat sehr viel zu tun, ist sehr viel unterwegs. Wenn man ihn aber mal abends erlebt, dann ist er ein sehr geselliger Typ. Er hat gerne Menschen um sich herum, denen er gern etwas Gutes tun und ein gutes Gefühl vermitteln möchte. Wir kommen gut klar. Ihm gehört das Team, aber er ist dennoch nicht derjenige, der im Tagesgeschäft die Fäden zieht. Dafür haben wir andere."

Frage: "Ein anderer Patron der Formel 1 ist Bernie Ecclestone. Wie ist eigentlich das Verhältnis der Fahrer ihm? Ist er euer Schuldirektor?"

Hülkenberg: (lacht) "Passt eigentlich. Wir haben alle großen Respekt vor ihm. Bernie hat in seinem Leben viel geschafft. Er hat die Formel 1 zu dem gemacht, was sie heute ist. Er hat in all den Jahren auch ziemlich viele Leute reich gemacht. Der hat einiges richtig gemacht."

Kein Bedarf, das Rennformat zu ändern

Frage: "Dein Kollege Adrian Sutil hat vorgeschlagen, ob man nicht mal über das Rennformat der Formel 1 nachdenken sollte. Zwei Sprintrennen und ein Ausdauerrennen am Wochenende - wie wäre das aus deiner Sicht?"

Hülkenberg: "Gute Frage, über die ich noch nie wirklich nachgedacht habe. Es ist so, wie es jetzt ist, schon viele Jahre - eigentlich ewig. Von daher laufen solche Sachen halt immer so weiter. Ich denke, man kann alles irgendwie anpassen. Die Frage ist aber: Was hilft es? Verbessert es die Show? Man sollte nichts verändern, nur um eine Veränderung zu haben. Ich sehe da jetzt keinen Bedarf. Wir Fahrer haben da keinen Einfluss drauf. Also muss ich mir auch nicht den Kopf zerbrechen."

Frage: "Wie findest du es eigentlich, über Dinge abseits des Sportlichen zu sprechen - also über Politik in der Formel 1 oder über Pläne? Interessiert dich das, oder willst du lieber mehr über Autos sprechen?"

Hülkenberg: "Naja, wir reden ja schon noch über Autos. Ich denke, so in etwa 80 oder 90 Prozent der Zeit rede ich über das Sportliche. Ich glaube, dass es schon immer so war und immer so bleiben wird, dass auch politische Aspekte in der Formel 1 eine Rolle spielen. Das ist bei jedem Sport halt so, wenn es um so viel Geld geht. Das macht bis zu einem gewissen Grad auch den Reiz aus."

Frage: "Ein Blick in Richtung sportliche Zukunft und die Chancen auf dem Transfermarkt: Ist es vielleicht besser, wenn man zum Ende einer Saison ein besseres Auto hat als am Anfang?"

Hülkenberg: "Das hängt immer auch von den Leuten ab. Wir hatten jetzt gerade die zwei Beispiele im vergangenen Jahr: Force India hatte seinen Leistungshöhepunkt eher am Anfang, wir mit Sauber eher am Ende. Psychologisch ist natürlich die jüngste Vergangenheit immer frischer in Erinnerung als der Anfang - das ist einfach ein bisschen die Natur. Die Leute, die sich richtig mit den Themen auseinandersetzen, können da differenzieren."

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