GPDA: Fahrer-Boykott kein Mittel in der Reifendiskussion

, 02.09.2015

Für die GPDA steht nach den Reifendiskussionen in Spa kein Fahrer-Boykott im Raum - Laut Alexander Wurz ist der Dialog mit Pirelli und der FIA extrem wichtig

Die Reifenschäden von Nico Rosberg und Sebastian Vettel beim Grand Prix von Belgien sorgten für viel Wirbel und Kritik an Pirelli. Am kommenden Wochenende in Monza will Pirelli eine Erklärung für den Platzer beim Ferrari abgeben. Der Schaden bei Rosbergs Mercedes soll durch eine Fremdeinwirkung von außen herbeigeführt worden sein. Vor allem Vettel sparte im Anschluss an das Spa-Rennen nicht mit Kritik und sah seine Sicherheit gefährdet. Wenn der Schaden wenige Meter früher passiert wäre, hätte es einen schweren Unfall in der berüchtigten Eau Rouge geben können.

Reifenplatzer bei über 300 km/h stellen ein Sicherheitsrisiko dar. Die Fahrer müssen sich bei diesen Geschwindigkeiten auf ihr Material verlassen können. Nun steht mit dem Klassiker in Monza das schnellste Rennen des Jahres auf dem Programm. Seit dem Umbau von Hockenheim ist Monza die einzige Highspeed-Strecke im Kalender. Defekte können dort tragisch enden, wie die Historie schon mehrfach gezeigt hat.

Als es im Jahr 2013 in Silverstone zu mehreren Reifenschäden kam, stand anschließend sogar ein Fahrer-Boykott im Raum. Aktuell sieht die Fahrervereinigung GPDA keinen Anlass dafür: "Wir sind weit weg von diesem Szenario", bestätigt Alexander Wurz gegenüber 'Motorsport.com'. Der Österreicher ist der Vorsitzende der GPDA. Seine beiden Vertreter sind Vettel und Jenson Button.

Die GPDA setzt nach den Reifenpannen in Spa-Francorchamps auf den Dialog, der in Monza fortgesetzt wird. "Diese Dinge sind schon vielen Herstellern passiert, nicht nur Pirelli", hält Wurz fest. "Das war bei Michelin und Bridgestone auch der Fall. In der Formel 1 entwickelt sich die Technik konstant weiter und die Kräfte, die auf die Reifen einwirken, können rasch steigen. Es ist eine feine Grenze zwischen Performance und Sicherheit."

"Man muss sich aber immer wieder zusammensetzen und sich fragen, wo diese Grenze ist. Ist man noch drunter oder drüber? Diese konstruktiven Gespräche müssen wir fortsetzen", legt Wurz die Meinung der GPDA klar. Nach Belgien stand die Fahrergewerkschaft mit der FIA und Pirelli in engem Kontakt. Die Sicherheit stand dabei für alle im Vordergrund. In Monza gehen die Gespräche weiter. Die Öffentlichkeit wartet auch noch auf eine genaue Erklärung von Pirelli, warum der rechte Hinterreifen beim Ferrari ohne Vorwarnung platzte.

GPDA setzt auf Dialog

Auch wenn die Wogen seit Spa-Francorchamps hochgingen, versucht Wurz zu glätten: "Es ist ein fortlaufender Dialog, der sehr wichtig für die Evolution des Sports ist. Es ist wichtig, die Standpunkte der Fahrer, von Pirelli und der FIA auszutauschen. Gespräche finden statt, aber in so einer Situation bin ich der Meinung, dass man den Dialog privat halten sollte. Ich kann deswegen nicht auf die Details eingehen. Ich kann aber sagen, dass für alle die Sicherheit der Fahrer die oberste Priorität ist."

Bei den Schäden in Spa wurde der Finger sofort auf Pirelli gerichtet. Die italienische Reifenfirma stand seit dem Formel-1-Comeback im Jahr 2011 schon oft im Kreuzfeuer der Kritik. Reifenschäden gab es in einem Sport, in dem Limits ausgelotet werden, aber schon immer. "Wir geben niemandem die Schuld", betont Wurz deshalb. "Wir wollen wissen wie die Zukunft aussieht und welche Schritte unternommen werden. Das ist noch nicht entschieden."

Bereits in Monza könnte die FIA neue Richtlinien im Umgang mit den Reifen vorschreiben. Bislang kontrolliert man beispielsweise den Sturz und den Reifendruck beim Aufschnallen der Räder, möglicherweise könnte aber auch eine maximale Laufleistung hinzukommen, wenn Pirelli dies aus Sicherheitsgründen vorschlägt.

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