Hamilton am (Track-)Limit: Silverstone-Pole in letzter Sekunde

, 09.07.2016

Lewis Hamilton spielt im Qualifying in Silverstone mit dem Feuer und verliert fast die Pole-Position - Nico Rosberg setzt im Rennen von P2 aus auf einen guten Start

Bei den Buchmachern galt Lewis Hamilton vor der Qualifikation zum Großen Preis von Großbritannien als haushoher Favorit auf die Pole-Position. Letztendlich mussten die Fans des Weltmeisters am Samstagnachmittag allerdings lange zittern, denn obwohl Hamilton auch im Qualifying wieder schneller war als Teamkollege Nico Rosberg, lag der Deutsche bis wenige Sekunden vor Ende der Session auf Pole-Kurs. Grund: Hamiltons erste Q3-Runde wurde wegen Überschreiten der Track-Limits gestrichen.

"Es war nicht das sauberste Qualifying", gesteht der Mercedes-Pilot anschließend. Bis wenige Sekunden vor Ende stand der Champion in Q3 noch komplett ohne Zeit da - und behielt dennoch die Nerven. "Ich hatte eine gute Pace, und meine vorletzte Runde war sehr gut, aber leider wurde sie gestrichen. Ich berührte den Randstein und wurde dadurch noch weiter herausgezogen", berichtet er.

"Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich ganz draußen war, aber das Auto setzte auf und sprang quasi über die Linie. In der letzten Runde hatte ich deshalb eine Menge Druck. Ich saß in der Garage und wusste, dass ich die Jungs nicht enttäuschen darf. Die zweite Runde war dann nicht ganz so gut, aber ich musste vorsichtig sein, weil ich eine Zeit setzen musste. Zum Glück habe ich es geschafft", atmet Hamilton durch.

Auch Pole-Runde grenzwertig

Obwohl seine Runde nicht optimal war, war Hamilton letztendlich 0,319 Sekunden schneller als Rosberg. Und Hamilton hatte Glück: In Luffield war der Brite erneut mit allen vier Rädern neben der Strecke, doch in dieser Kurve drückten die Rennkommissare im Qualifying bei allen Piloten ein Auge zu, und so durfte er seine Zeit dieses Mal behalten. Beim ersten Mal war er in Copse zu weit draußen, wo die FIA an diesem Wochenende eine Null-Toleranz-Politik fährt.

"Du musst eben auf der Strecke bleiben", weiß auch Niki Lauda und ergänzt: "Seine letzte Runde war sensationell, aber es war schon wieder sehr eng." Bei 'RTL' erklärt er: "Das ist ganz knapp, aber da fehlen 10 Zentimeter, das habe ich schon in der Box gesagt. Natürlich könnte uns Lewis da weniger Herzklopfen bereiten, indem er ein bisschen weiter drin bleibt."

Teamchef Toto Wolff erklärt bei 'Sky', dass es "gerechtfertigt" sei, dass man Hamiltons erste Rundenzeit in Q3 gestrichen habe. "Es war nicht einfach, weil die Rennleitung teilweise erst sehr spät gekommen ist und wir nicht wussten, ob die Runde jetzt in oder out war", so der Österreicher. "Erfreulich ist erst einmal, dass wir keine Kollision hatten", lacht Wolff im Hinblick auf das Qualifying.

"Das wäre die nächste Steigerungsstufe. Ich bin wirklich happy. Wir haben Performance im Auto, Silverstone ist sehr aussagekräftig, weil es ein bisschen was von allem beinhaltet. Der Motor spielt nicht so eine große Rolle, es geht vor allem um Abtrieb in den schnellen Kurven, auch um mechanischen Grip in den langsamen Kurven. Das haben wir geschafft, darüber bin ich froh", so Wolff.

Rosberg will beim Start angreifen

Nicht ganz so froh ist Rosberg, für den es "nicht der beste Tag" war. Der WM-Spitzenreiter erklärt: "Lewis ist aber auch einfach super gefahren. Von daher ist P2 trotzdem okay für morgen. Wir haben schon oft in diesem Jahr gesehen, dass ich den Start gewonnen habe. Das war bis jetzt eine Stärke, von daher habe ich ein gutes Gefühl." Auch Hamilton erwartet trotz seiner Pole-Position ein "sehr hartes Rennen".

"Meine Longrun-Pace war gestern ziemlich stark. Ich glaube, dass das Auto für das Qualifying und das Rennen sehr gut ausbalanciert ist. Wir werden sehen", so der Brite. Wolff verrät derweil im Hinblick auf mögliche Gegner am Sonntag: "Von der Pace des Autos haben wir einen Performance-Vorteil. Red Bull war am nächsten dran. Bei den Longruns war der Speed-Unterschied der gleiche."

Damit deutet vieles darauf hin, dass die beiden Mercedes-Piloten den Sieg am Sonntag unter sich ausmachen werden. Dann könnte Hamilton möglicherweise von einem kleinen "Heimvorteil" profitieren. "Die Fans motivieren mich mehr als genug", freut sich der Brite und Lauda verrät: "Ich glaube, dass Lewis hier mit seinen Fans im Rücken ein Zehntel schneller ist - und das ist genug."

Rosberg muss zunächst allerdings noch zittern, ob er seinen zweiten Startplatz am Sonntag überhaupt behalten darf. Der Deutsche hat sich zu Beginn von Q1 zwischen den beiden Safety-Car-Linien einmal mehr Zeit gelassen, als in der FIA-Richtlinie erlaubt. Das ist ein Verstoß gegen Artikel 27.5 des Sportlichen Reglements. Mögliche Strafen wären eine Rückversetzung in der Startaufstellung, eine Verwarnung oder eine Geldstrafe.

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