Horner: Naiv zu glauben, dass Hamilton nicht pokern würde

, 28.11.2016

Red-Bull-Teamchef Christian Horner mit viel Verständnis für Hamilton und einigen Spitzen in Richtung Wolff - Satz des Tages: "Er hat so langsam gewonnen wie es ging"

Im finalen Duell um den Fahrertitel in der Formel 1 hat Lewis Hamilton im Grand Prix von Abu Dhabi 2016 auf eine umstrittene Taktik gesetzt. Der Brite fuhr an der Spitze bewusst langsam, um seinen Stallrivalen Nico Rosberg in eine Falle zu locken. Der Deutsche sollte von Sebastian Vettel (Ferrari) und Max Verstappen (Red Bull) geschnappt werden, um das Ziel nur als Vierter zu erreichen. Nur dann hätte Hamilton sich zum vierten Mal als Champion feiern lassen können.

Mit seiner "Bummelzug-Taktik" brachte Hamilton die Konkurrenten aus den anderen Topteams in Position und seine Teamleitung an der Boxenmauer in Rage. Klare Ansagen von Renningenieur Peter Bonnington und Technikchef Paddy Lowe wurden missachtet, Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff war froh, dass er selbst keinen Knopf für direkte Beteiligung an der Funkkommunikation zur Verfügung hatte. Der Österreicher war auf Hundertachtzig, sprach gar von "Anarchie", weil Hamilton aus seiner Sicht den Rennsieg in Gefahr brachte.

"Gratulation an Nico. Er hat eine tolle Saison abgeliefert und ist ein absolut verdienter Champion. Es wäre aber doch naiv zu glauben, dass Lewis dieses Rennen anders hätte angehen können", schmunzelt Red-Bull-Teamchef Christian Horner über die Aufregung im Mercedes-Lager. Der Brite hat vollstes Verständnis für die Hamilton-Taktik. "Es waren letztlich nur zwei Fahrer, die noch um den Titel kämpfen konnten. Da war es klar, dass er alles versucht."

Verständliche Taktik: Von Bummelzug und Ballgeschiebe

"Ein Rennsieg war nicht genug für ihn. Er brauchte ein paar Autos zwischen sich und Nico. Wenn er also nach vorn gestürmt wäre, dann hätte sich diese Möglichkeit gar nicht ergeben können. Es war schon vor dem Wochenende klar, dass es der einzige Weg ist, es seinen Wünschen entsprechend hinzubekommen", meint Horner und fügt anschließend mit einem Lachen den Satz des Tages hinzu: "Lewis hat das Rennen so langsam gewonnen wie es nur ging."

"Es war in etwa wie im Fußball, wo sich eine Mannschaft zum Halten einen Vorsprungs nur noch den Ball zuschiebt, damit der Gegner nicht in Ballbesitz kommen kann", meint der Red-Bull-Teamchef. Für die Wut von Toto Wolff, der seitens Hamilton die Teamvorgaben - nicht zum ersten Mal - missachtet empfand, bringt Horner wesentlich weniger Verständnis auf. "Wir wissen, dass Toto am liebsten alles im Fahrerlager selbst im Griff hätte - inklusive Fahrer anderer Teams", so Horner mit einer Spitze in Richtung Mercedes-Rennleiter.

"Toto meinte, dass Lewis offenbar eher auf meine Ansagen hört als auf seine. Dann soll er kommen und für Red Bull fahren", stichelt der Brite weiter. Horner hat offenbar seine wahre Freude an der Beobachtung des Mercedes-Zirkus, in dem Wolff und Niki Lauda mehrfach die "Rennlöwen" Hamilton und Rosberg wie Dompteure zur Teamarbeit bringen mussten. "Vielleicht funktioniert es besser, wenn man direkt mit seinen Fahrern spricht und weniger mit deren Vätern", unkt Horner.

"Was sollte man denn schon anderes erwarten? Die beiden fahren um die Weltmeisterschaft und sitzen in den gleichen Autos. Weil Lewis ein normaler Sieg nicht reichte, ist er eben ein taktisches Rennen gefahren. Er hat doch nichts Schmutziges gemacht oder etwas, das nicht den Regeln entsprechen würde", erklärt der Red-Bull-Teamchef. "Es wäre unfair, Lewis für seine Herangehensweise im Rennen zu kritisieren. Er ist sauber gefahren und hat nichts falsch gemacht."

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