Katzenjammer in Maranello: Wo Ferraris Problemzonen liegen

, 26.06.2014

Trotz aller Bemühungen steckt Ferrari weiter tief in der Krise - Was in Maranello schiefläuft und wieso die Versuche, die Trendwende einzuleiten, verpuffen

Ferrari bleibt diese Saison ein Schatten seiner selbst. Nur einmal - beim Grand Prix von China - stand bislang mit Fernando Alonso ein Pilot der Scuderia auf dem Podest, Kimi Räikkönen hat gar nur zwei siebte Plätze als beste Ergebnisse zu Buche stehen. Neo-Teamchef Marco Mattiacci hat sich bis zum Grand Prix von Kanada ein Bild von der kritischen Lage gemacht und seinen Eindruck nach dem Rennen dem Team mitgeteilt.

Der italienische Nachfolger von Stefano Domenicali nimmt von Schuldzuweisungen Abstand, dennoch gab es eine Meinungsverschiedenheit mit Pat Fry, der vor rund einem Jahr vom Technikchef zum Chefingenieur degradiert worden war. Der ehemalige McLaren-Mann, der nach dem Streit angeblich seinen Rücktritt angeboten hat, wurde aber von 'Motorsport-Total.com' in Spielberg zu später Stunde im Fahrerlager gesichtet. Ferrari hatte davor entsprechende Spekulationen über einen Abgang Frys dementiert.

Doch wo liegen die Problemzonen der Scuderia? Auffällig ist, dass die Aerodynamik-Updates - wie in den vergangenen Jahren - nicht nach Wunsch funktionieren. Zuletzt ließ man bei der Heckpartie des Autos keinen Stein auf dem anderen - in Spielberg hatte man zahlreiche Änderungen parat, doch der große Durchbruch will Ferrari einfach nicht gelingen.

Kann Ferrari auf TMG-Windkanal verzichten?

Ferrari hatte den Windkanal in Maranello im vergangenen Jahr grundlegend überholt und war in der Zwischenzeit nach Köln zu TMG ausgewichen. Danach entwickelte man sogar in beiden Einrichtungen parallel. Ferrari scheint aber trotz der ausbleibenden Erfolge mit dem generalüberholten Windkanal in Maranello nicht mehr auf den Standort Köln angewiesen zu sein: Wie die 'SportWoche' berichtet, legte man gegen den Vorschlag, dass alle Teams ab 2015 aus Kostengründen einen einzelnen Windkanal für die Entwicklungsarbeit nominieren müssen, kein Veto ein.

Zumindest im Motorenbereich scheint man nun aber eine klare Fehlerquelle ausgemacht zu haben: den Turbolader. Er stammt von der US-amerikanischen Zuliefererfirma Honeywell. Laut 'Autosprint' sieht man sich derzeit auf dem Markt nach Alternativen um. Die Probleme scheinen also alle Bereiche zu betreffen. Das bestätigt auch Mattiacci. Auf die Frage, ob der Motor die Schwachstelle sei, meinte er gegenüber 'Autosport': "Es ist das Gesamtpaket, das nicht so konkurrenzfähig ist wie bei Mercedes."

Mattiacci kritisiert, dass Ferrari zu schwerfällig ist, in entscheidenden Situationen zu langsam reagiert. Besonders bitter für die Scuderia ist dieser Tage, dass die Aktivitäten auf dem Transfermarkt nicht gerade von Erfolg gekrönt sind. Red-Bull-Stardesigner Adrian Newey hat Ferrari einen Korb gegeben und konzentriert sich lieber auf Langzeit-Projekte und eine Mentorfunktion in Milton Keynes. Und Gerüchten zufolge ließ sich auch Mercedes-Motorenchef Andy Cowell von den Lockrufen des springenden Pferdes nicht verführen.

Standort Italien für britische Ingenieurselite unattraktiv

Eine Demütigung für das Traditionsteam, das einst die attraktivste Adresse in der Königsklasse darstellte. Der Standort Italien übt kaum Reiz auf die großteils britischen Ingenieure aus, wie bereits Ex-Renault-Teamchef Flavio Briatore als Problembereich ausmachte. "Wir wissen genau, wer die guten Leute sind - und die kommen schwerlich nach Italien", sagt er gegenüber 'Radio 24'.

Er hält einen kompletten Neustart für notwendig: "Ich glaube, dass Ferrari momentan eine sehr, sehr schwierige Zeit durchmacht und das Team von Grund auf neu strukturiert werden muss." Der Italiener, der im Hintergrund bei Alonso die Fäden zieht, hat seit Jahren Einblicke bei Ferrari. Seiner Meinung nach sind die Probleme des einstigen Weltmeisterteams nicht auf das falsche Personal zurückzuführen: "Nein, es ist eine Frage der Organisation."

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