Lewis Hamilton zündelt: "Kauft in zehn Jahren mein Buch!"

, 26.11.2016

Warum Formel-1-Fans 2026 zwei wichtige Bücher kaufen sollten: Lewis Hamilton deutet Verschwörungstheorien an, Mercedes-Sportchef Toto Wolff relativiert

In der Politik ist es gerade schwer in Mode, irgendwelche Verschwörungstheorien ohne fundierte Argumentation in den Raum zu stellen. Das verschafft Gehör und Zuspruch beim Massenpublikum, und selbst wenn man hinterher erklärt, es sei doch alles nicht so ernst zu nehmen, was man versprochen und gesagt habe, bleibt doch ein bisschen was von der zündelnden Botschaft haften. Ein ähnliches Spielchen spielt Lewis Hamilton vor dem WM-Showdown gegen Nico Rosberg in Abu Dhabi .

Hamilton nimmt in der gemeinsamen Donnerstags-PK mit Rosberg eine Steilvorlage des wegen seiner sympathisch gebrochen wirkenden englischen Sprache als Kultfigur geltenden Journalisten Walter Koster an. Koster, ein Deutscher im Dienst der Saarbrücker Zeitung, fragt die beiden WM-Rivalen auf seine unvergleichlich nicht zum Punkt kommende Art, ob der Wechsel der Mechaniker-Mannschaften vor Saisonbeginn 2016 eine gute Idee gewesen sei und wer die Idee dazu hatte.

"Das ist eine sehr gute Frage", grätscht Hamilton sofort dazwischen und wendet sich an seinen Mercedes-Teamkollegen: "Da möchte ich gleich was hinzufügen. Welche Erklärung haben sie dir dafür eigentlich gegeben?" Rosberg wiederholt daraufhin in einer ausführlichen Antwort die längst bekannten Floskeln von "Teamgeist" und "an einem Strang ziehen" und erklärt, dass er die Beweggründe des Teams sehr gut verstehen könne.

Hamilton deutet Verschwörung an

Dann überrascht Hamilton, inzwischen ans Publikum der versammelten Medienvertreter gewandt, mit einer Verschwörungs-Andeutung: "In zehn Jahren müsst ihr mein Buch kaufen. Dann erzähle ich euch genau, was da passiert ist. Das wird spannender Lesestoff!" Eine genauere Erklärung, was er damit meint, bleibt er schuldig. Aber der Subtext, der haften bleibt, ist klar: Mercedes hat ihm "seine" Mechaniker weggenommen, und das ist mit ein Grund für den derzeitigen WM-Stand.

Tatsächlich traten bei Hamilton in der Formel-1-Saison 2016 mehr technische Defekte auf als bei Rosberg. Dass das mit dem Tausch der Mechaniker-Mannschaften zusammenhängen könnte, wurde bisher stets dementiert. Tatsache ist aber: 2014 und 2015 war Rosberg der vom Pech Verfolgte. Daraus schließt der laienhafte Beobachter bei oberflächlicher Betrachtung: Die ehemaligen Rosberg-Mechaniker haben ihr Pech (oder Unvermögen?) 2016 zu Hamilton mitgenommen.

Wolff warnt vor einzelnen Aussagen

In der Freitags-PK wird dann Sportchef Toto Wolff Gelegenheit gegeben, die Hamilton-Andeutung richtigzustellen. Der Österreicher warnt zunächst davor, einzelne Statements aus dem Kontext einer gesamten Pressekonferenz herauszureißen, räumt aber ein: Es kann einen psychologischen Effekt auf einen Fahrer haben, wenn die gesamte Crew oder ein Chefmechaniker getauscht wird. Schließlich ist der Chefmechaniker derjenige, den der Fahrer jedes Mal sieht, wenn er aus der Box rollt.

Aber: Daran habe man vor dem Tausch der Crews durchaus gedacht. "Wir haben in Brixworth und Brackley 1.500 Leute. Es geht darum, Personal zu entwickeln", erklärt Wolff. Durch die Rotation sollen die Mitarbeiter die Chance erhalten, in möglichst vielen Aufgabenbereichen Erfahrungen zu sammeln und sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Schließlich könnte der kleine Mechaniker von heute der Chefmechaniker von morgen und der Renningenieur von übermorgen sein.

Wolff räumt ein: "Ich bestreite nicht, dass das Auswirkungen auf einen einzelnen Fahrer haben kann, aber das haben wir bedacht." Er trage nicht nur für einen Fahrer Verantwortung, sondern für alle 1.500 Mitarbeiter. Und der Mercedes-Sportchef zieht mit Hamilton gleich, wenn er vage ankündigt: "Vielleicht schreibe ich in zehn Jahren auch ein Buch und erkläre darin ein paar Dinge." Man darf also gespannt sein, welche Formel-1-Bücher anno 2026 erscheinen werden.

Wolff zeigt Verständnis für Hamilton

Am gegenseitigen Vertrauen zwischen Hamilton und Mercedes ändere das nichts: "Wir unterschätzen den Druck, dem diese Jungs ausgesetzt sind", zeigt Wolff Verständnis für so manche kontroverse Aussage. "Du musst jedes Rennen abliefern, gegen deinen Teamkollegen bestehen, es kommt aufs letzte Rennen der WM an. Wenn dir dann einer ein Mikro unter die Nase hält und die richtige Frage stellt, dann kommt dabei schon mal eine gute Headline raus. So wie am Donnerstag."

"Das ändert nichts daran, wie ich Lewis sehe oder mit Lewis umgehe, denn mir ist klar, dass Aussagen manchmal aus dem Kontext gerissen, manchmal übertrieben dargestellt werden. Und ich habe schon früher oft gesagt, dass die Fahrer durchaus ihre Gefühle und Emotionen zum Ausdruck bringen dürfen. Wir wollen sie ja auch nicht zu sehr glattbügeln", relativiert Wolff die Aufregung um die jüngsten Hamilton-Andeutungen in Abu Dhabi.

Hamilton: Einfach kein guter Verlierer?

Gleichzeitig erklärt er der 'Daily Mail', dass Hamilton gut beraten wäre, das Jammern zu unterlassen: "Lewis braucht dieses 'Er-gegen-die-ganze-Welt'-Ding. Es ist Teil des Psychokriegs, der sich gerade abspielt." Und: "Als Rennfahrer wirst du niemals zugeben, dass da noch jemand in der gleichen Garage ist, der dieses Jahr besser war. Aber wenn derjenige die WM gewinnt und die meisten Punkte hat, dann ist er ein verdienter Weltmeister."

Das sieht Hamilton anders: "Wenn er Weltmeister wird, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass ich das in meinem Herzen auch so fühle. Wenn du im Fernsehen Formel 1 schaust, hoffst du, dass derjenige Weltmeister wird, der in allen Bereichen am besten war, das ganze Jahr lang. Und da denke ich an meine Leistungen. Das soll seinen möglichen Erfolg nicht schmälern. Aber ich werde es leichter wegstecken, weil ich weiß, was ich weiß."

In diesem Zusammenhang erwähnt Hamilton gegenüber der 'Daily Mail' auch die WM 2007, die er erst im letzten Rennen an Überraschungsmann Kimi Räikkönen verloren hat: "Ich empfinde es so, dass ich die Weltmeisterschaft 2007 gewonnen habe", sagt der 31-Jährige über seine Formel-1-Premierensaison auf McLaren. "Auf dem Papier steht vielleicht etwas anderes. Aber was ich in meinem Herzen weiß, reicht mir."

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