Melbourne: Falsche Signale machten Ferrari langsamer

, 27.03.2014

Fernando Alonso und Kimi Räikkönen hatten in Australien mit zwei speziellen Elektronikproblemen zu tun, die ein besseres Ergebnis möglicherweise verhinderten

Für Ferrari lief der Saisonauftakt in Melbourne nicht so erfolgreich, wie es sich die "Roten" im Vorfeld wohl erträumt haben dürften. Fernando Alonso wurde am Ende als Vierter gewertet, Teamkollege Kimi Räikkönen landete sogar nur auf Position sieben. Allerdings scheint es einen triftigen Grund für die mittelprächtige Performance des F14 T gegeben zu haben - oder besser gesagt zwei. Wie 'auto motor und sport' berichtet, haben sowohl das DRS als auch ein kurioser Signalfehler für die nicht gerade berauschende Pace der beiden Ferraris gesorgt.

Das geringere Übel betraf das Flachstellen der Heckflügel, dessen sich Alonso und Räikkönen einige Runden lang nicht bedienen konnten, obwohl sie innerhalb von einer Sekunde hinter dem jeweiligen Vordermann fuhren. Im Normalfall wird der Abstand zwischen zwei Boliden durch Induktionsschleifen im Boden gemessen, in Melbourne kamen die gesendeten Signale jedoch nicht im Ferrari an. Dann - wie aus dem Nichts - funktionierte das DRS wieder. Bei der Ursachenforschung tappt die Scuderia nach wie vor im Dunkeln, bestätigt Ferrari-Elektronikexperte Dieter Gundel.

Beim zweiten Problem weiß der italienische Traditionsrennstall zumindest, was genau passierte. Und zwar ging es in diesem Fall um von der Standardelektronik falsch interpretierte Zeitsignale. Dazu ein kurzer Diskurs: Die Standardelektronik eines Autos erlaubt die Benutzung der 160 PS aus der Batterie beim Rennstart erst ab einer Geschwindigkeit von 100 km/h. Normalerweise gibt der Computer also bis dahin weniger Power frei, als der Pilot mit seinem Fuß anfordert; man spricht von "De-rating". Zudem sind in der ersten Runde einige weitere Einstellungen am Lenkrad noch nicht einsatzfähig.

Elf Runden auf Sparflamme

Zum Freischalten dieser Features benötigt die Standardelektronik der Autos ein Zeitsignal von der FOM (Formula One Management), die für die Zeitnahme während eines Rennens verantwortlich ist. Dieses Signal markiert den Start der Rennzeit und beginnt demnach auch mit dem Rennstart. Kurz darauf erhielten die beiden Ferraris - und offenbar auch andere Autos - ein erneutes FOM-Signal, das die Elektronik wieder auf null zurücksetzte. Elf Runden lang sollten immer wieder Signale folgen, die dem Auto weismachten, es sei Rennstart. Erst beim ersten Boxenstopp kam es zum automatischen Reset, und die echte Rennzeit wurde übernommen.

Die Konsequenz: Zum einen blieb den Ferraris die Elektro-Power unter 100 km/h, also beim Beschleunigen aus Kurven heraus, verwehrt (De-rating), zum anderen sperrte die MGU-K immer wieder jene Power-Abgabe, die erst im Rennen freigeschaltet wird. So musste etwa Alonso trotz gutem Start Nico Hülkenberg ziehen lassen, auch Räikkönen fiel dadurch zurück. Möglicherweise wäre ohne diese beiden technischen Probleme ein besseres Auftaktergebnis für die Scuderia drin gewesen.

Auch die Spritmessung spielte im Zuge der falschen Signale verrückt: "Wir bekamen plötzlich angezeigt, dass wir null Sprit verbraucht hatten, zu einem Zeitpunkt, da schon 20 Kilogramm verbrannt sein mussten", erinnert sich Gundel. So musste sich Ferrari auf spontane Berechnungen am Kommandostand stützen, woraufhin Alonso und Räikkönen angehalten wurden, etwas spritsparender zu fahren, um nicht kurz vor Schluss liegen zu bleiben.

Jenson Buttons Vermutung zur Ferrari-Performance geht somit zumindest teilweise schon mal in die richtige Richtung: "Ferrari wird (in Malaysia; Anm. d. Red.) sicher auch stärker sein. Sie sahen teilweise gut aus, vielleicht hatten sie ein Problem mit dem Sprit." In Sepang sollte das Problem mit den Zeitsignalen nicht mehr auftreten, denn McLaren Electronic Systems hat auf Anweisung der FIA hin die Software der Standard-Elektronik so umgeschrieben, dass die MGU-K künftig trotz eines Reset-Signals ihre volle Power abgeben würde.

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