Montezemolo: Michael Schumacher empfahl Ferrari Vettel

, 06.05.2015

Ex-Ferrari-Boss Luca di Montezemolo offenbart, wie Michael Schumacher Sebastian Vettel bei Ferrari schon vor Jahren empfahl und Fernando Alonso den Deal auslöste

Nach den Jahren mit Fernando Alonso, die nicht vom ganz großen Erfolg gekrönt waren, weht bei Ferrari seit Saisonbeginn ein frischer Wind. Und auch Sebastian Vettel, der bei der Scuderia in die Fußstapfen seines Idols Michael Schumacher tritt, wirkt nach der Trennung von Red Bull erfrischt und neu motiviert.

Nun verrät Ex-Ferrari-Boss Luca di Montezemolo, dass der deutsche Rekord-Weltmeister den Roten bereits vor einigen Jahren den Rat gab, den aktuellen Hoffnungsträger zu verpflichten. "Der erste, der Vettel bei Ferrari angepriesen hat, war Schumacher", sagt der Italiener, der im Vorjahr nach 23 Jahren an der Spitze Ferraris von Sergio Marchionne ersetzt wurde, gegenüber 'La Repubblica'. "Das war im Sommer, als er Massa hätte ersetzen sollen. Das sagte er: 'Seb ist der perfekte Fahrer für euch'."

Zur Erinnerung: Felipe Massa musste nach seinem schweren Unfall in Ungarn 2009, als ihn eine Stahlfeder von Rubens Barrichellos Brawn-Boliden am Helm traf und er sich Gesichtsverletzungen zuzog, in der zweiten Saisonhälfte aussetzen. Bei Ferrari plante man damals, Schumacher nach zweieinhalb Jahren aus der Rente zurückzuholen, doch das Comeback scheiterte. Der frühere Ferrari-Superstar hatte sich bei einem Motorradunfall Genicksverletzungen zugezogen und wurde nicht rechtzeitig fit.

"Unbeholfener" Vettel traf Montezemolo

"Dieser Vorfall hat verhindert, dass Schumacher zu Ferrari zurückkehrt", stellt Montezemolo gegenüber 'Sky Italia' klar. Vettel fuhr damals bereits für Red Bull und hatte im Jahr davor mit Toro Rosso beim Ferrari-Heimrennen in Monza sensationell seinen ersten Grand-Prix-Sieg gefeiert - mit einem Triebwerk aus Maranello.

"Domenicali wollte ihn um jeden Preis", erzählt Montezemolo und verweist auf ein Treffen in Vettels Red-Bull-Erfolgsära. "Er kam mit ihm zu mir nach Hause nach Bologna. Er tauchte mit einer Schachtel Schweizer Pralinen auf. Damals war er schon Weltmeister, wirkte aber etwas unbeholfen. Er hat aber bei allen einen guten Eindruck gemacht."

Wie Alonso den Vettel-Deal herausforderte

Dass Vettel Jahre später tatsächlich zu Ferrari wechselte, heftet der 67-Jährige auch auf seine Fahnen: "Als Marchionne und ich sahen, dass Alonso finster und verbittert wurde und dem Team ständig Misstrauen entgegenbrachte, entschieden wir uns für einen Wechsel."

Laut Montezemolo in jeder Hinsicht die richtige Entscheidung: "Vettel verdient definitiv weniger, als Alonso für eine Vertragsverlängerung gefordert hatte. Außerdem hat er Arrivabene, der einen großartigen Charakter hat, geholfen, für ein positives und besseres Klima zu sorgen." Tatsächlich herrscht bei den Roten seit dem Umstrukturierungen und unter der Leitung des neuen Teamchefs Maurizio Arrivabene Aufbruchstimmung.

Montezemolo: "Schumi"-Comeback 2010 ein Fehler

Aus dem geplanten Comeback Schumachers bei Ferrari wurde hingegen nichts. Der 46-Jährige, der sich im Dezember 2013 bei einem Skiunfall schwere Kopfverletzungen zuzog, hatte 2010 zwar ein Formel-1-Comeback gegeben, allerdings bei Mercedes. Die Brawn-Mannschaft war damals amtierender Weltmeister und wurde von den Stuttgartern übernommen, man konnte zunächst allerdings nicht an die Erfolge anschließen.

"Als Schumi mit der Formel 1 aufhörte, hatte er so viel Lust, die Schnelligkeit und den Asphalt zu fühlen, dass er Motorrad fahren musste...", spricht Montezemolo über die Hintergründe von Schumachers Comeback. "Ross Brawn traf ihn dann in Abu Dhabi, gab ihm das Angebot von Mercedes. Michael, der wie ein Kind war, dem man das Spielzeug weggenommen hatte, kehrte zurück."

Im Nachhinein sieht er das Comeback des erfolgreichsten Piloten der Formel-1-Geschichte - er holte in drei Jahren nur einen Podestplatz - als "Fehler. Ein Schumacher, der zurückkehrt, muss gewinnen. Und er hat nicht gewonnen." Wenn Montezemolo heute an Schumacher und dessen Schicksal denkt, dann hat er "einen Kloß im Hals. Und es tut mir leid, denn er war eine sehr wichtige Person in meiner Karriere."

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