Nach 200 Red-Bull-Grands-Prix: Adrian Newey blickt zurück

, 28.10.2015

Design-Guru Adrian Newey nach 200 Red-Bull-Rennen: Welches Rennen blieb in Erinnerung? Welche Stärken hat Red Bull? Was würde er heute anders machen?

50 Siege, 57 Pole-Positionen, 47 schnellste Rennrunden, 85 Podestplätze, vier Konstrukteurs- und vier Fahrertitel in der Formel 1: Die Bilanz des österreichischen Red-Bull-Teams nach 200 gefahrenen Rennen kann sich sehen lassen. Das Team von Dietrich Mateschitz stieg 2005, vor genau zehn Jahren, in die Königsklasse ein und überstrahlte von 2010 bis 2013 die Konkurrenz. Design-Guru Adrian Newey war einer der Erfolgsgaranten jener Tage. Nun erinnert er sich an die vergangenen 200 Rennen zurück.

Doch was war das Erfolgsrezept der Mannschaft aus Milton Keynes? "Ich denke Talent, Entschlossenheit und schließlich viel harte Arbeit! Da gibt es keine Magie", erklärt Newey. Man habe Höhen und Tiefen durchgemacht, aber trotzdem haben die Ingenieure und Mechaniker in der Fabrik einfach ihren Job gemacht - "Es ist die Hingabe, die uns zu solchen Ergebnissen bringt."

Newey, der zuvor bei Williams und McLaren tätig war - er gewann mit den beiden Teams bereits sechs Konstrukteurs-Titel - ist seit 2006 bei Red Bull angestellt. Er hat sich seit dieser Saison ein wenig aus dem Formel-1-Bereich zurückgezogen. "Als ich hier ankam, hat das Team weder ein Rennen noch eine Weltmeisterschaft gewonnen - mein Fehler war, dass ich das Grundproblem im Design festmachte, während wir nicht genügend Infrastruktur hatten."

"Ich habe in den ersten zwölf Monaten also versucht, mir die Zeit anders einzuteilen, indem ich die meiste Zeit nicht mehr nur mit dem Design verbracht habe, sondern auch sichergehen musste, dass alles bereit war, damit wir, wenn das Design fertig war, das ganze in ein System und ein Paket bringen konnten", schildert der Brite die Anfangsschwierigkeiten.

"Am Tag als ich begonnen habe, konnte ich bereits viel Talent und Potenzial in der Firma sehen, es gab aber auch widersprüchliche Aussagen aus den Jaguar-Tagen." Red Bull ging aus dem Jaguar-Team hervor, das Ford bei dessen Rückzug aus der Formel 1 Ende 2004 verkaufte. "Den Leuten, die etwas verbittert waren aufgrund der Erfahrungen bei Jaguar, musste man neues Selbstvertrauen geben, das braucht Zeit. Die ersten paar Jahren waren Aufbaujahre."

Den Durchbruch ortet Newey im Jahr 2009, als das Team mit Sebastian Vettel in China den ersten Sieg einfahren konnte: "Der RB5 2009 hat gezeigt, dass das Team auf einem guten Weg war. Die Weltmeisterschaft 2009 war ein Durchbruch. Der erste Sieg in China, von da an haben wir weiter darauf aufgebaut und waren das schnellste Auto. Dieses Momentum hat uns dazu gebracht, was wir in den nächsten vier Jahren erreichen sollten."

Welches Rennen würde er am Kommandostand noch einmal durchleben wollen? "Ich denke, Abu Dhabi 2010." Damals war die Team-Wertung bereits zugunsten von Red Bull entschieden, in der Fahrerwertung kämpften allerdings noch beide Piloten (Vettel und Mark Webber) gegen Ferrari-Pilot Fernando Alonso. Der Spanier kam als WM-Führender (246 Punkte) mit acht Punkten Vorsprung auf Mark Webber (238 Punkte) und 15 Punkten Guthaben auf den WM-Dritten Vettel (231 Punkte) in das arabische Emirat.

"Als wir in das Rennen gegangen sind, war es sehr eng zwischen Mark, Sebastian und Fernando. Es hätte jeder gewinnen können. Die Pole-Position zu holen und das Rennen zu gewinnen, war alles, was Sebastian hätte machen können. Mark hatte Pech im Rennen, und glücklicherweise für uns auch Fernando", blickt Newey auf das spannende WM-Finale zurück.

Entwicklung während der Saison als Trumpf

Das Red-Bull-Team konnte in der Vergangenheit ihre Stärke vor allem bei der Entwicklung während der laufenden Saison ausspielen. "Das ist so wichtig, weil das Entwicklungstempo in der Formel 1 sich jetzt so von den alten Tagen in den Neunzigern unterscheidet. Damals hast du die Saison mit dem Auto begonnen, mit dem du sie auch beendet hast - abgesehen vom Frontflügel und dem Diffusor", erinnert er sich zurück. Natürlich benötigt es "Stärke und Intensität im Team", um ein so hohes Entwicklungstempo gehen zu können.

"Das zeigt, wie sehr es uns gelungen ist, das Team an sich weiterzuentwickeln. Es hilft dieses hohe Entwicklungstempo gehen zu können, während die Zuverlässigkeit darunter nicht leidet - was natürlich eines der zentralen Probleme ist." Ebenfalls weiterentwickelt hat sich das Junior-Programm von Red Bull, das eng mit dem Schwesternteam Toro Rosso verknüpft ist.

Newey spricht von einem "erfrischenden und mutigen Programm, das sehr viele gute Fahrer hervorgebracht hat", wie zum Beispiel Sebastian Vettel. Aber auch die derzeitigen Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat oder aber auch Max Verstappen und Carlos Sainz sind durch die hauseigene Schmiede gegangen. "Das spricht Bände", kommentiert er den Erfolg des Konzepts.

Könnte er sich selbst einen seiner Boliden aussuchen, welchen würde er nehmen? "Die Wahrheit ist, dass ich nicht wirklich viel gefahren bin. Vor ein paar Jahren bin ich den RB6 in Silverstone gefahren. Das ist eine Rakete, sehr schwierig einzubremsen", schwärmt er und muss erkennen: "Es benötigt viel Training, um dem gerecht zu werden. Die Fahrer machen ungefähr 500 Trainingsstunden, da bin ich nicht annähernd dabei. Und selbst wenn, wäre ich wahrscheinlich niemals so gut." Damit ist eine spätberufene Rennfahrerkarriere Neweys wohl auszuschließen. Er widmet sich nun eher anderen Themenbereichen, wie Segelbooten oder Sportwagen.

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