Nico Hülkenbergs 2014: Roger Federer bis Gnocchi Bolognese

, 31.12.2014

Der Deutsche fühlt sich nach seiner vierten Saison in der Formel 1 "angekommen" und erklärt, warum er in China öfter Schlange steht als Schlange isst

96 WM-Punkte, Gesamtplatz neun und das Warten auf das erste Podium der Karriere geht weiter: Die sportliche Bilanz des Nico Hülkenberg bei Force India ist schnell erzählt und hinlänglich bekannt, die kleinen Geschichten am Rande der Rennstrecke nicht. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' plaudert der 27-Jährige über seine Kochkünste, seine Bewunderung für Michael Schumacher und die Geduldsprobe auf Flughäfen. Im Notfall, so freut sich Hülkenberg, gibt es zur Aufheiterung Schokolade. Nur bloß nicht als Beifahrer.

Frage: "Nico, war 2014 ein gutes oder ein schlechtes Jahr für dich?"

Nico Hülkenberg: "Gemischt. Es gab Höhen und Tiefen. Aber die hat jeder in einem Jahr. Die Formel-1-Saison geht mittlerweile über acht oder neun Monate."

Frage: "Zu lange jedenfalls."

Hülkenberg: "Sehr lange. Da ist es extrem schwierig, mit dem Auto das Niveau zu halten, auf dem man anfängt. Insgesamt war es doch durchweg positiv."

Frage: "Hattest du dir am Silvesterabend 2013 gute Vorsätze gemacht?"

Hülkenberg: "Vorsätze und Ziele waren in diesem Jahr schwierig. Alles war fremd. Heute vor einem Jahr hatten alle Angst vor den neuen Motoren, es war total undurchsichtig. Von daher konnte man nicht viel erwarten und sich nicht viel vornehmen."

Schokolade schlägt Gummibären

Frage: "Auch nicht, seine Diät streng zu einzuhalten?"

Hülkenberg: "Das war für mich nie ein Thema, weil ich ein großer Fahrer bin. Da hat sich im Winter wenig geändert."

Frage: "Also auch mal kleine Sünden? Bist du eine Naschkatze?"

Hülkenberg: "Ja, bin ich!"

Frage: "Katjes?"

Hülkenberg: "Auch, aber ich bin mehr der Schokoladentyp."

Frage: "Stehst du auch gerne selbst am Herd?"

Hülkenberg: "Ja, gerne mit der Familie und Freunden. Allerdings müssen wir danach oft etwas bestellen. Dann lasse ich das doch lieber."

Frage: "Was war dein kulinarisches Highlight 2014?"

Hülkenberg: "Einmal sind mir in diesem Jahr überragende Gnocchi Bolognese gelungen. Das beste Essen gibt es aber immer klassisch in Tokio: Teppanyaki (Zubereitung von Speisen auf einer Grillplatte direkt am Tisch; Anm. d. Red.) mit dem geilsten Rindfleisch, was auf der Welt gibt."

"Sind Sie etwa mit dem Rennfahrer verwandt?"

Frage: "Gab es auch einen richtigen Reinfall?"

Hülkenberg: "In Spa-Francorchamps. Samstagsabend sind wir in eine Pizzeria gegangen, aber die Pizza war... sagen wir mal: nicht italienisch auf jeden Fall!"

Frage: "Du bist in den vergangenen Jahren in aller Herren Länder gereist. Hast du dich an Schlange in China oder Insekten in Malaysia getraut?"

Hülkenberg: "Da bin ich nicht wirklich experimentierfreudig. Mein Motto ist da eher: 'Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.' Da muss man wohl eher Kai Ebel fragen..."

Frage: "Wie reist es sich eigentlich als Formel-1-Fahrer? Muss man noch Schlange stehen?"

Hülkenberg: "Ja, wir stehen oft Schlange! Natürlich gibt es manchmal gewisse Vorzüge und Vorteile, aber die Security-Schlage am Flughafen löst sich nicht vor dir auf, wenn du dorthin läufst."

Frage: "Bist du schon so prominent, dass dein Pass gar nicht mehr kontrolliert wird?"

Hülkenberg: "Wenn ich einreise, wird ganz normal kontrolliert. In Deutschland oder der Schweiz genau wie in jedem anderen Land auch. Manchmal kommt aber die Frage: 'Sind sie verwandt mit dem Rennfahrer?' Viele kennen das Gesicht nicht. Ich kann mich noch überall sehen lassen, ohne dass sich eine Menschentraube bildet."

Zeit, aber keinen Kopf für Sightseeing

Frage: "Formel-1-Fahrer - sind das eigentlich noch VIPs?"

Hülkenberg: "Weiß ich nicht. Vielleicht kann man es so sehen: in manchen Branchen ja, in manchen Branchen nein. Es lässt sich kaum pauschalisieren: Ein Lewis Hamilton ist anders gewichtet als ich."

Frage: "Bist du privat noch gerne auf Reisen? Oder genießt du die seltene Zeit auf dem heimischen Sofa?"

Hülkenberg: "Es geht. Teilweise habe ich wirklich keinen Bock, bleibe zu Hause und bewege mich höchstens mit dem Auto eine Stunde weg. Manchmal fliege ich aber auch weg oder mache etwas mit Freunden."

Frage: "Wir wissen alle: An den Rennwochenenden sieht man gar nichts von Land und Leuten..."

Hülkenberg: "...dabei hätten wir wegen unserer frühen Anreise bei den Übersee-Grands-Prix eigentlich Zeit. Aber vor den Rennen habe ich keinen Kopf für Sightseeing und null Interesse. Der Kopf ist beim Business."

Frage: "Hast du das Gefühl, deinen Kindheitstraum zu leben?"

Hülkenberg: "Ja, definitiv! Ich bin schon relativ lange in der Formel 1 und fühle mich seit diesem Jahr so richtig angekommen."

Schumacher-Klodeckel? Fehlanzeige!

Frage: "Gab es für dich als Kind nur Rennfahrer oder auch Astronaut, Cowboy und Geheimagent?"

Hülkenberg: "Ich habe erst mit sieben Jahren den Kartsport für mich entdeckt. Als das passiert und der Funken übergesprungen ist, war für mich alles klar, davor aber nicht."

Frage: "Wer war dein großes Kindheitsidol?"

Hülkenberg: "Der Michael (Schumacher; Anm. d. Red.)!"

Frage: "Wie sah das Kinderzimmer aus? 'Schumi'-Poster, Bettwäsche?"

Hülkenberg: "Nein, so einer war ich nicht. Ich war begeisterter Fan, habe mir alles angeschaut und alles gelesen. Bettwäsche oder Klodeckel hatte ich aber nicht."

Frage: "Sebastian Vettel eifert diesem Kindheitstraum mit seinem Wechsel zu Ferrari nach. Ist das etwas, was dich auch reizt?"

Hülkenberg: "Jein, nicht unbedingt. Jeder würde dort gerne fahren, weil das Team einfach den Mythos, die Geschichte und die Tradition besitzt. Das ist etwas Besonderes und lässt sich nicht wegdiskutieren. Wegen Michael? Würde ich nicht unbedingt sagen."

Bei Roger Federer zittern die Knie

Frage: "Ist es für dich noch etwas Besonderes, einen Prominenten zu treffen?"

Hülkenberg: "Das liegt daran, ob mich die Person interessiert oder nicht. Ich habe zu Beginn des Jahres Roger Federer getroffen und ein bisschen mit ihm gesprochen. Da war ich schon aufgeregt, weil ich Tennisfan bin und ihn cool finde. Wenn ich einen Schauspieler treffe, der mich nicht interessiert, dann lässt mich das ziemlich kalt. Das liegt immer daran, ob man Interesse hat oder nicht."

Frage: "Roger Federer wirkt immer bescheiden, wie ein smarter Gentleman. Stimmt's?"

Hülkenberg: "Definitiv. Er ist ruhig, bescheiden, wirklich bodenständig. Das Treffen war völlig entspannt und fand auf der Player's Party beim Tennisturnier in Dubai statt. Es waren Tausende Leute da, die etwas von ihm wollten, aber er war die Ruhe selbst. Auch sein Auftreten: Er hat Charisma und Charakter - das strahlt er aus."

Frage: "Und das nächste Treffen findet auf dem Court statt?"

Hülkenberg: "Wird schwierig, aber gerne."

Als Beifahrer ein Dauernörgler

Frage: "Spielst du selbst noch regelmäßig?"

Hülkenberg: "Wenn ich zu Hause bin und meinen Rhythmus habe, dann ja. Wenn ich reise, wird es schwierig: Mit dem Tennisschläger unterwegs zu sein geht noch, aber einen Platz zu finden, ist schwierig."

Frage: "Spielt die Verletzungsgefahr für dich gar keine Rolle?"

Hülkenberg: "Ich bin generell jemand, der damit null Probleme hat. Es gibt Leute, die sind prädestiniert dafür, sich einen Fuß umzuknicken, aber da gehöre ich nicht dazu."

Frage: "Wenn du im Straßenauto unterwegs bist - erwarten dann deine Mitfahrer 300 km/h auf der Autobahn?"

Hülkenberg: "Das gibt es häufig: Die Leute denken, dass du eine fette Karre in der Garage hast, weil du Formel-1-Fahrer bist. Du würdest jede Kurve wie im Rennen fahren. Aber das völlige Gegenteil ist der Fall. Das eine ist der Job, das andere das Privatleben. Da gelten die Regeln genauso für uns. Ich habe nicht immer Lust oder das Verlangen, schnell zu fahren. Ich will auch einfach entspannt 'cruisen' und meine Ruhe haben."

Frage: "Darfst du eigentlich noch Beifahrer sein oder musst du immer fahren?"

Hülkenberg: "Ich kann schon Beifahrer sein, aber ich bin ein schlechter. Weil ich immer etwas zu meckern habe! Es gibt so viele Sachen, die für mich natürlich sind, aber der Durchschnittsbürger nicht kann. Deshalb fahre ich am liebsten selbst und brauche mich nicht aufzuregen."

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