Nico Rosberg am Boden? WM für Mercedes "völlig offen"

, 02.08.2016

Warum bei Mercedes keiner an eine WM-Vorentscheidung glaubt, wovor Lewis Hamilton Angst hat und wie Nico Rosberg mit den Rückschlägen umgeht

Ausgerechnet vor der Sommerpause und beim Heimrennen muss Nico Rosberg im Titelkampf den nächsten Dämpfer hinnehmen. Und das nach sechs Niederlagen in den vergangenen sieben Grands Prix. Wie soll sich der Wiesbadener, der nach seiner Führung zu Saisonbeginn von 43 Punkten nun 19 Zähler hinter Lewis Hamilton davon erholen und weiter an sich glauben?

"Ich habe mir schon oft selbst bewiesen, dass ich nach schwierigen Momenten zurückschlagen kann", gibt sich Rosberg nicht entmutigt. Auch dem Timing will der Mercedes-Pilot, der bereits in den vergangenen drei Jahren gegen Hamilton den Kürzeren zog, nicht viel Wert beimessen: "Hockenheim hat wegen der Sommerpause nicht mehr Bedeutung als andere Rennen. Und der Rückstand von 19 Punkten ist das kleinste Problem nach dem Rennen in Hockenheim. Hart ist die Art, wie ich heute das Rennen verloren habe."

Insofern sieht er die bevorstehende Sommerpause sogar als Vorteil, da er nun Zeit hat, das bittere Wochenende in Baden-Württemberg zu verdauen: "Das wird ein wenig Zeit brauchen. Glücklicherweise habe ich meine Familie, die mir dabei hilft." Er werde aber trotzdem nicht abschalten, um auf andere Gedanken zu kommen: "An jedem Urlaubstag wird es auch um den Rennsport gehen. Immer weiter, volle Attacke!"

Hamilton: Wende kam überraschend

Anders die Lage im "Team LH", wie der WM-Leader seine Gefolgschaft gerne nennt. "Ich weiß nur, dass ich nach Hockenheim mit einem Pina Colada und einem breiten Grinser am Strand in der Sonne sitzen werde." Der Brite, der so miserabel in die Saison gestartet war, hat die wundersame Wende herbeigeführt und kann im Gegensatz zu Rosberg gut schlafen.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich mit 43 Punkten Rückstand so bald 19 Punkte voran sein werde", ist selbst Hamilton, der von sich selbst sagt, niemals aufzugeben, überrascht. "Unter diesen Umständen hätte es nicht besser sein können." Wie er trotz der Probleme einen kühlen Kopf bewahrt hat? "Nach Spanien sind mir viele Dinge durch den Kopf gegangen. Ich habe einfach versucht, alles abprallen zu lassen. Ich habe ein tolles Umfeld, das von meiner positiven Einstellung abhängig ist."

Aber trotz der nun hervorragenden Ausgangslage sieht Hamilton noch nicht einmal eine Vorentscheidung im Titelduell. "Es fühlt sich zwar besser an als mit den sechs Punkten Vorsprung nach Ungarn, aber es wird zumindest noch ein Rennen kommen, bei dem ich weiter hinten sein werde", spielt er darauf an, dass er diese Saison noch eine Motorenstrafe absitzen und aller Voraussicht nach vom Ende der Startaufstellung losfahren wird müssen.

Motorenstrafe: Hamilton fühlt sich (noch) nicht als WM-Leader

Mercedes plant, den neuen Motor auf einem der schnellen Kurse nach der Sommerpause einzubauen. "Da könnte so viel passieren", gibt sich Hamilton vorsichtig. "Vielleicht kommt Nico in den Genuss einer Sonntagsfahrt, und ich muss mich durch das Feld kämpfen. Außerdem ist Red Bull jetzt schneller und es könnte schwierig werden, überhaupt in die Top 5 zu kommen. Ich weiß nicht, ob ich den Schaden begrenzen kann."

Als WM-Leader fühlt sich daher noch nicht: "Der Vorsprung ist noch nicht groß genug. Ich würde mich erst als WM-Führender fühlen, wenn ich einen Sieg Vorsprung habe." Und auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff wundert sich über alle, die glauben, dass die WM schon entschieden ist: "Wir haben noch neun Rennen vor uns, und wenn ich nicht ganz blöd bin, sind das 225 Punkte, die zu vergeben sind. Das sind jede Menge. Der Lewis hat eine Strafe. Die Meisterschaft ist also völlig offen. "

Hamilton sei zwar an einem guten Tag "unschlagbar", aber die Formel 1 "ist ein Techniksport, und Lewis ist ein Mensch. Jeder hat gute und schlechte Tage. Deswegen gewinnt er nicht jedes Rennen. Er muss jetzt dieses Momentum beibehalten. Das kommt immer in Wellen. Wir werden sehen, wie es nach der Sommerpause aussieht."

Mercedes vor Red Bull auf der Hut

Man darf auch gespannt sein, ob das Red-Bull-Team weiter in den Titelkampf eingreifen wird und einem der beiden Rivalen Punkte wegnehmen kann. "Da muss Mercedes auf der Lauer sein", warnt der Aufsichtsratsvorsitzende Niki Lauda gegenüber 'RTL'. "Sich zurückzulehnen, weil man fünf Zehntelsekunden Vorsprung hat, geht nicht. Der Vorsprung ist zusammengeschrumpft auf zwei Zehntelsekunden. Wenn du dann in einer Runde den falschen Reifen draufhast, ist der Vorsprung weg. Da bist du dann geschlagen."

Das Pendel kann aber laut Wolff genauso gut wieder in Richtung Mercedes ausschlagen. "Wir hatten einen riesigen Vorsprung, den wir verloren haben, aber auch wieder zurückgewinnen können."

Boxenstopps: Mercedes noch nicht am Zenit

Zumal das Weltmeisterteam trotz seiner Überlegenheit nach wie vor an der Herausforderung wächst. Der beste Beweis ist der Boxenstopprekord der Silberpfeile in Ungarn, als man Rosberg in nur 1,73 Sekunden abfertigte. Auslöser für die Steigerung war laut Wolff die Williams-Truppe, die zu Saisonbeginn mit den schnellsten Stopps glänzte.

"Wir brauchen in allen Bereichen einen Gegner, jemanden, den wir schlagen können", erklärt der Österreicher. "Williams schien bei den Boxenstopps unschlagbar. Die Crew um Ron Meadows (Teammanager; Anm. d. Red.) und Matt Deane (Chefmechaniker) hat die Herausforderung angenommen,und wir haben sie geschlagen. Das freut mich." Das sei um so bemerkenswerter, da man in Führung liegend ungern zu viel riskiert: "Man versucht unbedingt zu verhindern, dass man ein Rad verliert oder so. Wir waren dennoch die Schnellsten, ohne die Sicherheit zu vernachlässigen."

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