Niki Lauda: Formel 1 hat jegliche Richtung verloren

, 19.03.2016

Der Mercedes-Boss ätzt nach der misslungenen Qualifying-Premiere gegen Bernie Ecclestone und Jean Todt und sieht die Formel 1 blockiert

Nach der riesigen Kritik am neuen Qualifying-Modus der Formel 1 erklärt Niki Lauda, wie es zu dem seiner Meinung nach "größten Fehler" kommen konnte. Chefvermarkter Bernie Ecclestone habe mit einer absurden Idee die Strategiegruppe und die Teammanager zu diesem Format gezwungen. Im Interview mit dem englischen TV-Sender 'Sky' äußerte Lauda scharfe Kritik an der aktuellen Formel-1-Politik: "Wir haben jegliche Richtung verloren."

Der Mercedes-Aufsichtsratschef fand nach der Premiere des neuen Qualifying-Formats "Reise nach Jerusalem" in Melbourne deutliche Worte. Den verwirrenden Modus bezeichnete er auf 'RTL' als "Griff ins Klo". Schon für den nächsten Grand Prix in Bahrain müsse man wieder zum alten Qualifying-System zurückkehren. Verantwortung am jetzigen Ablauf wies Lauda aber zurück, obwohl er bei den Treffen der Formel-1-Strategiegruppe und der Teamchefs dabei war.

Lauda erklärt, dass von Mercedes-Seite zwei Personen zum Treffen der Strategiegruppe eingeladen waren. Toto Wolff als der Verantwortliche des Teams und er selbst. "Zu mir sagte Bernie Ecclestone: Du kannst hingehen, aber du musst ruhig sein und darfst die Schreibkraft spielen. Also habe ich ihm gesagt, dass ich meine Schreibmaschine mitbringe - aber ich habe nicht mit abgestimmt."

Alle lachten, aber der Vorschlag war ernst gemeint

In der Sitzung habe Ecclestone den Vorschlag geäußert, künftig das Ergebnis von Q3 auf den Kopf zu stellen: "Der Erste sollte als Zehnter starten, der Zehnte als Erster. Christian Horner (Red-Bull-Teamchef; Anm. d. Red.) schrie Ja, weil er dachte, dass seine Fahrer eher Zehnter seien. Wir alle lachten, aber es war ernst gemeint. Als Gegenvorschlag brachte Charlie Whiting dann den jetzigen Ablauf. Wir wurden durch die Idee von Bernie dazu gezwungen."

Gleich im Anschluss äußerten Teamverantwortliche und Fahrer aber erste Zweifel an dem Shootout-System. Dennoch wurde die Entscheidung schließlich so durchgewinkt: "In der Strategiegruppe wurde abgestimmt, und hinterher war Ferrari dagegen. Dann stimmten wir beim Teamchef-Treffen wieder ab, und plötzlich waren alle dafür. Jetzt sehen wir, dass alles falsch ist. Wir müssen uns wieder treffen und es gleich für Bahrain ändern", so Lauda.

In diesem Zusammenhang erneuerte der Österreicher seine scharfe Kritik am momentanen Weg der Königsklasse: "Wir haben jegliche Richtung verloren. Normalerweise saßen die Teams und Bernie Ecclestone immer zusammen und haben gemeinsam die Geschäfte der Formel 1 geführt." Dies habe sich aber geändert, seit Ecclestone und FIA-Präsident Jean Todt versuchen würden, die Teams vor vollendete Tatsachen zu stellen. "Das ganze System ist momentan blockiert. Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen und denkt nicht daran, was das Beste für den Sport ist. Deshalb kommen diese ganzen falschen Entscheidungen heraus."

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