Red-Bull-Stärke: Die besondere Chance für Lewis Hamilton

, 03.06.2016

Ein ernsthafter Gegner spielt Lewis Hamilton bei seiner Aufholjagd im Mercedes-Stallduell womöglich in die Karten: Red Bull und Ferrari bringen Druck und Chancen

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hat durch seinen Sieg im Grand Prix von Monaco 2016 seinen Rückstand in der Gesamtwertung auf 24 Zähler verkürzt. Teamkollege Nico Rosberg, der die WM derzeit anführt, musste sich im Fürstentum mit Rang sieben begnügen. Das Formel-1-Rennen in Monaco hat gezeigt: Mercedes ist unter gewissen Umständen und auf speziellen Strecken angreifbar, denn der schnellste Mann in Monte Carlo war Daniel Ricciardo (Red Bull) gewesen.

"Red Bull ist stark. Die haben zwei schnelle Fahrer, die sich gegenseitig anstacheln. Hinzu kommt deren Upgrade beim Antrieb und die Tatsache, dass das Red-Bull-Chassis sowieso gut ist", zeigt sich Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff von der ernsthaften Konkurrenz aus Milton Keynes wenig erstaunt. "Wir waren darauf vorbereitet. Niemand ist davon ausgegangen, dass wir unseren unglaublichen Lauf der vergangenen zwei Jahre unendlich fortsetzen können."

"Auf der einen Seite ist es nicht schön, wenn wir nicht vorne sind. Auf der anderen Seite freue ich mich auf großartige Kämpfe gegen Red Bull und Ferrari. Deswegen sind wir schließlich hier", so der Österreicher. Wolff möchte sich jedoch nicht allein auf Red Bull als Konkurrenten um Rennsiege und die WM-Titel festlegen, wenngleich deren Teamchef Christian Horner davon ausgeht, dass der RB11 beim kommenden Rennen in Montreal mindestens genauso stark wie in Monaco sein wird.

Red Bull oder Ferrari: Woher kommt die größte Gefahr?

"Das Pendel schwingt von Wochenende zu Wochenende in verschiedene Richtungen. Ist Ferrari an einem Wochenende stark, dann sind sie unser erster Gegner. Wenn Red Bull dann in Monaco richtig stark ist, dann schwingt das Pendel sofort in deren Richtung. Wir nehmen beide sehr ernst", betont der Mercedes-Rennleiter. "Wir freuen uns auf die Herausforderung. Alleine in der Gegend herumzufahren ist zwar schön, da stellt man sich ein paar Pokale in den Schrank, aber im Endeffekt sind wir hier, weil wir Wettkämpfe wollen."

"Lasst uns mal abwarten", tritt Rosberg kurz und deutlich auf die Red-Bull-Euphoriebremse. "Wir wissen, wie speziell die Strecke von Monaco ist. Es ist also schwierig einzuschätzen. Aber: Wir rechnen jetzt voll mit Red Bull. Die kommen mit Vollgas an, da müssen wir aufpassen." Die neue Variante des bei Red Bull Tag Heuer genannten Renault-Triebwerks leistet rund 30 PS mehr als zuvor. Von diesem zusätzlichen Schub will man beim kommenden Rennen auf der schnellen Bahn in Kanada profitieren.

"Mal sehen, wie es in Montreal klappt, ob sie dieselbe Pace haben. Wenn sie die haben und mit zwei Autos vorne mitfahren: LetŽs Rock Žn Roll!", so Wolff vor dem siebten Saisonrennen der Formel-1-Saison 2016. "Wir haben dann eben noch tollere Kämpfe. Ist doch toll für den Sport", sagt Hamilton und fügt verschmitzt hinzu: "Wenn Red Bull an der Spitze mitmischt, dann kann es einen größeren Abstand zwischen Nico und mir geben. Das sehe ich natürlich positiv."

Gegner als Hilfestellung bei Hamilton-Aufholjagd

Klartext: Dem Briten kommen Gegner gerade recht. Alles, was den bisher führenden Teamkollegen Nico Rosberg in den Rennen vordere Positionen streitig macht, spielt dem amtierenden Champion in die Karten. So lässt sich der aktuelle Rückstand von 24 Punkten schneller wettmachen als mit Mercedes-Doppelerfolgen. Grundlage für eine erfolgreiche Aufholjagd von Hamilton ist allerdings seine eigene Performance - und die hing 2016 längst nicht immer nur vom Gasfuß des Briten ab.

"Die ersten fünf Rennen haben gezeigt, dass alles möglich ist. Vor allem im negativen Sinne für mich. Das ist mir bewusst. Es werden auch in Zukunft immer mal wieder Probleme oder Fehler auftreten", sagt er nach seinem ersten Saisonsieg. Das Monaco-Rennen sei psychologisch wichtig gewesen: für ihn selbst, aber auch für seine Crew am Auto mit der Startnummer 44. "Meine Mechaniker waren seit Jahresbeginn immer etwas nervös", so Hamilton.

"Es ist nicht leicht, wenn man von der einen Seite der Garage zum Auto des Weltmeisters wechselt. Der Sieg in Monaco dient als große Erleichterung in dieser Beziehung. Jetzt sollte das Selbstbewusstsein endgültig da sein", erklärt der Brite, dessen erfolgreiche Technikercrew im Winter zum Auto von Rosberg wechselte und dem Deutschen zu Beginn dieses Jahres vier Rennsiege in Folge ermöglichte. Mancher vermutete hinter der Mechaniker-Rochade gar eine Verschwörung: Rosberg soll so zum Champion gemacht werden.

"Wir gehen ans Limit, reizen die Systeme und den Motor voll aus. Wenn man derart die Grenzen sucht, dann überschreitet man sie manchmal", sagt Wolff und will von möglicherweise schlampiger Arbeit auf der Garagenseite des amtierenden Weltmeister nichts wissen. "Das Teamduell wird sich durch das ganze Jahr ziehen. Das gehört dazu, so hatten wir es in den vergangenen beiden Jahren auch. Wir können einigermaßen gut damit umgehen."

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