Red Bull verärgert: "Reglement killt Formel 1"

, 15.03.2015

Helmut Marko erhärtet die Kritik an den Hybrid-Motoren: Das Reglement zerstört die Formel 1 - Zieht sich Red Bull Ende 2016 mit beiden Teams zurück?

Wann wurde das letzte Mal ein Red Bull überrundet, wenn es keine Defekte, Reifenschäden oder andere außergewöhnliche Begebenheiten gegeben hat? "Ich weiß es nicht", antwortet Helmut Marko nach dem Grand Prix von Australien achselzuckend. Das ehemalige Weltmeisterteam war beim Saisonauftakt 2015 noch weiter hinter Mercedes zurückgefallen. Viele schieben die Schuld dem Renault-Antrieb in die Schuhe. Das Chassis des RB11 ist auf der anderen Seite aerodynamisch auch nicht mehr der Maßstab im Feld.

Daniil Kwjat schied schon vor dem eigentlichen Rennstart mit Getriebeschaden aus. Daniel Ricciardo mühte sich über die Distanz und kam mit einer Runde Rückstand als Sechster ins Ziel. In Melbourne war Red Bull hinter Mercedes, Ferrari, Williams und Sauber nur die fünfte Kraft. "Das ist die größte Überraschung. Der Winter war viel besser als im Vorjahr, aber bei der Pace fehlen uns zwei bis zweieinhalb Sekunden", nennt Ricciardo die harten Fakten.

Bei Red Bull ist man vor allem mit Renault nicht zufrieden. Der Vertrag mit den Franzosen läuft Ende 2016 aus. Wie geht es dann weiter? "Das ist nicht die primäre Frage", meint Motorsport-Berater Marko. "Es geht um die Formel 1, die in dieser Form das Reglement killt. Es stellt sich die Frage, ob man überhaupt weitermacht", stellt der Österreicher einen möglichen Rückzug in den Raum. Sollte Red Bull tatsächlich den Stecker ziehen, dann würden vier Autos in zwei Teams wegfallen. Eine Katastrophe für die Formel 1.

Motoren zu komplex und zu teuer

Marko schießt nach der erdrückenden Mercedes-Dominanz in Australien einmal mehr gegen das technische Reglement. Die Hybridmotoren sind ihm ein Dorn im Auge: "Mercedes ist absolut überlegen. Solange dieses Motorkonzept bleibt, wird man nie herankommen." Allerdings haben alle Teams für die Einführung dieser Technik votiert: "Das stimmt nicht ganz", hält Marko dagegen. "Für eine Änderung bräuchten wir eine Mehrheit, die wir nicht bekommen werden."

"Renault hat das gepusht, weil sie gesagt haben, dass das die einzige Chance für einen Verbleib in der Formel 1 ist. Damals konnte man nicht absehen, dass dieses Reglement ein derartiger Kostentreiber ist. Die Einfrierung dieses Reglements macht Aufholen unmöglich", ärgert sich Marko. Mercedes lässt sich das Formel-1-Engagement viel kosten, auch Ferrari hat durch die Umstrukturierung einen klaren Fortschritt geschafft.

Um Rennen gewinnen zu können, braucht es derzeit einen Mercedes-Antrieb und in absehbarer Zeit kehrt vielleicht auch Ferrari auf die Siegerstraße zurück. Honda wird in Zukunft ebenfalls alles in die Waagschale werfen, um konkurrenzfähig zu werden. Steht Red Bull mit Renault auf verlorenem Posten? "Renault hat ein Budget und muss innerhalb dieses Budgets arbeiten", geht Marko ins Detail. "Das Budget ist aber nicht das Problem, sie müssen sich richtig strukturieren."

"Wir bei Red Bull sind der Ansicht, dass dieses Reglement generell falsch ist. Ein Motor, der 20 Millionen kostet und eine Ingenieursformel ist - ohne acht Ingenieure läuft der Antrieb nicht. Seit wir das haben, gehen die Zuschauerzahlen zurück, weil es keinen Sound gibt und nicht der Formel 1 entspricht. Die Leistung der Motoren ist auch nicht so hoch, dass die Fahrer gefordert sind."

"Wir haben vor diesen Hybrid-Motoren acht bis zehn Millionen für den Motor gezahlt, jetzt ist es das Doppelte." Bis 2005 kosteten Kundenmotoren (V10-Sauger) zwischen 20 und 30 Millionen pro Jahr, also ähnlich wie heute. Die weltweite Wirtschaftslage war damals allerdings anders. Die Realität 2015 sind für Red Bull rund zwei Sekunden Rückstand pro Runde. Gegen das private Sauber-Team, das auf den verbesserten Ferrari-Antrieb setzt, hatte Ricciardo keine Chance.

"Ich habe versucht, den Sauber zu überholen, aber dafür haben wir im Moment nicht die Möglichkeiten. Wir sind nicht in jeder Runde konstant genug", gibt Ricciardo zu. Rookie Felipe Nasr tanzte dem dreifachen Grand-Prix-Sieger vor der Nase herum und zog am Ende davon. Der Sauber entging einer Überrundung knapp. "Positiv ist, dass ich ins Ziel gekommen bin", macht Ricciardo gute Miene zum bösen Spiel. "Die Zuverlässigkeit war zumindest bei einem Auto gut. Es ist für Daniil natürlich schade."

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