Rosberg ohne Power: Hybridschaden am Mercedes

, 23.11.2014

ERS-Pumpe defekt: Kein Druck mehr für den Teamkollegen - Warum Nico Rosberg in Abu Dhabi komplett chancenlos war - Toto Wolff: "Darf nicht passieren"

Ein technischer Defekt am Mercedes von Nico Rosberg hat dem Saisonfinale in Abu Dhabi nach 25 Runden die letzte Spannung geraubt. Bis dorthin hatte der Deutsche, der nach einem schlechten Start hinter Lewis Hamilton auf Rang zwei gelegen hatte, immerhin noch etwas Hoffnung auf den Sieg im Rennen und einen Triumph in der WM gehabt. "Da ist leider ein bisschen viel schief gegangen. Aber das ist dann eigentlich nicht relevant", sagt Rosberg, der das Rennen nur auf Platz 14 beenden konnte.

Ab Runde 25 fehlte es dem Mercedes von Rosberg an Schub. "Es ist uns die ERS-Pumpe ausgefallen. Da ging dann gar nichts", berichtet Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Wir haben geglaubt, sie kommt zurück, aber es ist dann immer schlimmer geworden. Wir haben uns dann entschlossen, die Pumpe ganz abzustellen. Dann gab es keinen Hybrid-Antrieb mehr." Ab diesem Zeitpunkt fehlten Rosberg auf seinen Konkurrenten satte 160 PS - keine Chance mehr.

"Wir haben in Kanada erlebt, wie er mit dem kaputten Rückgewinnungssystem - wie jetzt - noch Zweiter geworden ist. Da hat er die Hoffnung rein gesetzt, dass sich das irgendwie wieder regulieren lässt. Aber den Gefallen hat es ihm nicht getan", meint Formel-1-Experte Marc Surer. "Das Gefährliche ist ja, dass dieses System an der Hinterachse bremst, wenn es lädt. Und wenn es nicht funktioniert, dann bremst es hinten nicht. Deswegen hat er auch mal einen Fahrfehler gemacht, weil das System ihn einfach überrascht hat."

Hinterachse bremst nicht gut: Hybrid plötzlich weg

"Im zweiten Stint habe ich mich verbremst und bin geradeaus gefahren, weil das Tempo nicht stimmte", berichtet Rosberg von jenem Schreckmoment, in dem alle Hoffnungen zunichte gemacht wurden. "Das ist ein Wermutstropfen", sagt Wolff. "Wir wollten beide Autos ins Ziel bringen, sodass sie es auf der Strecke auskämpfen können. Das ist uns nicht gelungen. Wir müssen besser werden und aufhören auszufallen. Das sind wir den beiden schuldig und dem Team. Es war einfach kein perfektes Ergebnis. Aber jetzt haben wir einen würdigen Weltmeister."

Dass Hamilton diesen Titel, den er schließlich mit 67 Punkten Vorsprung gewann, verdient hat, meint auch der 29-Jährige Vizechampion. Stilvoll eilte Rosberg nach der Zieldurchfahrt zu seinem Teamkollegen, um ihm noch vor dem Beginn der Podiumszeremoniel zu gratulieren. "Das ist richtige Größe und ein richtiger Sportsmann. Sie haben sich das ganze Jahr lang wirklich nichts geschenkt, es ist sehr intensiv zugegangen. Beide sind große Persönlichkeiten. Dann hinaufzukommen und zu gratulieren, da kann man nur die Kappe ziehen", sagt Wolff.

"Umgekehrt wäre es wahrscheinlich genau so passiert. Für uns ist es einfach großartig, das wir zwei so tolle Sportsleute im Team haben", erklärt der Österreicher, der auch im kommenden Jahr ein enges Duell der beiden Mercedes-Fahrer erwartet. "Lewis hat einen tollen Job gemacht dieses Jahr, ist auf einem phänomenalen Level gefahren. Über die Saison gesehen war er ein bisschen der bessere Fahrer und deswegen hat er es auch verdient. Ich gratuliere ihm von Herzen", gibt Rosberg offen zu.

Rosberg als fairer Verlierer im engen Titelkampf

"Es ist natürlich hart jetzt, aber es ist auch okay so. Jetzt gucke ich nach vorne", gibt sich der Deutsche trotz der Niederlage gefasst. "Dienstag ist schon wieder ein Test. Dann greife ich für nächstes Jahr an. Ich muss mich steigern, kann mich auch noch ein bisschen steigern. Dieses Wochenende war ein unglaubliches Erlebnis für mich. Ich hatte so etwas noch nie - so viel Unterstützung von allen Seiten. Sogar von den Briten. Die Mehrheit von ihnen war natürlich für Lewis, aber trotzdem gab es viele an der Strecke, die mir nach dem Qualifying applaudiert haben und mich respektieren. Dafür bin ich sehr dankbar."

Auch aus Respekt vor diesen Fans widersprach Rosberg am Ende seiner Mannschaft, die ihn zur Aufgabe an die Box holen wollte. "Ich bin Kämpfer. Ich wollte das Ding zu Ende bringen", sagt er. Dass es am Ende nur Rang 14 wurde, "spielt keine Rolle", so der Vizechampion. "Es gibt ja keinen technischen Grund, um aufzugeben. Außer, dass es natürlich gefährlich ist, wenn das Auto plötzlich blockiert oder irgendwas passiert. Aber grundsätzlich ist es so: Solange sich die Räder drehen in der Formel 1, soll man auch weiterfahren", übt Surer Verständnis für den Durchhaltewillen.

"Ich bin sehr enttäuscht. Die Chance war heute da, leider hat es aber nicht geklappt", erklärt Rosberg abschließend. Der Deutsche wittert schon jetzt seine Chance im kommenden Jahr. "Lewis ist atemberaubend gefahren, er war dieses Jahr der beste Fahrer im Feld. Es war ein großartiger Kampf zwischen uns beiden - dafür bin ich im Motorsport. Natürlich gab es auch mal Spannungen, aber die meiste Zeit über war es fantastisch."

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