Rosberg und der Problemhaufen: Sprit so rot wie nie zuvor

, 13.06.2016

Nico Rosberg nahm beim Großen Preis von Kanada so ziemlich jedes mögliche Problem mit: Neben Plattfuß und Kollision sorgen Warnleuchten und Sprit für Ärger

"Mist wäre vielleicht die beste Zusammenfassung. In meinem Kopf gibt es da noch andere Wörter, aber die sind nicht tauglich fürs Fernsehen." Treffender als bei 'RTL' hätte Nico Rosberg seinen Kanada-Grand-Prix nicht bilanzieren können. Das Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve war für den Mercedes-Piloten von der ersten bis zur letzten Runde ein einziger Härtetest, der am Ende "nur" mit dem fünften Platz belohnt wurde. Dabei durfte der Deutsche mehrmals tief in die Problemkiste greifen.

Schon der Start war aus seiner Sicht missraten: Nachdem er wieder einmal mit Teamkollege Lewis Hamilton aneinandergeraten war, fand sich Rosberg noch in der ersten Runde nur auf Rang neun wieder. Was folgte war eine schwierige Aufholjagd, ein schleichender Plattfuß, ein mächtig blinkendes Lenkrad, ein Spritdrama, ein knallhartes deutsch-niederländisches Duell und ein unnötiger Dreher - also einmal die volle Palette.

"Es war ein frustrierendes Rennen. Lewis hat gezeigt, dass das Auto siegfähig war", hadert der Wiesbadener bei 'Sky' mit dem nicht gerade gelungenen Auftritt auf der Ile Notre-Dame. Der Sieg selbst war nach der Kollision in der ersten Kurve schon dahin, doch zumindest auf das Podest hätte Rosberg im Anschluss noch kommen können, bis ihn in Runde 52 ein schleichender Plattfuß ereilte und er noch einmal an die Box fahren musste.

Spritdrama sorgt für Zurückhaltung

"Mit Sicherheit war ich auf dem Weg zum Podium. Den Bottas hätte ich mir schon noch geschnappt am Ende vom Rennen", ist Rosberg überzeugt. Jener Valtteri Bottas kam mit seinem Williams am Ende als Dritter souverän auf das Podium. Für Rosberg ging es im Anschluss dann zumindest noch um Rang vier, doch Red-Bull-Pilot Max Verstappen erwies sich als knallharter Gegner. Mehrfach ließ der Niederländer den Mercedes-Piloten beim Anbremsen auf die Schikane verhungern - und als Rosberg in der vorletzten Runde vorbei schien, drehte er sich.

"Max war wie Lewis voll am Limit. Er hat einen sehr guten Job gemacht bei der Verteidigung", attestiert der WM-Führende, der den Zweikampf nach eigenen Aussagen allerdings nicht mit voller Kraft angehen konnte. Denn zu den bisherigen Problemen gesellte sich ein beinahe leerer Tank. So konnte der Deutsche nur kurzzeitig attackieren, musste sich dann einige Runden zurückfallen lassen, bevor er erneut angreifen konnte.

"Meine Spritnummer war so rot, so weit war ich noch nie im Rot", erklärt er. "Es ist nicht auszurechnen, wie sich das ausgeht. In der letzten Runde musste ich tierisch Sprit sparen und schauen, dass der Räikkönen nicht vorbeikommt." Denn der Ferrari-Pilot war nach Rosbergs Dreher schon in Schlagdistanz und fuhr schließlich keine Sekunde hinter dem Silberpfeil über die Ziellinie.

Alle Warnlampen an

Dass es Rosberg überhaupt bis ins Ziel geschafft hat, ist schon ein Wunder, wenn man den Warnmeldungen vertraut, die der Deutsche ins Cockpit bekam. Auf seinem Lenkrad-Display blinkten im Rennverlauf alle möglichen Warnleuchten wie wild und lenkten ihn von der Fahrt ab. "Ist das echt?", wunderte sich Rosberg über Funk auch während des Rennens, doch sein Team musste ihm bestätigen, dass dies der Fall ist.

"Nico hatte vermutlich alle Warnungen, die man haben kann, auf seinem Bildschirm", sagt Motorsportchef Toto Wolff. Bei Mercedes geht man davon aus, dass Rosberg bei seinem Ausflug über das Gras in Kurve 1 etwas davon aufgesammelt hat, was die Kühlung blockierte. "Er hatte Warnungen für Bremssattel, Bremsscheiben, Getriebe und alles mögliche, was man haben kann", meint Wolff.

Doch am Ende konnte Rosberg seinen Mercedes über die Ziellinie bringen. "Wir sind niemals über die Grenzen gegangen, deswegen war es managebar", sagt Wolff, dass man bei den Silberpfeilen alles im Griff hatte. Und so konnte der Deutsche am Sonntag doch noch ein wenig Schadensbegrenzung betreiben und die WM-Führung zumindest bis zum nächsten Rennen in Baku am kommenden Wochenende retten.

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