Rosbergs Sieggeheimnis: "So habe ich Hamilton geschlagen"

, 04.09.2016

Wie Nico Rosberg in der Sommerpause den Grundstein für gute Starts und den Sieg auf der Hassstrecke Monza legte, aber trotzdem nicht an eine Erfolgswelle glaubt

Kann sich Nico Rosberg noch einmal gegen Lewis Hamilton aufbäumen? Nach dem Klassiker in Belgien radiert er in Monza den nächsten weißen Fleck auf seiner Sieglandkarte aus und feiert seinen 50. Podestplatz in der Formel 1. Und das ausgerechnet auf seiner bisherigen Hassstrecke: In Monza war er abgesehen von einem zweiten Platz 2014 bislang nie besser als Fünfter.

"Es ist toll, hier zu gewinnen, wirklich gigantisch", freut sich Rosberg, der nun in der WM-Wertung nur noch zwei Zähler hinter Hamilton liegt. Der WM-Leader musste sich ausgerechnet auf seiner Paradestrecke geschlagen geben. Basis für Rosbergs Sieg war ein perfekter Start, während Hamilton wegen durchdrehender Räder von der Pole kaum vom Fleck kam und nur als Sechster aus der ersten Runden zurückkehrte.

"Der Start hat alles entschieden", weiß Rosberg. "Der ist mir echt gut gelungen. Danach wusste ich, dass es mein Tag wird, denn die Ferrari waren nicht schnell genug, um uns zu schlagen. Wie ein Pflichtsieg hat es sich aber trotzdem nicht angefühlt."

Wie Rosberg seine Startschwäche löste

Beim Heimrennen in Hockenheim war es noch der WM-Zweite gewesen, der den Start verpatzte. Dass es diesmal so gut klappte, ist kein Zufall. "Ich habe in diesem Bereich in den letzten Wochen wirklich Fortschritte gemacht, nachdem ich zuletzt Schwierigkeiten hatte. Das freut mich sehr, und so habe ich das Duell gegen Lewis gewonnen."

Für den Wiesbadener kam der Erfolg überraschend, denn nach dem Qualifying, in dem er kein Rezept gegen Hamilton gefunden hatte, war Rosberg völlig geknickt gewesen. Auch am Sonntagmorgen schien der 31-Jährige seinen Optimismus noch nicht wiedergefunden zu haben, als er mit Kopfhörern das Fahrerlager betrat.

Doch dann wurde es für den Mercedes-Piloten ein fast perfekter Tag. Zu einem ganz perfekten Tag fehlte nur ein etwas stärkeres Ferrari-Team: Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen konnten Hamilton, der nach seiner Aufholjagd noch Zweiter wurde, nicht aufhalten. "Ich hätte mir gewünscht, dass du ein bisschen schneller bist", flüsterte er Vettel, der sich zunächst irrtümlich die Siegerkappe aufsetzte, nach dem Rennen zu.

Rosberg begeistert die Tifosi

Die Siegerehrung entschädigte Rosberg: Der Triumphator genoss die Zeremonie inmitten eines Meers von Tifosi sichtlich, beeindruckte diese mit perfektem Italienisch und stimmte sogar den White-Stripes-Hit "Seven Nation Army", in den das Publikum mit einstimmte. "Den Ton hat er nicht so getroffen, aber alle haben verstanden, worum es geht", scherzt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Und Rosberg bedankt sich bei den italienischen Fans für die tollen Momente: "Sie sind einzigartig. Sie haben zwar die Ferrari-Jungs unterstützt, aber auch ich habe sehr viel Unterstützung erhalten, wofür ich sehr dankbar bin. Das hat sich auf dem Podium wirklich toll angefühlt." Zumal er ohnehin schon immer ein Faible für Italien hatte: "Ich habe mich der italienischen Kultur immer schon sehr nahe gefühlt, viele meiner Freunde sind Italiener und sprechen natürlich auch Italienisch. Ich fühle mich in diesem Land sehr wohl."

Erfolgswelle? Rosberg will nichts davon wissen

Während Rosberg wahrscheinlich lieber ohne Hamilton auf dem Podest gestanden wäre, freut sich Wolff darüber, dass ihm der Brite dann auch noch das perfekte Teamergebnis beschert hat. "Das fühlt sich in Monza auf der prestigereichsten Strecke im Ferrari-Land natürlich unglaublich an. Das Rennen schien von außen vielleicht etwas langweilig, aber für uns war es sehr aufregend."

Das gilt auch für Daimler-Konzernboss Dieter Zetsche, der diesmal an der Box mitfieberte. Seiner Meinung nach machen Kleinigkeiten den Unterschied zwischen den Mercedes-Piloten aus. "Die Psychologie ist wie im Tennis oder Fußball entscheidend", sagt er gegenüber 'Sky.de'. "Lewis hat das gesamte Wochenende über die bessere Leistung gezeigt, außer im ersten Training, aber die eine Sekunde, die er beim Start verloren hat, macht den Unterschied."

Doch wie geht es nun im Titelkampf weiter? Kann Rosberg weiter auf der Erfolgswelle schwimmen und seine Siegesserie auch bei den Überseerennen fortsetzen? Der Monza-Triumphator will davon nichts wissen: "Ich sehe keine Wellen, ich denke nur Rennen für Rennen. Ich werde natürlich versuchen, auch das nächste Rennen zu gewinnen."

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