Webber: Künstliches Racing hilft Motorsport nicht weiter

, 16.02.2016

Porsche-Werksfahrer Mark Webber kritisiert DRS und Pirelli-Reifen: Formel 1 sei kein Super Mario Kart - Weniger Überholmanöver können manchmal mehr sein

Vom Spannungsbringer zum Totengräber des Rennsports? Weltweit diskutieren Fans und Experten, ob der Formel 1 die Einführung von DRS und absichtlich stark verschleißenden Reifen wirklich gut getan hat. Die Anzahl der Überholmanöver ist nach oben geschnellt, trotzdem fühlt sich eine beachtliche Zahl von Motorsportfans von den Maßnahmen vor den Kopf gestoßen. Mark Webber findet im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com', dass weniger Überholmanöver, aber echtes Racing besser sein könnte.

Der ehemalige Formel-1-Pilot, der in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) gemeinsam mit Timo Bernhard und Brendon Hartley für Porsche den ersten Weltmeisterschaftstitel seit 1986 geholt hat , zweifelt daran, dass die Formel 1 mit ihrer Herangehensweise "Mehr Überholmanöver um jeden Preis" den richtigen Weg beschritten habe. "Das einzige Ziel war, mehr Überholmöglichkeiten zu schaffen", führt der Australier aus. "Aber vielleicht sind sie etwas über das Ziel hinausgeschossen."

Die Formel 1 begann ab Mitte der 2000er-Jahre, sich der Überholproblematik zu widmen. In der Rillenreifenära beklagten viele Fans eine "Formel Langeweile". Die Gründe sind lange bekannt: Verwirbelte Luft ("Dirty Air") verhindert ein effektives Heranfahren an den Gegner. Als Maßnahmen wie der verstellbare, extrabreite Frontflügel in Kombination mit dem auf die heutigen Maße verkleinerten Heckflügel nicht die erhoffte Action brachte, wurden DRS und die Pirelli-Reifen eingeführt. "Heute haben wir viele Überholmanöver, aber das ist auch nicht das Gelbe vom Ei", urteilt Webber.

Action nicht allein an Überholmanövern festmachen

Der 39-Jährige begründet: "Wir müssen uns fragen, was wir wollen: Wenn man viele Überholmanöver sehen will, kann man zu einem Rennen der Formel Ford oder Kartrennen gehen." Der Fokus auf Überholmanöver könnte dementsprechend ein völlig falscher gewesen sein. "Ich mochte es beispielsweise auch, Fernando Alonso und Michael Schumacher in Imola zuzusehen, wie sie sich Runde für Runde gehetzt haben." In den Jahren 2005 und 2006 lieferten sich die beiden Stars eine atemberaubende Hetzjagd im Autodromo Enzo e Dino Ferrari.

Zu Überholmanövern kam es aber nicht, was zum Teil an der Strecke lag. Zum anderen Teil aber auch an den Fahrer selbst, glaubt der neunmalige Grand-Prix-Sieger: "Die guten Fahrer machen keine Fehler, deshalb sind sie ja die besten." Trotzdem solle man solche Duelle genießen, statt zu kritisieren, dass es keine Überholaction gegeben habe. "Das ist wie Roger Federer gegen Novak Djokovic im Tennis. Wenn man jetzt hingeht und Fallen a la Super Mario Kart auspackt, um das Racing interessanter zu machen, kann es für den Motorsport generell schwierig werden", schickt er einen deutlichen Warnschuss in Richtung Formel 1.

Dass es anders geht, hat die WEC bereits bewiesen. Porsche und Audi lieferten sich mehrmals spektakulärste Duelle. Webber warnt jedoch davor, dies als Normalität anzusehen. "Es war ein netter Zufall, dass wir hier sehr unterschiedliche Rundenzeiten fahren, aber diese auf verschiedene Art und Weise erzielen. Es war ein schöner 'Unfall', dass das Racing so stark gewesen ist." Webber war selbst auf dem Fuji Speedway in einen knallharten Kampf mit Marcel Fässler im Audi R18 e-tron quattro verwickelt. Der Porsche 919 Hybrid hatte eine wesentlich bessere Beschleunigung, doch der Audi hielt in Bremszonen dagegen.

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