Von vielen Fachleuten anfangs belächelt, stieg Fiat im Jahr 2009 bei Chrysler ein, als der US-amerikanische Autohersteller während der Finanzkrise in die Insolvenz schlitterte. Ein risikoreicher, aber im Nachhinein cleverer Schachzug von Fiat: Für sein technisches Knowhow erhielt Fiat nach und nach mehr Anteile an Chrysler. Die US-Amerikaner konnten unter anderem mit verbrauchsgünstigen Autos in Nordamerika punkten und schreibt nun erneut satte Gewinne. Jetzt folgt der Milliarden-Deal: Fiat übernimmt Chrysler komplett. Kostenpunkt: 4,35 Milliarden US-Dollar.
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Bislang hielt VEBA Trust noch 41,4616 Prozent der Anteile an der Chrysler Group. Ein harter Brocken; denn hinter der Gesellschaft verbirgt sich der Gesundheitsfond der nordamerikanischen Autogewerkschaft UAW, die als Treuhänder die Zahlungen von Gesundheitsleistungen an die Rentner von Chrysler durchführt.
Doch spätestens am 20. Januar 2014 soll die Transaktion abgeschlossen sein. Für den Verkauf seiner Anteile erhält VEBA Trust Leistungen in einer Gesamthöhe von 3,65 Milliarden US-Dollar, bestehend aus einer Sonderdividende von insgesamt etwa 1,90 Milliarden US-Dollar, welche die Chrysler Group zahlt, und bei Abschluss eine Zahlung von etwa 1,75 Millionen US-Dollar von Fiat als Kaufpreis an VEBA Trust. Die Absichtserklärung sieht weitere Leistungen der Chrysler Group an VEBA Trust in Höhe von insgesamt 700 Millionen US Dollar in vier gleichen jährlichen Zahlungen vor.
Fiat erwartet, die Zahlung von 1,75 Milliarden US-Dollar aus bestehenden liquiden Mitteln zu leisten. Die Chrysler Group kann nach eigenen Angaben die Ausschüttung der Sonderdividende ebenfalls aus bestehenden liquiden Mitteln durchführen. Vor dem Hintergrund dieser Leistungen wird die UAW bestimmten Verpflichtungen zustimmen, die industriellen Tätigkeiten der Chrysler Group und die weitere Implementierung der Fiat-Chrysler Allianz zu unterstützen.
„Die vereinigte Eigentümerstruktur wird es uns nun erlauben, unsere Vision vollständig umzusetzen, einen globalen Automobilhersteller zu erschaffen, der wahrhaft einzigartig ist", so Sergio Marchionne, Vorstandsvorsitzender von Fiat und Aufsichtsratsvorsitzender sowie Vorstandsvorsitzender der Chrysler Group.
Zum neuen Gesamtkonzern gehören neben den italienischen Kernmarken Fiat, Alfa Romeo, Abarth und Lancia die amerikanischen Marken Chrysler, Dodge, Jeep, RAM und SRT. Darüber hinaus besitzt Fiat Mehrheitsbeteiligungen an Ferrari und Maserati. Damit rüstet sich Fiat gegen die wachsende Konkurrenz von General Motors, Toyota, der Volkswagen-Gruppe, Ford und Hyundai-Kia.
Alleine im dritten Quartal 2013 erzielte die Chrysler Gruppe einen Gewinn von 464 Millionen US-Dollar, der damit im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent stieg. Der Umsatz legte derweil um 13,5 Prozent auf 17,6 Milliarden US-Dollar zu.