Nürburgring: Das drohende Aus und die Folgen

, 17.07.2012


Für viele kaum vorstellbar, aber es ist Fakt: Es könnte die Pleite für den Nürburgring drohen, den viele mit dem berühmten 24-Stunden Rennen und packenden Formel-1-Rennen in Verbindung bringen oder diese sogar selbst vor Ort erlebten. Auch die legendäre Nordschleife mit den beliebten Touristenfahrten gehört zum Nürburgring. Doch dem Ausbau zum Vergnügungspark folgte ein Millionengrab. Die Entscheidung über notwendige finanzielle EU-Hilfen soll bald fallen. Bei einem Verbot aus Brüssel könnte dies allerdings das Aus oder den Verkauf der traditionsreichen Rennstrecke mit einer ungewissen Zukunft bedeuten.


Am 17. Juli 2012 berichtete die „Rhein-Zeitung“ unter Berufung gut informierter Kreise, dass die Entscheidung der EU bereits gefallen sei und es keine finanzielle Hilfe für den Nürburgring geben soll. Den Bericht wies die EU-Kommission noch am gleichen Tag zurück und dementierte, dass sie die Entscheidung schon getroffen habe. Ein kurzfristiges Aufatmen für viele Fans des Nürburgringes und vermutlich Anlass für die EU, den Sachverhalt in Brüssel schnell zu erledigen.

Am 18. Juni 1927 wurde der Nürburgring eingeweiht und erlebte seitdem viele berühmte Rennen. Die Nordschleife, heute 20,832 Kilometer lang und von 1951 bis 1976 Austragungsort der Formel 1, windet sich wie eine Achterbahn durch die Eifel. Rennfahrerlegende Jackie Stewart gab der schwierigen Rennstrecke den Namen „Grüne Hölle“.

Ein Blick in unsere Epoche: 2007 begann unter der rot-grünen Regierung von Rheinland-Pfalz und dessen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) der Umbau zur „Erlebniswelt“, die am 10. Juli 2009 offiziell eröffnet wurde. Das Mammutprojekt kostete rund 330 Millionen Euro. Im Niemandsland der Eifel entstanden neue Hotels, ein Feriendorf, Discos, ein Indoor-Themenpark, mit dem „Ring Racer“ entlang der Start-Ziel-Gerade eine aufgrund von Sicherheitsproblemen niemals in Betrieb genommene Achterbahn, ein Einkaufszentrum etc. Die strukturschwache Eifel sollte eine massive Aufwertung erhalten und neue Arbeitsplätze generieren. Doch der ganzjährig erwartete Besucheransturm blieb bis heute aus.

Die privaten Betreiber zahlten die Pacht nicht mehr, so dass das Land Rheinland-Pfalz als Mehrheitseigner des Nürburgrings die Verträge im Februar 2012 kündigte. Die Nürburgring GmbH liegt zu 90 Prozent in der Hand des Landes Rheinland-Pfalz, während 10 Prozent der Anteile der Kreis Ahrweiler hält. In der Folge bat Rheinland-Pfalz die EU um eine Finanzspritze in Höhe von 13 Millionen Euro für die in Not geratene Besitzgesellschaft, der Nürburgring GmbH. Ferner sollten die Zinszahlungen für den 330-Millionen-Kredit der landeseigenen Investitions- und Strukturbank (ISB) gestundet werden.


Die „Wirtschaftswoche“ berichtete unlängst darüber, dass Wirtschaftsprüfer von Ernst &Young für Rheinland-Pfalz den aktuellen Wert des Nürburgringes, inklusive Grand-Prix-Strecke, Nordschleife und den vielen Neubauten des Freizeitkomplexes, ermittelten. Das Ergebnis: 126 Millionen Euro. Daraus würde ein riesiger Schuldenberg resultieren; denn den 126 Millionen Euro sollen der 330-Millionen-Euro-Kredit und außerdem etwa 83 Millionen Verbindlichkeiten aus Gesellschafterdarlehen gegenüberstehen. Unter der Annahme, dass der Nürburgring für 126 Millionen Euro zum Verkauf käme, blieben für das Land noch immer 287 Millionen Euro Schulden übrig.

Sollte Brüssel die beantragten Hilfsgelder nicht gewähren, wäre die Landesregierung von Rheinland-Pfalz nicht mehr Herr des Verfahrens und vermutlich insolvent. Es würde ein Insolvenzverwalter über den Nürburgring entscheiden. Im Ergebnis müsste der Nürburgring teilweise oder ganz verkauft werden. Die Entscheidung über die Finanzspritzen liegt in den Händen von Brüssel, die Ursache bei der rot-grünen Landesregierung von Rheinland-Pfalz.

Die Ungewissheit birgt eine weitere Gefahr: die Planungssicherheit bei Motorsportveranstaltungen. Die Frist für die Anmeldung internationaler Motorsportveranstaltungen bei der internationalen Motorsportbehörde FIA in Paris endet am 31. Juli 2012, die nationale Frist beim Deutschen Motorsport Bund (DMSB) in Frankfurt läuft am 13. August 2012 ab.

Nächstes Jahr wäre der Nürburgring im Wechsel mit dem Hockenheimring wieder als Ausrichter der Formel 1 an der Reihe. Was ist mit dem berühmten 24-Stunden-Rennen, der DTM, den ADAC GT Masters, der VLN-Langstreckenmeisterschaft und weiteren nur auf dem Nürburgring stattfindenden Rennserien im Jahr 2013? Nach den aktuellen Kontroversen rund um den Nürburgring steht die Frage nach dem zukünftigen Vertragspartner offen. Doch wie lange wird Bernie Ecclestone als Boss der Formel 1 warten?

3 Kommentare > Kommentar schreiben

18.07.2012

Absolute Frechheit ... tagtäglich wird für irgendeinen Mist Geld locker gemacht um etwas am Leben zu halten. Aber echte Traditionen und Zuschauermagnete fallen da wahrscheinlich nicht mit rein. Unverständlich wenn man schon daran denkt, was der Nürburgring auch für einen Umsatz für alle kleinen Geschäfte oder Hotels in der Nähe mit sich bringt ...

21.07.2012

Ich mache mir erstmal keine Sorgen. Vieles am Ring sorgt ja für mächtig Umsatz und Rendite (insbesondere die Tourifahrten), sodass hier die Insolvenz keine riesigen Auswirkungen haben wird - außer, dass die Preise mal wieder steigen. Und wenn der ganze Mist mit Vergnügungspark und Co. wieder verschwindet, habe ich auch kein Problem damit...

21.07.2012

Viele Veranstalter haben sich über Jahre die Taschen vollgestopft dadurch, dass der Nürburgring überhaupt existierte und die Möglichkeit batf Veranstaltungen in solch einem Rahmen überhaupt durchführen zu können. Rock am Ring hat mit Motorsport überhaupt nichts zu tun und Marek Lieberberg verdiente Millionen damit. Bernie Ecclestone bekommt alleine 20 Miollionen dass er überhaupt kommt. Die Rennpiloten verdienen Millionengehälter wenn sie auf dem Ring im Kreis fahren. Nun scheitert es an 13 Mio. Euro, die ein Land wie Rheinland Pfalz nicht aufbringen kann? Mir wird echt schlecht. Nun wird es Zeit, dass all diese Nutznieser das zurück geben was der Nürburgring Diesen all die Jahre gegeben hat. Dass der viel zu teuer gestaltete Umbau so sinnlos war wie ein Kropf, sich in der neuen großen Halle sich niemand wohl fühlt, weil der Bezug zum hautnahen Rennsport dadruch völlig abhanden gekommen war und eine Achterbahn verbaut wurde welche bis heute keine Betriebserlaubnis bekommen hat,... sollten sich Planer und Befürworter auf die Fahne schreiben und dafür die Konsequenzen übernehmen. Eine professionelle Standort und Marktanalyse hätte Aufklärung gebracht und im Vorfeld das entstehen einen solchen Desasters gar nicht erst zugelassen. Aber es stand auch hier nur wieder im Vordergrund sich die eigenen Taschen voll zu stopfen und im Gestehen kräftig zu verdienen. Nun wird ein Insolvenzverwalter die Geschäfte übernehmen. Aber dieser wird es auch nicht umsonst machen. Es ist davon auszugehen, dass dieser bei der Abwicklung mit seinem Team rund 10 Mio Euro an dem Schicksal des Nürburgrings verdienen wird, ber die Schulden bleiben größtenteils und diese auf dem Steuerzahler. Herr Beck wird seinen Hut nehmen und im Anschluss in die freie Wirtschaft vielleicht als Berater gehen und wieder zu einem vernünftigen Einkommen entgegen sehen. Mehr Konsequenzen erwarten ihn nicht. Aber die vielen vielen Arbeitsplätze die dahinter stehen von all den tüchtigen Menschen die dort arbeiteten und für dieses Mißmanagements nichts können und die Familien dieser Menschen stehen bald vor dem nichts und bekommen existenzielle Probleme, während sich die Verantwortlichen die Schuldzuweisungen untereinander Vergeben und doch keine eigenen finanzielle Probleme bekommen. Marek Lieberberg zieht einfach um an einen anderen Ort und die Rennveranstaltungen werden eben dann auf anderen Rennstrecken ausgetragen. Mir hängt dieses Verhalten langsam zu Hals heraus. Die Gier nach noch mehr Vermögen auf Kosten Anderer, es ist einfach geschmacklos. Ich bin der Meinung, dass die fehlenden 13 Mio. nur Portokasse ist, für all die Großverdiener welche dem Nürburgring viel zu verdanken hatten. Dazu mein Apell an Marek Lieberberg und all die Millionenschweren Rennfahrer, was haltet ihr davon einfach mal eine Million pro Kopf dem Ring zurück geben würdet, damit es weiter gehen kann und der Ring die Chance bekommt das nächste Jahr zu überstehen um sich aus eigener Kraft, natürlich mit einem kaufmännisch klugen Management, wieder in eine Ertragslage bringt. Denkt mal darüber nach. Und noch eins, an all die Kritiker des Nürburgrings... Nun steht er da und wird sicher nicht mehr abgerissen, also jetzt darüber zu diskutieren über Sinn oder Unsinn des Rings bringt auch niemanden mehr nach vorne. Verwendet lieber Eure Kraft damit mit anzupacken dass dieses Vorhaben und der Betrieb des Rings wieder an Fahrt aufnimmt, oder stellt Ihr einen dann arbeitslos gewordenen Ring Angestellten in Euren Betrieb ein um seine existentielle Zukunft zu sichern, vermutlich nicht. Also lasst die dummen Stammtischparolen, die wirklich deplaziert sind. Mit altklugen Sprüchen ist hier niemandem geholfen. Liebe Grüße der Scharfrichter


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