Ford Mustang GT: Von Motorvision zugeritten

, 29.04.2008


Steve McQueen stilisierte den Ford Mustang als Lieutenant Frank Bullitt zum Kultauto einer ganzen Generation. 2005 beginnt eine neue Mustang-Ära. Motorvision versucht, den Hengst zu zähmen.

Mit durchdrehenden Reifen brennt er den Gummi in den Asphalt von San Fransisco. 40 Jahre ist es her, dass Steve McQueen alias Frank Bullitt in der wohl längsten und berühmtesten Verfolgungsjagd der Filmgeschichte mit einem Ford Mustang durch die Straßen der amerikanischen Metropole heizt, um das organisierte Verbrechen -unterwegs im schwarzen Dodge Charger - zu bekämpfen. Die Bilder der Verfolgungsjagd – unvergesslich! Immer noch im Gedächtnis bleibt der dunkelgrüne Fastback Mustang im Rückspiegel … das Trampeln der Starrachse … die durchdrifteten Kurven … und ganz besonders der abgrundtief böse Sound des V8!

Vier gefloppte Mustang-Generationen später trumpft Ford 2005 mit einem sehr gelungenen Retro-Design auf. Die Linienführung des Pony Cars orientiert sich am Ur-Hengst von 1964, der damals mit 2,56 Millionen verkauften Exemplaren den gesamten Ford Konzern vor der Pleite rettet. Neu interpretiert werden der lange Bug, das kurze Heck, die dreigeteilten Rückleuchten und nicht zuletzt das bedrohlich aufgerissene Haifischmaul. Den Hüftschwung hätten sich eingefleischte Mustang Liebhaber vielleicht noch mutiger gewünscht. Doch auch für sie ist eines unverkennbar:

Der Mustang der fünften Generation ist wieder ein echtes Muscle Car!

Wichtigstes Kriterium eines Muscle Cars ist, neben der bullig aggressiven Erscheinung, der tief brabbelnde Vortrieb in Form eines V8. Auch wenn es den Mustang der ersten und der aktuellen Generation mit Sechszylinder-Motor gibt, testet Motorvision in Anlehnung an die PS-Boliden der Vor-Ölkrisenzeit das Premium GT Modell mit 4,6 Liter V8 und 301 PS. Nachdem die Design-Kür mit 9,9 bestanden ist, soll auch Bestandteil dieses Tests sein, was man bei diesem Auto nur schwerlich als „Pflicht“ bezeichnen kann.

Amerikanische Autos sind in Deutschland als Plastikbomber verschrien, die in ihrer Qualitätsanmutung europäischen Standards nicht folgen können. Auch wenn der Innenraum des Mustangs mit seinem Äußeren nicht mithalten kann, sind die Optik und Haptik durchaus zufriedenstellend. Positiv fällt vor allem das gut in der Hand liegende Lenkrad im Retro-Stil und die chrom-umrandeten Rundinstrumente auf. Zweifellos tut sich der potentielle Käufer selbst einen Gefallen, das Interior-Paket mit Metallapplikationen für das Armaturenbrett zu ordern. Der Automatikwählhebel mit Naht in gepresstem Plastik wirkt leider auch dann noch wie im Spielzeugauto. Äußerst positiv muten dagegen die Leder–Sportsitze an. Sie sind sehr bequem und bieten ausreichend Seitenhalt. Vorn ist genügend Platz im großvolumigen Coupé, die Fondpassagiere haben dafür mit Platzproblemen im Kopfbereich zu kämpfen. Sieht man diese fragliche Raumökonomie in der Tradition amerikanischer Autos mit extremen Überhängen und vergleichsweise kleinen Innenräumen, ist dies zu verzeihen.

Akustisches Feuerwerk

Doch nun zum Moment, auf den jeder seit dem ersten Blick, den er auf den Mustang richtete, gewartet hat. Dreht man den Zündschlüssel um, wird man sogleich von den tief brabbelnden Klängen des großvolumigen V8 empfangen. Mit dem Tritt aufs Gaspedal zaubert die Vorfreude, auf das, was kommen mag, schon im Leerlauf ein adrenalingeschwängertes Grinsen ins Gesicht. Angenehm fällt auf, dass es von Anfang an keine Unklarheiten über die Benutzung aller vorhandenen Schalter und Hebel im amerikanischen Volkswagen gibt. Man steigt ein und es kann los gehen! Schon bei niedrigen Drehzahlen verführt der für Europäer ungewohnte Sound zum permanenten Gaspedalstreicheln. Lässt man es bei höheren Drehzahlen richtig brennen, entfacht der Achtzylinder ein akustisches Feuerwerk, das pure Euphorie verströmt. Das Radio mit Sechsfach-CD-Wechsler mutiert zu überflüssigem Zubehör.

Auch 40 Jahre und vier Generationen später wird sofort klar, womit es Steve McQueen damals zu tun hatte. Dieses Auto erklärt den Kultfilm „Bullitt“ neu. Bei schnellen Kurvenfahrten versteht man auch im jüngsten Modell, wieso er bei kräftigeren Gasstößen sofort quer kommt oder sich bei Straßenunebenheiten stark aufschaukelt. Doch der Mustang kommt mit dem langen Radstand gutmütig quer. Drifts sind auch für Laien mit dem Gaspedal leicht zu dosieren. Mit dem Mustang fährt man nicht von A nach B. Mit dem Mustang überlegt man sich, mit wieviel Gas man die nächste Kurve ansteuert. Die indirekte Lenkung und die geringe Rückmeldung von der Straße mögen den Mustang nicht zum Kurvenspezialisten stilisieren. Mit einem aktuellen BMW oder Audi kann man eine Kurve definitiv präziser anfahren, aber weit weniger spektakulär. Der Mustang macht einfach Spaß!

Technischer Purismus

Wie beim Urahn ist das Fahrwerk von simpler Bauart: Einzelradaufhängung vorn, Starachse mit Blattfedern hinten. Während des Tests haben die Bremsen allerdings mächtig abgebaut. Bei größeren Bremsen sollte daher auf der Aufpreisliste unbedingt ein Kreuz gesetzt werden. Zum Purismus gehört auch, dass zwar eine Traktionskontrolle zur Verfügung steht, aber ESP weder für Geld noch gute Worte zu haben ist. Mit 434 Nm und einer Beschleunigung von 6,5 Sekunden von 0 auf 100 kann man durchaus von einer ausreichenden Motorisierung sprechen. Jedoch ist der Ami nicht dafür ausgelegt, auf deutschen Autobahnen auch jenseits der 220km/h bewegt zu werden. Überholprestige hat er allemal, doch sollte man sich überlegen mit wem man sich anlegt. Beim zügigen Cruisen zieht die Automatik gut an. Bei flotten Kurven fällt sie durch zu träges Schalten auf. Die Gänge eins bis drei lassen sich manuell durchschalten. Doch bei dem schmalen Drehzahlband und der massiven Leistung kommt man mit dem Schalten nicht schnell genug hinterher. Deshalb stellt es keine wirkliche Alternative dar. Der Spritverbrauch pegelt sich von moderater bis zügiger Fahrweise zwischen 14 und 18 Litern ein, ist aber nach unten sowie nach oben absolut steigerungsfähig.

Bei diesem Auto stellt sich eindeutig ein „Haben-Wollen-Gefühl“ ein! Um es mit den Worten von Automobildesignern zu sagen: „Dieses Auto weckt Begehrlichkeiten“ und wahre Emotionen - und das auf eine Art, wie es ein Audi TT oder ein BMW Z4 niemals könnten! Der American Way of Life steckt in jedem gefahrenen Kilometer. Das daraus resultierende Kaufinteresse steigert sich noch einmal, wenn man sich den Kaufpreis von 27,420 Dollar für das Topmodell vor Augen hält. Beim aktuellen Dollarkurs sucht man deutsche Konkurrenten in der Preisklasse mit auch nur annähernden Motoreigenschaften vergebens. Es wird interessant sein zu sehen, ob der Mustang an den Erfolg seines Urahnen anknüpfen kann. Eines ist aber sicher: Steve McQueen hätte seine helle Freude an ihm gehabt!

Wer den Frisco-Bullen in sich sucht, findet ihn seit diesem Jahr am besten mit dem Mustang-Sondermodell „Bullitt“.

Ford Mustang GT Premium – Technische Daten:

GranTurismo Coupé
Motor: 4,6 Liter V8 mit 224KW/301PS
Max. Drehmoment: 434Nm bei 4500 U/min
Abgasnorm: EU4
Preis: V6 ab 19.650$, V8 ab 26.240$

Kontakt in Deutschland: www.geigercars.de

2 Kommentare > Kommentar schreiben

17.04.2009

Einen ähnlichen Test findet ihr hier auf meiner Seite

21.04.2009

Sicher ein netter Wagen, wenn man auf den "American Way of Life" steht. Ich persönlich mag keine Automatikgetriebe, aber der Preis ist wirklich fair.


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