Opel Meriva 1.6 CDTI (2014) Test: Der neue Star unter der Haube

, 14.07.2014


Mit einem neuen Star und der Beseitigung eines Problems setzt der jüngst aufgefrischte Opel Meriva seine Erfolgsgeschichte fort. Doch damit gab sich der beliebte Familienfreund mit der fast schon sprichwörtlichen Flexibilität nicht zufrieden und holt jetzt mit dem IntelliLink-Infotainment-System die Smartphone-Welt ins Auto. Dazu gibt es eine große Gemeinsamkeit mit dem Rolls-Royce Phantom. Grund genug, den Opel Meriva mit dem neuen 1,6-Liter-Diesel in seiner stärksten Ausführung auf Herz und Nieren zu testen.

Erst 2010 kam die zweite Generation des Opel Merivas auf den Markt. Zu den großen Stärken des Kompaktvans zählen vor allen Dingen innovative Merkmale wie viel Raum für Insassen und Gepäck, die flexible Sitzplatzkonfiguration und der damit einhergehende hohe Sitzkomfort auf allen Plätzen, viele clevere Verstaumöglichkeiten und die wie beim Rolls-Royce Phantom gegenläufig sich öffnenden FlexDoors.

Doch eines der großen Probleme stellte insbesondere der veraltete Diesel mit 1,7 Litern Hubraum, der zwar ordentlich Leistung bot, aber in puncto Effizienz und Kultiviertheit mit der Konkurrenz nicht mehr mithalten konnten, dar. Damit ist jetzt Schluss: Unter der Haube des Merivas verrichtet nun der neue 1.6-CDTI-Turbodiesel mit 95 PS, 110 PS oder 136 PS seine Dienste.

Ab geht es: In unserem Testwagen befindet sich die 136 PS starke Version, die dank 320 Nm maximalem Drehmoment bei 2.000 U/min nicht nur mit flinken Fahrleistungen, sondern ebenfalls mit wenig Durst überzeugt. Gegenüber dem bisherigen 1.7-CDTI-Aggregat mit 130 PS entspricht das einem Leistungszuwachs von 6 PS und 20 Nm. Der neue Top-Diesel im Meriva verbraucht durchschnittlich in Kombination mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe und dem Start/Stop-System im Idealfall, so Opel, nur 4,4 Liter Diesel pro 100 Kilometer - deutliche 17 Prozent weniger als der 1.7 CDTI mit 5,3 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometern.

Der Opel Meriva 1.6 CDTI mit 136 PS ist sicherlich kein Sportler und möchte es auch gar nicht sein. Dennoch: Von 0 auf Tempo 100 benötigt der Kleine nur 9,9 Sekunden und beendet seinen Vortrieb erst bei 197 km/h. Viel wichtiger ist bei einem Kompaktvan jedoch ein hohes Drehmoment, um auch beladen mit der Familie samt Gepäck mit Tatkraft die nächste Tour anzugehen - und genau das bietet der 1.6 CDTI unseres Testwagens.

Wenn der Turbo kommt - und die Überraschung

Ist der Turbo erst einmal bei etwa 1.800 Touren erwacht und die kleine Anfahrschwäche überwunden, beschleunigt der Meriva vehement. Dazu kommt die für einen Diesel bei jeder Geschwindigkeit hohe Laufruhe und die niedrige Geräuschentwicklung - zumindest bis etwa 4.000 U/min. Doch es ist keineswegs erforderlich, den Motor so hoch zu drehen, da das Spitzendrehmoment bereits bei 2.000 U/min anliegt, so dass sich der Meriva 1.6 CDTI insbesondere für die täglichen Aufgaben in der City angenehm hervorhebt. Ebenso sorgen entspannte Fahrten über die Landstraße und auf der Autobahn für einen neuen Genuss im Meriva.

Wer denkt, ein kleiner Familien-Van sei langweilig zu fahren, wird eine Überraschung erleben. Die auf Komfort abgestimmte Federung eignet sich bestens für lange Fahrten. Aber fast unerwartet entpuppt sich der Opel Meriva sogar als kleiner Kurvenräuber mit relativ wenig Seitenneigung. Sollte es der Fahrer übertreiben, beginnt der Meriva zu untersteuern. Das elektronische Stabilitätsprogramm ESP greift jedoch hilfreich ein.

Eine weitere Wohltat: Die Macher legten die elektromechanische Lenkung schön direkt aus, die jedoch etwas mehr Rückmeldung bieten könnte. Dass Opel jetzt richtig gute Getriebe bauen kann, beweist ferner die neue 6-Gang-Handschaltung, die durch wesentlich kürzere Schaltwege besticht. Die Gänge lassen sich mit geringstem Kraftaufwand ohne Haken schnell wechseln und steigern damit den Fahrspaß.

Der zweite Blick: Das sind die Änderungen des Designs

Zweifellos lässt sich das Facelift außen optisch nicht sofort erkennen, obwohl die Macher dem Auftritt durchaus knackige Details und edles Chrom hinzufügten, durch die der Opel Meriva einen noch hochwertigeren Auftritt erhielt. Die nach wie vor freundlich „lachende“ Front prägt jetzt ein markanter Chromgrill. Zudem sorgen die verchromten Einfassungen der Nebellampen für Klarheit, während die scharf gezeichneten Frontscheinwerfer erstmals über ein LED-Tagfahrlicht verfügen. Die elegante Chrom-Gürtellinie betont derweil das wellenförmige Design entlang der Seitenfenster. Den dynamisch-eleganten Charakter des Hecks unterstreichen die LED-Leuchten mit einer neuen Grafik.

Innerer Genuss: Groß, komfortabel und flexibel wie kein anderer

Das sieht nicht nur cool aus: Die gegenläufig sich öffnenden Fondtüren (FlexDoors) ermöglichen durch den größeren Türausschnitt einen besonders einfachen Einstieg. Eltern, die ihren Nachwuchs im Kindersitz unterbringen wollen, können wiederum bequem in jenem Bereich hantieren, der normalerweise von der geöffneten Tür versperrt wird. Fahren Oma und Opa mit, gleiten diese beim Ausstieg ganz einfach von den Rücksitzen, statt sich rückwärts über das Radhaus aus dem Fahrzeuginnenraum drehen zu müssen.

Der Öffnungswinkel aller vier Türen beträgt 84 Grad (fast rechtwinkelig zum Auto) - und ist damit deutlich größer als die bei konventionellen Türen üblichen 67 Grad. Um unterschiedlichste Situationen zu meistern, lassen sich die Türen in vier Stufen einrasten, so dass selbst enge Parklücken kein Problem darstellen. Zum Schutz der Passagiere sind die Türen darüber hinaus mit einem automatischen Schließsystem gesichert. Das ausfallsichere mechatronische System hält die Türen ab einer Geschwindigkeit von 4 km/h stets sicher verriegelt - da können die Kleinen noch so viel herumspielen.

Einmal Platz genommen, gefällt der Opel Meriva durch seinen lichtdurchfluteten Innenraum und üppige Raumverhältnisse. Applikationen aus gebürstetem Aluminium, angenehme Softtouch-Oberflächen und ein Lederlenkrad unterstreichen den schicken Eindruck. Allerdings bleibt der Meriva nicht von Hartplastik verschont, wie zum Beispiel beim unteren Teil des Armaturenbrettes und Bereichen der Türverkleidungen, was durch die gute Verarbeitung optisch allerdings nicht den hervorragenden Gesamteindruck schmälert. Selbst eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik gibt es für den Meriva.

Auf den bequemen und gut konturierten Ergonomie-Vordersitzen mit zahlreichen Einstellmöglichkeiten, wie zum Beispiel eine justierbare Sitzflächenneigung, eine Lordosenstütze, eine ausziehbare Oberschenkelauflage und vierfach verstellbare aktive Kopfstützen, finden selbst über 1,90 Meter große Personen sehr viel Raum vor. Die Kopffreiheit ist trotz der hohen Sitzposition, die einem guten Überblick auf die Straße dient, noch immer immens.

Im Fond fällt der Raumeindruck ebenso positiv aus. Bei einer normalen Sitzposition können es sich ca. 1,80 Meter große Insassen im Fond bequem machen. Doch der Meriva ist als Flexibilitäts-Champion bekannt und weiß durch sein bewährtes Sitzkonzept mit zahlreichen Konfigurationen zu überzeugen. Durch das seitliche Zurückschieben der äußeren Rücksitze in Richtung Kabinenmitte entsteht für zwei Fondpassagiere mehr Schulter- und Beinfreiheit, so dass auf den Rücksitzen sogar 1,90 Meter große Personen locker Platz finden - und das in einem Kompaktvan.

So schnell und so leicht: das große Einsatzspektrum

Das Verschieben oder Umlegen von Sitzen erfolgt intuitiv mit wenigen Handgriffen und noch nicht einmal zu Lasten des Kofferraumvolumens. Ganz im Gegenteil: Die äußeren Sitze lassen sich nach vorne schieben, um das Gepäckabteil zu vergrößern. Maximal steht bei eibener Fläche ein Ladevolumen von bis zu 1.500 Litern zu Verfügung. Selbst bei einer Beladung bis zur Oberkante der aufrecht stehenden Hintersitzrückenlehne sind es 400 Liter Volumen.

Wer zum Baumarkt möchte: Der Opel Meriva bietet bis zur Rücksitzlehne einen 81,5 Zentimeter langen Gepäckraum und mit vorgeklappter Rücksitzlehne 1,64 Meter. Die maximale Breite beträgt 1,05 Meter, am Radeinbau 1,04 Meter. Das Be- und Entladen erleichtern zudem die große Gepäckraumöffnung, die niedrige Ladekante und die nicht vorhandene Ladestufe in den Innenraum. Verzurrösen und Taschenhaken sowie links ein Fach steigern die Praktikabilität für den Einsatz mit der Familie.

Über 30 Ablagen, manche auch sehr klein, für die unterschiedlichsten Gegenstände - von Taschen in den Sitzlehnen über Schubladen unter den Vordersitzen bis zu Flaschenhaltern in den vorderen Türen für 1,5-Liter-Getränkeflaschen - sind Teil des durchdachten Innenraumes. Praktisch: Auf der multifunktionalen FlexRail-Mittelkonsole lassen sich derweil austauschbare Elemente wie Armlehne, Getränkehalter und Staufächer auf Aluminiumschienen verschieben. Jeder Nutzer kann sich so zusätzlichen Stauraum nach eigenen Vorstellungen schaffen.

Einfach besser vernetzt: IntelliLink-Infotainment und Navi inklusive

Nach einer kurzen Einarbeitungszeit lässt sich der Meriva über das sauber verarbeitete Cockpit einfach bedienen. Gleiches gilt für das beim Meriva neue IntelliLink-Infotainment-System, das wichtige Smartphone-Funktionen auf das Display im Auto holt. Der 7 Zoll große, hochauflösende Farbbildschirm begeistert mit einer exzellenten Ablesbarkeit. Telefonieren via Bluetooth und ebensolches Audio-Streaming sind genauso möglich wie die Verbindung über USB. Darüber hinaus hilft der Meriva seinem Besitzer beim Schlüpfen in enge Parklücken mit einer Rückfahrkamera, die das Bild auf den 7-Zoll-Farbbildschirm im Cockpit überträgt.

Das in unserem Testwagen verbaute „Navi 950 IntelliLink“-System umfasst neben einem CD-Laufwerk unter anderem eine europaweite Navigation. Die Ziele lassen sich nicht nur über den bekannten Bedienknopf eingeben, sondern auch bequem per Sprachsteuerung. Darüber hinaus kann das System eingehende Textnachrichten vorlesen. Praktisch: Karten-Updates gibt es einfach via USB-Download.

Zusätzlich zur Sprachsteuerung via IntelliLink unterstützt und integriert das Opel-System die Spracherkennung von Smartphones, wie beispielsweise „Siri Eyes Free“ bei Apple-Geräten wie dem iPhone oder dem iPad. Apple-Smartphone-Nutzer können zudem in Verbindung mit dem IntelliLink-System vielerlei Informationen via „Siri“ abfragen. Dazu zählen Wetterberichte, spezielle Adress- oder Service-Anfragen und weitere Hilfsfunktionen.

Sicherheit: Der wirkungsvolle Rundumschutz

Bereits die Basisversion besitzt serienmäßig ein elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP), eine Traktionskontrolle und ein Antiblockiersystem (ABS) mit Bremsassistent und Kurvenbremskontrolle. Dazu kommen ein Reifendruckkontrollsystem, ein Berganfahr-Assistent und ein adaptives Bremslicht. Für Kindersitze befinden sich ferner ISOFIX-Befestigungen an Bord.

Ebenso ohne Aufpreis: Front-, Brust-, Becken-, Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer sowie Kopfairbags vorn und hinten außen. Ein Kurven- und Abbiegelicht gibt es erst in der hohen „Innovation“-Ausstattung in Serie. Leider nicht erhältlich sind für den Opel Meriva Sicherheitssysteme wie ein Kollisionswarner und ein Notbremsassistent.

Fazit:

Der Opel Meriva zählt zweifellos zu den empfehlenswerten Kompaktvans für die Familie, der nicht nur durch sein immenses Raumangebot, die flexible Sitzplatzkonfiguration und beste Praxistauglichkeit im Alltag zum vernünftigen Preis besticht. Zu den neuesten Highlights zählt jetzt ebenfalls der kräftige 1,6-Liter-Turbodiesel, der für zusätzliche Raffinesse in der Baureihe sorgt. Die Preise für den Opel Meriva beginnen bei 16.200 Euro mit dem 1,4-Liter-Benziner (100 PS).

Technische Daten Opel Meriva 1.6 CDTI (136 PS):

Antriebsart: Frontantrieb | Hubraum: 1.598 cm³ | Leistung: 100 kW/136 PS | Drehmoment: 320 Nm bei 2.000 U/min | Vmax: 197 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 9,9 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 4,4 l/100 km | CO2-Emission: 116 g/km | Preis: ab 23.590 EUR

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