Ford Fiesta ST200 Test: Schneller, stärker und noch mehr Spaß

, 28.06.2016


Eine schwierige Aufgabe: Ist es möglich, eine der besten Rennsemmeln auf dem Markt noch besser zu machen? Der neue Ford Fiesta ST200 ist der stärkste Serien-Fiesta aller Zeiten, aber 4.000 Euro teurer als der herkömmliche Ford Fiesta ST. Damit gab sich Ford nicht zufrieden und verpasste dem limitierten Sondermodell, 500 Exemplare kommen nach Deutschland, neben der Leistungssteigerung außerdem eine Extra-Portion Dynamik für ein noch schärferes Handling. Ob sich der Aufpreis lohnt und was der Ford Fiesta ST200 wirklich drauf hat und wo er den herkömmlichen Fiesta ST schlägt, das zeigt unser Test.

Vertraut wirkt der Auftritt des Ford Fiesta ST200. Kein Wunder: Den bewährten Aerodynamik-Kit des Ford Fiesta ST veränderten die Macher nämlich nicht. Die angriffslustige Front mit großen Luftöffnungen, die markant gezeichneten Seitenschweller und die Heckschürze mit einem üppig dimensionierten Diffusor-Einsatz und einer doppelflutigen Auspuffanlage sowie der große Dachkantenspoiler sind bereits bekannt. Als neu erweisen sich beim Ford Fiesta ST200 außen die exklusive Karosseriefarbe „Asphalt Grau“, die mattschwarzen 17-Zoll-Leichtmetallräder im ST-Design und die rot lackierten Bremssättel, die den coolen Look des ST weiter steigern.

Antrieb: Die Zutaten für den noch stärkeren Vorwärtsdrang

Für den Antrieb des Ford Fiesta ST200 sorgt der bekannte 1,6 Liter große EcoBoost-Vierzylinder-Turbobenziner. Mit 200 PS bei 6.000 U/min leistet der Motor 18 PS mehr als der gängige Ford Fiesta ST. Kein großer Unterschied. Aber das maximale Drehmoment stieg um deutliche 50 Nm auf satte 290 Nm, die von 2.500 bis 4.000 Touren zur Verfügung stehen. Die Leistungssteigerung erzielten die Macher durch einen neu entwickelten Luftfilter, der doppelt soviel Luft ansaugt, und eine neu programmierte Motor-Software.

Für einen auf 20 Sekunden begrenzten Zeitraum lässt eine Overboost-Regelung des Turbos weitere 15 PS und 30 Nm, ergo 215 PS und 320 Nm, auf die angetriebenen Vorderräder los. Die Extra-Power beschränkte Ford auf den dritten, vierten und fünften Gang - genau bei den Gängen für den Fahrspaß, während die kleine Rennsemmel auch noch im Alltag bestehen kann. Die Kraftübertragung erfolgt über ein manuelles 6-Gang-Handschaltgetriebe mit einer nochmals kürzeren Gesamtübersetzung.

Derart gerüstet, spurtet der Ford Fiesta ST200 in 6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 230 km/h. Beim konventionellen Ford Fiesta ST mit 182 PS sind es 6,9 Sekunden für den klassischen Sprint und eine Top-Speed von 223 km/h. Den kombinierten Spritverbrauch des Ford Fiesta ST200 geben die Macher im Idealfall bei zurückhaltender Fahrweise mit 6,1 Litern Benzin auf 100 Kilometern an, was einem CO2-Ausstoß von 140 g/km entspricht.

Allerdings bietet die Leistungssteigerung auch der Tuning-Kit „mTune 215“ von Mountune, die in England eng mit Ford zusammenarbeiten. Dort liegen die 215 PS und 320 Nm allerdings stetig an, ergo ohne Overboost. In Großbritannien gibt es das „MP215“-Paket im Online-Shop von Mountune derzeit für 799 Britische Pfund, was aktuell knapp 1.000 Euro entspricht. In Deutschland sind die Tuning-Pakete von Mountune offiziell über den Ford-Händler Heinrich Meguin in Rehlingen-Siersburg (Saarland) beziehungsweise dessen Label „racemax“ erhältlich.

Doch es sind nicht die leicht angestiegene Power und die etwas verbesserten Performance-Werte, die den Fahrspaß mit dem Ford Fiesta ST200 auf einen neuen Level bringen. Insbesondere fahrdynamisch setzt der Ford Fiesta ST200 neue Akzente. Mitverantwortlich hierfür zeichnet unter anderem das nochmals sportlicher abgestimmte Fahrwerk.

So fährt er sich: Jetzt beginnt die Party in den Kurven

Den Startknopf gedrückt, erweckt der Motor mit einem passionierten Gurgeln. Sofort fällt auf, wie stark der Motor beim Druck auf das Gaspedal anspricht und mit seinem rauen Sound beim Beschleunigen die Emotionen weiter steigert. Ford unterstützt die Gefühle durch einen Sound-Symposer, der das charismatische Ansauggeräusch des Motors gezielt in den Innenraum überträgt

Fast egal bei welchem Gang, der Ford Fiesta ST200 beschleunigt stark, zu der auch die kürzere Übersetzung beiträgt. Insbesondere lässt sich das Plus an Power beim Ford Fiesta ST200 im mittleren Drehzahlbereich spüren, der wichtig für spontane Zwischenspurts und Überholmanöver ist. Die Elastizität des Kleinen ist definitiv beeindruckend. Dazu kommt die besonders knackige, präzise Handschaltung.

Der Ford Fiesta ST gehört bereits zu den Autos mit dem meisten Fahrspaß in Kurven. Der Kleine lenkt scharf ein und folgt der vorgegebenen Linie. Sogar schnelle Richtungswechsel erfolgen stabil. Beim Ford Fiesta ST200 legten die Macher darüber hinaus die Lenkung noch direkter aus und das „Torque Vectoring“ an den Vorderrädern noch dynamischer.

Beim „Torque Vectoring“ erfolgt, unbemerkt für den Fahrer, am kurveninneren Rad ein Bremseingriff, wenn dieses zu sehr entlastet wird. Währenddessen leitet das System die Antriebsmomente an das kurvenäußere Rad. Die Folge: ein weiter optimiertes Einlenkverhalten und sehr viel Grip, einhergehend mit einer sehr präzisen und viel Rückmeldung bietenden Lenkung.

Der Ford Fiesta ST200 lässt sich sehr genau lenken, bestens kontrollieren und jetzt mit noch mehr Speed durch Kurven fahren. Dazu gibt das Plus an Grip dem Fahrer mehr Vertrauen, um es noch härter anzugehen. Kürzere Lenkarme und spezielle Achsschenkel tragen ebenfalls zum besonders agilen Einlenkverhalten bei. Unbezahlbar: der Fahrspaß.

Darüber hinaus besitzt der Ford Fiesta ST200 über die in drei Stufen einstellbare elektronische Stabilitätskontrolle ESC quasi drei Fahrprogramme. Im Standard-Modus ist das System uneingeschränkt aktiv. Im nächsten Schritt bietet das ESC dem Fahrer zugunsten einer besonders dynamischen Fahrweise größere Freiheiten und involviert den Fahrer noch stärker. Wer es darauf anlegt, kann den „elektronischen Rettungsanker“ in der letzten Stufe komplett deaktivieren.

Fahrwerk: Zum Spielspaß kommt jetzt Komfort

Zahlreiche Fahrwerks-Modifikationen setzen weitere Akzente, wie zum Beispiel die um 27 Prozent verwindungssteifer ausgelegte Drehstabfederung der Hinterachse und der neue Querstabilisator. Hinzu kommen entsprechend angepasste Stoßdämpfer-Raten und verkürzte Federn. Die Karosserie senkten die Macher gegenüber dem konventionellen Fiesta um 15 Millimeter ab. Allerdings betreffen die Fahrwerks-Modifikationen nicht nur den Ford Fiesta ST200. Diese Verbesserungen erhält ebenso der herkömmliche Fiesta ST.

Das Fahrwerk führten die Spezialisten von Ford sportlich-straff aus, aber im Vergleich zu vorher etwas alltagstauglicher und etwas komfortabler, ohne dabei an Agilität zu verlieren. Für eine kraftvolle Verzögerung sorgen derweil 278 Millimeter große Bremsscheiben an der Vorder- und 253 Millimeter große Scheiben an der Hinterachse. Im Vergleich zum konventionellen Fiesta verfügt der ST200 zudem über einen größeren Tandem-Hauptbremszylinder.

Innenraum: Mit Stil die volle Leistung genießen

Im Innenraum sorgen beheizbare Recaro-Sportsitze mit einer neuen, dunklen Leder/Stoff-Polsterung und farbigen Kontrastnähten selbst bei schärfster Fahrweise für einen sehr guten Seitenhalt und Komfort. Die Sicherheitsgurte im „ST200“-Design und der dunkle Dachhimmel unterstreichen das sportliche Erscheinungsbild. Einen Blickfang stellen die beleuchteten ST-Logos in den Türeinstiegsleisten und die „ST200“-Plakette in der Mittelkonsole dar. Die Plakette besteht nicht einfach aus Plastik, sondern wurde von einem Graveur handgefertigt. Hinzu kommen Aluminium-Pedale und -Schaltknauf sowie ein griffiges Sportlenkrad.

Auf den Vordersitzen können es sich locker über 1,90 Meter große Personen bequem machen. Im Fond wird es enger, so dass die Rücksitze maximal für 1,70 Meter große Insassen genug Platz bieten. Ablagen gibt es vorne wie hinten nur wenige. Dafür befinden sich zwei Getränkehalter in der Mittelkonsole.

An Bord befindet sich ebenfalls das sprachgesteuerte Kommunikations- und Entertainment-System „Ford SYNC“, das via AppLink die Steuerung kompatibler Smartphone-Apps per Sprachbefehl ermöglicht. Dazu gehören Apps, wie zum Beispiel Aha (mehr als 30.000 Radio-Sender), Spotify (führender Anbieter von Musik-Streaming im Internet), Cityseeker von Wcities (virtueller Stadtführer), Wetter.de und die News-App von n-tv. Der im Auto integrierte Farbbildschirm misst in der größten Ausführung leider nur 4,7 Zoll beziehungsweise 12,7 Zentimeter in der Diagonale.

Kofferraum: Darum müssen Taschen hinter die Vordersitze

Es fällt schwer, sich bei dem temperamentvollen Ford Fiesta ST200 hinsichtlich der Fahrweise zurückzuhalten. Insbesondere wäre daher ein Gepäckraumnetz hilfreich, damit das Gepäck oder andere Utensilien bei Kurven nicht wild herumrutschen. Ein Netz gibt es allerdings nicht in der Aufpreisliste. Also ab mit den Taschen in den Fußraum hinter den Vordersitzen, um bei der Fahrt nach Hause auf einem großen Umweg über kurvige Landstraßen richtig Spaß zu haben.

Der Kofferraum selbst fällt mit einem Volumen von 295 Litern, in Verbindung mit einem Reifen-Reparatur-Set, eher klein aus, verstaut jedoch locker die täglichen Besorgungen und Einkäufe aus dem Supermarkt. Dazu besitzt der Ford Fiesta ST200 eine flache Ladestufe, wenn sich der Ladeboden in der obersten Position befindet, so dass ein bequemes Be- und Entladen möglich ist. Die Rücksitze lassen sich umklappen, so dass das Ladevolumen auf 979 Liter steigt; dabei entsteht jedoch eine Stufe und kein ebener Boden.

Fazit:

Zweifellos, der Ford Fiesta ST200 wurde noch schärfer und stellt einen der am meisten mitreißenden Kompaktsportler auf dem Markt dar. Die Sache hat allerdings einen Haken: der Preis. Das Plus an Dynamik ist mit einem Aufpreis von 4.000 Euro gegenüber dem herkömmlichen Fiesta ST verbunden. Doch bereits der konventionelle Ford Fiesta ST bietet zu einem Preis von 20.640 Euro ein grandioses Preis/Leistungs-Verhältnis und gehört zu den Rennsemmeln mit dem meisten Spaß in Kurvenrevieren. Wer nur auf mehr Power aus ist, bekommt diese von Mountune zu einem günstigeren Preis. Die Exklusivität von lediglich 500 Exemplaren besitzt allerdings nur der Ford Fiesta ST200.


Technische Daten Ford Fiesta ST200:

Antriebsart: Frontantrieb
Hubraum Vierzylinder-Motor: 1.596 cm³
Leistung: 147 kW/200 PS bei 6.000 U/min (mit Overboost 215 PS)
Drehmoment: 290 Nm bei 2.500-4.000 U/min (mit Overboost 320 Nm)
Getriebeart: 6-Gang-Handschaltgetriebe
Vmax: 230 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 6,7 Sekunden
Leergewicht: 1.163 Kilogramm
Durchschnittsverbrauch: 6,1 l/100 km
CO2-Emission: 140 g/km
Preis: ab 24.640 EUR

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