Das ist ein Fiesta mit mehr Leistung pro Liter als ein Bugatti Veyron! Genau das ist die Antwort, wenn Dich Freunde danach fragen, warum Dein neuer Ford Fiesta Sport nur eine 1.0-Liter-Maschine besitzt. Noch nicht aufregend genug? Diese Knallbüchse erzielt sogar eine fast doppelt so hohe Drehzahl wie in der Formel 1. Auf der anderen Seite ein unglaublich niedriger Verbrauch. Kann das klappen? Wir testeten den Ford Fiesta Sport, um zu erleben, wie groß der Spaßfaktor ist und was genau das kleine Kraftpaket ausmacht.
Wem der kompromisslose Ford Fiesta ST etwas zu extrem ist und wer auf Komfort im Alltag nicht verzichten möchte, für den gibt es den Fiesta Sport, der sich in der Dynamik keineswegs zurückhält. Selbstredend, dass der Fiesta Sport ebenfalls in einem richtig scharfen Sport-Dress die Vorfreude weckt. Auffällig in „Race Rot“ lackiert setzen das schwarze Dach und die schwarzlackierten 17-Zoll-Leichtmetall-Felgen unseres Testwagens (Serie 16 Zoll) attraktive Akzente, ohne zu dick aufzutragen. So trägt der Fiesta Sport mit dieser Farbkombination in anderen Ländern die Bezeichnung „Red Edition“.
Doch mit etwas Farbe gab sich Ford nicht zufrieden und stattete den kleinen Sportler mit einem angriffslustigen Aerodynamik-Kit aus. Dies spiegelt sich in seiner speziellen Frontmaske mit dem von einem schwarzen Wabengitter verzierten Trapez-Kühlergrill, sehnig anmutenden Seitenschwellern und einer Heckschürze mit integriertem Diffusor wider. Ein großer Heckspoiler, schwarze Farbakzente an der Frontspoiler-Lippe und an den Außenspiegeln runden den bereits optisch dynamischen Auftritt ab
Antrieb erhöht den Puls auf andere Weise
Auf den ersten Blick hauen 140 PS niemanden vom Hocker. Doch diese Power aus einem nur 1,0 Liter kleinen Dreizylinder-Motörchen ist beeindruckend. Selbst der 1001 PS starke Bugatti Veyon mit 1001 PS erzielt mit seinem 8,0 Liter großen Sechzehnzylinder-Motor eine Leistung von „nur“ 125 PS pro Liter. Dazu kommt beim Fiesta Sport ein maximales Drehmoment von 180 Nm, die von 1.400 bis 4.500 U/min anliegen. Der Motorblock ist sogar so klein, dass er mit seiner Grundfläche auf ein DIN A4-Blatt passt.
Die nackten Zahlen des Ford Fiesta Sport mit einer Literleistung von 140 PS pro Liter Hubraum drücken nicht aus, wie viel Spaß der Kleine bietet. Eine Beschleunigung von 0 auf Tempo 100 in 9,0 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 201 km/h wirken erst einmal ernüchternd.
Doch das modifizierte Triebwerk kann noch mehr: Der Druck, der auf die einzelnen Kolben wirkt, beträgt 124 bar. Das entspricht mehr als fünf Tonnen oder einem ausgewachsenen afrikanischen Elefanten, der auf der Spitze einer Soft-Drink-Dose steht. Damit nicht genug: Der besonders kompakte Turbolader dieses 1,0-Liter-EcoBoost-Motors überzeugt mit Drehzahlen von bis zu 248.000 U/min - dies entspricht 4.000 Umdrehungen pro Sekunde und übertrifft die Drehzahl eines Formel 1-Turbos um fast das Doppelte. Der Ladedruck beträgt 2,6 bar.
Ein Charakter wie der Fünfzylinder des Ford Focus RS
Die steile Drehmomentkurve und das im Gegensatz zum herkömmlichen Fiesta besonders knackige, kurz übersetzte 5-Gang-Schaltgetriebe sorgen dafür, dass der Zwerg kraftvoll von unten heraus beschleunigt. Wer die Drehzahl über 2.000 Touren hält, wird den plötzlichen Anstieg des Anzugsvermögens bei durchgedrücktem Gaspedal deutlich spüren. Der Motor besitzt durchaus einen ähnlichen Charakter wie der legendäre Fünfzylinder aus dem Ford Focus RS - nur mit weniger Power.
Über den tiefen, kehligen Sound des Vierzylinder-Motors im Ford Fiesta ST verfügt der Fiesta Sport nicht, aber dafür kommt das typische und ebenso sportlich-emotionale Knurren eines Dreizylinders beim Beschleunigen zur Geltung, das beim Fiesta Sport gerne lauter ausfallen dürfte, um diesen Sound noch intensiver zu genießen.
Die Gier nach Kurven: Dieser Fahrspaß hat es richtig in sich
In der Tat bereitet es immensen Spaß, den Kleinen in die Kurven zu werfen und aus diesen heraus zu beschleunigen. Den Spaßfaktor steigert ein speziell für den Fiesta Sport abgestimmtes Sportfahrwerk mit entsprechender Dämpfereinstellung und einer Tieferlegung um 10 Millimeter. Darüber hinaus besitzt der Fiesta Sport eine steifere Hinterachse und eine überarbeitete Version der elektrisch unterstützten Servolenkung für ein direktes Fahrgefühl und eine zielgenaue Lenkung.
Durch das geschärfte Handling und die gesteigerte Agilität werden schnelle Richtungswechsel zum echten Vergnügen. Dabei sorgen die bequemen Sportsitze vorne für den passenden Seitenhalt, während das dicke, griffige Lenkrad bestens in der Hand liegt. Sollte es der Fahrer beim engagierten Kurvenwildern übertreiben, greift zuverlässig das serienmäßige elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) ein, während die ebenfalls ab Werk vorhandene Traktionskontrolle für Grip beim Beschleunigen sorgt.
Die für den Kleinen relativ großen 17-Zoll-Felgen geben bei Schlaglöchern durchaus einen Stoß in den Innenraum weiter. Aber normale Unebenheiten schluckt das Fahrwerk des Ford Fiesta Sport souverän weg - kein Vergleich zum sehr steifen Setup des Ford Fiesta ST.
Beim entspannten Cruisen zeigt sich der Dreizylindermotor des Ford Fiesta Sport leise. Durch den Turbo ist es bei Bedarf möglich, richtig schaltfaul zu fahren, da das Drehmoment von unten heraus zur Verfügung steht. Bei zurückhaltender Fahrweise stellt selbst der von Ford für den Fiesta Sport angegebene Durchschnittsverbrauch von nur 4,5 Litern Benzin auf 100 Kilometern keinen Fabelwert dar. Aber es fällt schwer, sich beim Fiesta Sport zu zügeln.
Innenraum: Feine Extras und über 20 Millionen Songs an Bord
Akzente setzt ebenfalls der Innenraum mit Lenkrad, Schalthebelknauf und Handbremsgriff in Lederausführung mit roten Ziernähten. Dazu kommen serienmäßig unter anderem eine manuelle Klimaanlage und Pedale mit Aluminium-Auflagen für ein sportliches Ambiente. Klavierlack-Applikationen und der obere Teil des Armaturenbrettes in Softtouch-Ausführung werten das Interieur weiter auf. Die zahlreichen Bedienelemente lassen sich für den Fahrer leicht erreichen, bedürfen jedoch einer gewissen Eingewöhnungszeit.
An Bord unseres Testwagens befindet sich darüber hinaus das zuverlässig funktionierende Sony-Navigationssystem, inklusive des sprachgesteuerten „Ford SYNC“-Konnektivitätssystems mit „AppLink“. Diese Anwendung erlaubt es, Smartphone-Apps während der Fahrt per Sprachsteuerung zu bedienen. Dazu gehören Apps, wie zum Beispiel Aha (mehr als 30.000 Radio-Sender), Spotify (führender Anbieter von Musik-Streaming im Internet) und Cityseeker von Wcities (virtueller Stadtführer). Der Farbbildschirm misst in der größten Ausführung leider nur 12,7 Zentimeter (4,7 Zoll) in der Diagonale.
Dank „AppLink“ lässt sich das Potenzial von Smartphone-Apps während der Fahrt noch weiter ausschöpfen, ohne die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen. Durch „AppLink“ können Autofahrer direkt auf Spotify zugreifen und ihre gewünschten Spotify-Songs und -Playlists durch einfache Sprachbefehle starten. Das System versteht Angaben wie „Zufallswiedergabe“, „Wiederholen“, „Song markieren/Markierung entfernen“, „Playlist wählen“, „Musik spielen“, „Kürzlich gespielte“ oder auch „Aktuellen Titel ansagen“. Damit dürften über 20 Millionen Songs im Auto zur Verfügung stehen.
Ebenso erhältlich sind für den Ford Fiesta Sport verschiedene Extras, wie zum Beispiel eine Diebstahlwarnanlage, dunkel getönte hintere Seitenscheiben und der programmierbare Fahrzeugschlüssel „Ford MyKey“, mit dem beispielsweise Eltern Funktionen wie die Höchstgeschwindigkeit oder die maximale Lautstärke des Audio-Systems zum Schutz jüngerer Fahrer begrenzen können. Um Auffahrunfälle bis zu einer Geschwindigkeit von unter 30 km/h zu vermeiden, gibt es auf Wunsch „Active City Stop“, das im Notfall automatisch bremst.
Rutschig: Ohne Netz, aber mit doppeltem Boden
Den fetten Fahrspaß im kleinen Ford Fiesta Sport können selbst über 1,90 Meter große Fahrer mit Genuss erleben. Auf den Rücksitzen wird es für Mitfahrer leider eng - aufgrund der begrenzten Beinfreiheit finden nur etwa 1,70 Meter große Personen im Fond ausreichend Platz vor. Ablagen gibt es vorne wie hinten nur wenige. Dafür befinden sich zwei Getränkehalter in der Mittelkonsole.
Der Kofferraum mit einem optional doppelten Ladeboden und einem Volumen von 295 Litern (in Verbindung mit dem Reifen-Reparatur-Set) fällt eher klein aus, verstaut jedoch locker die täglichen Besorgungen und Einkäufe aus dem Supermarkt. Dazu besitzt der Ford Fiesta Sport eine flache Ladestufe, wenn sich der Ladeboden in der obersten Position befindet, so dass ein bequemes Be- und Entladen möglich ist. Die Rücksitze lassen sich umklappen, so dass das Ladevolumen auf 979 Liter steigt; dabei entsteht jedoch eine Stufe und kein ebener Boden. Dennoch schlägt der Fiesta den neuen VW Polo, der auf 280 Liter beziehungsweise mit umgeklappten Rücksitzen auf 952 Liter kommt.
Es wird schwer fallen, sich bei dem temperamentvollen Ford Fiesta Sport bei der Fahrweise zurückzuhalten. Insbesondere wäre daher ein Gepäckraumnetz hilfreich, damit das Gepäck oder andere Utensilien bei Kurven nicht wild herumrutschen. Ein Netz gibt es allerdings nicht in der Aufpreisliste. Also ab mit den Taschen in den Fußraum hinter den Vordersitzen, um bei der Fahrt nach Hause auf einem großen Umweg über kurvige Landstraßen richtig Spaß zu haben.
Fazit:
Der Ford Fiesta Sport bietet eine Menge Fahrspaß, aber gleichzeitig den passenden Komfort für den Alltag, wo sich der extreme Ford Fiesta ST mit aller Härte zeigt. Mit 18.700 Euro ist der Ford Fiesta Sport nur 1.490 Euro günstiger als der Fiesta ST, kann jedoch ebenfalls mit einem Top-Handling überzeugen und gegenüber seinem großen Bruder sogar eine Portion Sprit einsparen - wenn das Kurvenwildern mit dem Kleinen nicht so viel Vergnügen bereiten würde.
Technische Daten Ford Fiesta Sport (Red Edition):
Antriebsart: Vorderradantrieb | Hubraum: 998 cm³ | Leistung: 103 kW/140 PS bei 6.000 U/min | Drehmoment: 180 Nm bei 1.400-4.500 U/min | Getriebeart: 5-Gang-Handschaltung | Vmax: 201 km/h | Beschleunigung 0-100 km/h: 9,0 Sekunden | Durchschnittsverbrauch: 4,5 l/100 km | CO2-Emission g/km: 104 | Preis: ab 18.700 Euro