Wenn ein Auto in der Kompaktklasse echten Fahrspaß bietet, dann gehört dazu der Ford Focus, der sich sogar als deutsches Fahrzeug bezeichnen lässt. Er ist sogar so erfolgreich, dass mittlerweile auf der Welt alle 90 Sekunden ein neuer Ford Focus vom Band läuft. Doch einige Komponenten schrien im Laufe der Zeit geradezu nach einer Modifikation, so dass Ford dem Focus zum Modelljahr 2015 eine umfangreiche Pflege verpasste, die weit über ein Facelift hinausgeht. Dazu gibt es einen neuen 1,5-Liter-EcoBoost-Turbobenziner mit satten 182 PS sowie eine Fülle neuer Fahrer- und Sicherheits-Assistenzsysteme mit einer Weltneuheit. Grund genug, den Ford Focus 1.5 EcoBoost Titanium zu testen.
Um die Frage direkt zu klären: Der Ford Focus ist ein deutsches Auto? In der Tat wurde der Focus in Deutschland von Ford in Köln für alle Märkte der Welt entwickelt - und die Macher ruhten sich nicht aus, um den Erfolg des Focus weiter voranzutreiben. Dies erwies sich bereits beim Design als erforderlich: 2011 kam die dritte Focus-Generation auf den Markt und in der Zwischenzeit schärften die Gegner ihr Äußeres - allen voran der Seat Leon.
Wirkte der Focus bislang etwas anonym, sticht er jetzt selbstbewusst aus der Masse hervor, um insbesondere dem VW Golf weiterhin das Leben zu erschweren. Die Änderungen sind auf den ersten Blick sichtbar, speziell der großzügig dimensionierte, verchromte Kühlergrill, der durchaus an einen Aston Martin erinnert und dem Focus sehr gut steht. Die Angriffslust unterstreichen eine konturierte Motorhaube im Zusammenspiel mit den schärfer gezeichneten Scheinwerfern samt integriertem LED-Tagfahrlicht.
Dahinter steckt noch mehr: Die neuen Bi-Xenon-Leuchten passten die Macher dem adaptiv mitlenkenden Scheinwerfersystem an. Anhand zahlreicher Parameter, wie zum Beispiel Tagesrestlicht, Art und Entfernung von Hindernissen vor dem Ford Focus, Lenkwinkel und aktuelle Geschwindigkeit errechnet das System den optimalen Lichtwinkel und die Lichtintensität der Scheinwerfer, um die Straße unter allen Bedingungen optimal auszuleuchten.
Bei höherem Tempo, wie zum Beispiel auf der Autobahn, leuchten die Scheinwerfer bei Dunkelheit einen schmaleren, aber längeren Korridor vor dem Fahrzeug aus. Im langsameren Stadtverkehr senkt sich der Lichtkegel etwas ab und hellt dadurch den Bereich unmittelbar vor dem Auto stärker auf. Im Heckbereich sorgen zudem die schlankeren LED-Rückleuchten für einen noch moderneren Anblick.
Beeindruckend: Was aus 1,5 Litern Hubraum möglich wird
Zu den Neuheiten des Ford Focus zählt der EcoBoost-Vierzylinder-Benziner, der in zwei Leistungsstufen aus nur 1,5 Litern Hubraum 150 PS und sogar 182 PS schöpft. Vorweg die reinen Zahlen: Die von uns getestete Version mit 182 PS bei 6.000 Touren besitzt ein Maximaldrehmoment von 240 Nm, das über ein breites Drehzahlband von 1.600 bis 5.000 U/min zur Verfügung steht. So ausgerüstet, spurtet der Ford Focus als Fünftürer in Kombination mit dem 6-Gang-Handschaltgetriebe in flotten 8,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 222 km/h.
Der 1,5 Liter große Kompressor-Benziner weiß zu beeindrucken. Bei niedrigen Drehzahlen ein wenig träge, kommt der Antrieb jedoch ab 2.000 U/min richtig auf Touren, um seine Kraft so schön und linear zu entfalten, dass das Triebwerk an den Charakter eines Saugmotors erinnert. Die Drehfreude des Motors genutzt, kommt echte Fahrfreude auf, während der Motor beim Ausdrehen schön kernig klingt und sich das 6-Gang-Handschaltgetriebe knackig und präzise schalten lässt. Als eindrucksvoll erweist sich zudem beim entspannten Fahren die Laufruhe des Motors. Wer enthaltsam wie eine Nonne fährt, wird sogar den von Ford angegebenen Durchschnittsverbrauch von nur 5,5 Litern Sprit auf 100 Kilometern erreichen.
Gesteigerter Fahrspaß: Noch sportlichere Straßenlage mit einer Weltneuheit
Mit seinem sportlich ausgerichteten Fahrwerk setzte der Ford Focus bereits Maßstäbe im Kompaktsegment, bevor die dritte Focus-Generation etwas verweichlichte. Jetzt bringt Ford das alte Flair zurück und sorgt mit einer modifizierten Fahrwerksgeometrie, neu abgestimmten Stoßdämpfern und einer strafferen Auslegung jener Aufhängungslager, die das Lenkgefühl beeinflussen, eine noch sportlichere Straßenlage mit präzisen Rückmeldungen.
Ergebnis: Vor allem auf kurvigen Strecken bereitet der Focus mit seinem bestens abgestimmten Fahrwerk und der zielgenauen Lenkung eine Menge Fahrfreude. So sportlich das Fahrzeug auch ist, versteht es Ford, dennoch Komfort zu ermöglichen und Unebenheiten auf Straßen zu absorbieren, ohne adaptive Dämpfer verbauen zu müssen.
Für eine noch bessere Kontrolle des Ford Focus sorgt als Weltneuheit die „Erweiterte Fahrdynamik-Regelung ETS“ (Enhanced Transitional Stability), die einen möglichen Haftungs- oder Traktionsverlust im voraus erkennen und durch frühzeitigen Bremseingriff des elektronischen Sicherheits- und Stabilitätsprogramms (ESP) entschärfen kann. ETS überwacht dazu kontinuierlich das aktuelle Tempo, den Lenkwinkel und die Lenkgeschwindigkeit. Identifiziert das System im Abgleich mit definierten Kennfeldern eine Situation, die zu einem instabilen Fahrverhalten führen könnte, bremst das System über das ESP einzelne Räder gezielt ab, damit der Fahrer stets die Kontrolle über sein Auto behält.
Weniger ist mehr: Innenraum schließt düsteres Kapitel ab
Endlich: Vorbei sind die Zeiten, in denen der Fahrer im Cockpit des Ford Focus von einer Vielzahl kleiner Knöpfe erschlagen wurde und auf einen Bildschirm im Miniatur-Format blicken musste. Ford nahm die Kritik ernst und überarbeitete den Innenraum umfangreich. Im Ergebnis wirkt das Cockpit durch die deutlich verringerte Anzahl der Tasten und Schalter im Lenkrad und in der Mittelkonsole sehr aufgeräumt und mit logisch gruppierten Funktionen übersichtlich gestaltet.