Mattias Ekström mit viel DTM-Frust und großer WRX-Leidenschaft: Audi-Haudegen träumt von "800-PS-Waffen" und grinsenden, erschöpften Piloten am Steuer
© Foto: Audi
"Go hard or go home" - dieses persönliche Motto ziert den Helm von Audi-DTM-Haudegen Mattias Ekström. Nach diesem Vorsatz handelt der Schwede zumeist, was womöglich einen Rückzug aus der DTM bereits zur Saison 2018 zur Folge haben könnte. Ekström denkt seit Monaten über einen Abschied aus der Szene nach. Die Entscheidung sollte ursprünglich noch vor Weihnachten fallen, aber im Hintergrund wird zwischen dem 39-Jährigen und seinem Arbeitgeber Audi noch verhandelt.
"Das wird bestimmt jeder verstehen: Irgendwann ist jedes Kapitel im Leben mal vorbei", sagte Ekström beim DTM-Saisonfinale in Hockenheim und verabschiedete sich anschließend in die Winterpause - die Rücktrittsgedanken immer im Kopf. "Ob das bald kommen wird, hängt von der Situation ab. Jeder weiß, dass ich eine große Leidenschaft für Rallycross habe. Auf der anderen Seite kämpfe ich jetzt schon seit zehn Jahren um einen dritten DTM-Titel. Das macht deutlich, dass mir das auch sehr viel bedeutet."
"Ich habe in meinem Leben wirklich Luxusprobleme. Andere sitzen in Saint Tropez und haben außer baden gehen gar nichts zu tun", scherzt Ekström. "Man muss seine Luxusprobleme zu schätzen wissen. Und ich weiß das sehr wohl." Die DTM hat dem Schweden in seiner langen Karriere viel gegeben. Zweimal krönte er sich zum Champion, nicht nur für Audi ist das schwedische Schlitzohr ein Frontmann, sondern auch ein Aushängeschild für die gesamte Serie. Ein Mann mit Ecken, Kanten und klaren Worten.
DTM-Autos zu langsam, Fahrer werden kaum gehört
"Wir fahren eigentlich seit zehn Jahren die gleichen DTM-Autos. Juhu ... das ist echt nicht mehr prickelnd. Ganz ehrlich. Ich sage nicht, dass die DTM zu einfach ist. Gewinnen ist immer schwierig. Aber es muss einfach mehr Spaß machen", kritisiert Ekström die DTM. "Man muss aussteigen und grinsen, muss sofort fragen, ob man nochmal fünf Runden fahren darf." Die rund 500 PS starken Autos mit zahlreichen Einheitsbauteilen und vielen fragilen Aerodynamik-Gimmicks sind dem Schweden zu langweilig.
"Wenn mein Dienstwagen - ein Audi RS6 - ein besseres Gefühl von Beschleunigung bringt als mein DTM-Auto, dann muss ich mich fragen, ob man im Rennsport wirklich mit der Zeit gegangen ist", sagt Ekström. Erst 2019 werden die neuen Autos auf Basis des Class-One-Reglements kommen, dann immerhin mit gut 600 PS. "Ein richtiges DTM-Auto wünsche ich mir. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass so etwas kommt. Entweder wirfst du die ganze Aerodynamik weg, oder du schlägst 300 PS drauf. Oder beides!"
Nicht nur Ekström, sondern auch viele DTM-Kollegen wie beispielsweise Timo Glock üben seit Jahren immer wieder die gleiche Kritik. "Wenn es um Meinung der Fahrer geht, sind einige beratungsresistent. Aber wie heißt es in Deutschland? Wer bezahlt, schafft an. Und ich werde bezahlt. Auf der anderen Seite muss man doch beim Thema Fahrspaß eigentlich die Fahrer anhören. Wenn alle Fahrer grinsen und sagen 'Das ist der Burner!', dann ist alles okay. Das würde aber keiner sagen, denn sonst müsste er lügen."
"Ich bin immer noch der Hoffnung, dass es ein geiles DTM-Auto gibt, bevor ich aufhöre. Bisher haut es mich nicht so um", stellt Ekström klar. In dieser Aussage wird deutlich, dass der Abschied aus der deutschen Tourenwagen-Serie noch keineswegs beschlossene Sache ist. Aber es muss für den Schweden die richtigen Perspektiven geben. "Im Rallycross-Auto drehst du ein paar Runden und bist nassgeschwitzt, weil es eine Waffe ist. So muss das auch in der DTM sein!"