"Scheiße": BMW-Zugeständnisse sorgen für gemischte Gefühle

, 06.05.2016

Streitpunkt BMW-Zugeständnisse: Die gegnerischen Piloten können die Entscheidung der Hersteller nachvollziehen, sind aber trotzdem alles andere als glücklich damit

Die Zugeständnisse an BMW in der DTM-Saison 2016 sorgen bei den Piloten der Konkurrenz erwartungsgemäß nicht für große Jubelstürme. Die Münchener dürfen aufgrund von "konstruktionsbedingten Nachteilen" am BMW M4 DTM in diesem Jahr einen Heckflügel verwenden, der 50 Millimeter breiter ist als der von Audi und Mercedes. Darüber hinaus haben die BMW-Fahrer beim ersten Qualifying der Saison in Hockenheim am Samstag einen Gewichtsvorteil von 7,5 Kilogramm.

Das Ziel dieser Maßnahmen ist klar: Das Feld soll in dieser Saison noch enger zusammenrücken. Audi-Pilot Mike Rockenfeller erklärt trotzdem ehrlicherweise: "Als ich es zum ersten Mal gehört habe, da habe ich ehrlich gesagt gedacht: 'Scheiße!' Man will als Fahrer das schnellste Auto haben, und ich weiß, dass wir im vergangenen Jahr sehr stark waren."

Im ersten Moment war die Nachricht für Rockenfeller "nicht so toll", doch der Audi-Pilot ergänzt: "Aber wenn man die Hintergründe erfährt, dann sieht das ganze schon ein bisschen anders aus." Trotzdem spricht auch Markenkollege Jamie Green von einem "Geschenk" und Mattias Ekström erklärt: "Ich finde, der Beste soll gewinnen. Da gehört in der DTM das Auto, das Team, der Fahrer und das ganze Paket dazu."

"Auch BMW möchte das nicht"

Der Schwede, der die Maßnahme ebenfalls nachvollziehen kann, verrät: "Ich kann damit leben, aber es ist nicht mein Wunsch." Audi-DTM-Leiter Dieter Gass kann die Reaktionen seiner Piloten durchaus verstehen. Im Hinblick auf den "konstruktionsbedingten Nachteil" des M4 erklärt er: "Das sind die Worte von Jens Marquardt (BMW-Motorsportdirektor; Anm. d. Red.). Da muss er vielleicht selbst erklären, wie genau er das gemeint hat."

"Wir haben die Daten analysiert. Der Performance-Unterschied war über die vergangene Saison erkennbar", hält Gass fest und erklärt im Hinblick auf die Zugeständnisse: "Das wollen wir nicht, und auch BMW will das mit Sicherheit nicht. Wir wollen unsere Autos entwickeln und sie so schnell machen, wie es eben möglich ist. Aber im Reglement, das wir aus Kostengründen eingefroren haben, gab es leider in meinen Augen keine Alternative dazu."

Denn 2017 soll das Reglement in der DTM sowieso wieder überarbeitet werden. Daher würde BMW von einer Weiterentwicklung seines Auto nur noch in diesem Jahr profitieren. Im Hinblick auf die Kosten, die in der DTM möglich gering gehalten werden sollen, würde eine Freigabe der Entwicklung für die Münchener daher keinen Sinn ergeben. Daher trafen die Hersteller gemeinsam die Entscheidung, BMW diese Zugeständnisse zu machen.

Zugeständnisse alternativlos?

Und wie stehen die BMW-Piloten selbst zu der Thematik? "Man hat im vergangenen Jahr klar gesehen, dass wir einen relativ deutlichen Rückstand hatten. Den konnten wir eigentlich nur durch die Performance-Gewichte kompensieren", erinnert Ex-Champion Marco Wittmann im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' und ergänzt: "In Zandvoort, wo wir gewinnen konnten, waren wir halt extrem leicht."

"Ich glaube, dass die Entscheidung letzten Endes auch notwendig war, um eine gute Show zu garantieren und die drei Hersteller auf ein gleiches Niveau zu bringen. Letztendlich will der Fan nicht sehen, dass eine Marke vorne wegfährt. Man hat es 2014 mit Mercedes in einer ähnlichen Weise gemacht. Eine Fahrzeugentwicklung wäre unlogisch gewesen, weil es 2017 sowieso ein neues Reglement geben wird", erklärt Wittmann.

"Jetzt muss man gucken, wie sich das entwickelt. Letztendlich ist es die beste Lösung für den Zuschauer", glaubt der Meister von 2014. An diesem Wochenende in Hockenheim wird sich erstmals zeigen, in welchem Umfang BMW tatsächlich von den Zugeständnissen profitieren kann. Sollten die Münchener gleich am ersten Rennwochenende des Jahres gewinnen können, würde das bei den Konkurrenten wohl einen faden Beigeschmack hinterlassen.

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