Alonso bekennt sich nicht zu Ferrari: "Habe mehrere Optionen"

, 02.10.2014

Die Zeichen stehen auf Abschied: Während sich Fernando Alonso vor einem Ferrari-Bekenntnis hütet, soll die einvernehmliche Trennung bereits vorbereitet werden

Es ist ein Schachspiel der besonderen Art, das Fernando Alonso dieser Tage mit Ferrari durchzieht - und mit den Medienvertretern. Der Spanier, der mit den Roten aus Maranello derzeit über seine Zukunft verhandelt, vermeidet es, klare Bekenntnisse zu machen - und sorgt damit für noch mehr Unruhe und Spekulationen. In den vergangenen Wochen wurde der 33-Jährige mit McLaren, Mercedes, Red Bull und sogar mit Lotus in Verbindung gebracht.

Eines ist nach dem heutigen Pressetermin in Suzuka jedenfalls klar: Die Liebe zu Ferrari ist erkaltet - das Verhältnis mutet bestenfalls wie eine Zweckbeziehung an. Alonso wählt seine Worte mit Bedacht, doch die Botschaft steckt oft zwischen den Zeilen. "Ich stelle die Interessen des Teams und die Interessen der Tifosi - die große Marke Ferrari, die größer als wir alle ist - vor meine eigenen Interessen", sagt er. "Wenn es also etwas Besseres für Ferrari gibt, dann werde ich mich danach richten."

Damit sagt der zweifache Weltmeister, dass es nicht in seiner Hand liegt, Ferrari zu verlassen. Wenn aber die neue Führung, bestehend aus Luca di Montezemolos Nachfolger Sergio Marchionne und Teamchef Marco Mattiacci, nicht mehr mit Alonso weiterarbeiten will - und zuletzt hielt sich das Duo mit Bekenntnissen zu Alonso auffallender Weise zurück -, dann könnte der Abschied bevorstehen.

Alonso deutet an: Ferrari will keine gemeinsame Zukunft

Umso klarer wird dies, als der Ferrari-Superstar auf eine direkte Anfrage nicht ausschließt, in den kommenden zwei Jahren für ein anderes Team zu fahren, obwohl er einen Vertrag bis 2016 besitzt: "Es ist sehr schwierig, diese Frage zu beantworten. Und ich werde meine Antwort wiederholen: Wahrscheinlich werde ich das tun, was am besten für Ferrari ist."

Doch wo liegen die Stolpersteine? Alonso holt aus und gibt einen weiteren Hinweis: "Ich will gewinnen, und ich bin bereit, die maximale Performance zu liefern, die ich in diesem Moment in meiner Karriere liefern kann - und es ist meine beste Zeit. Ich fühle mich gut, fit und selbstbewusst. Ich habe meinen Fahrstil jedes Jahr an das Reglement angepasst. Ich bin auf dem Höhepunkt meiner Karriere, und hoffentlich kann ich in den kommenden Jahren davon profitieren, ein paar Titel holen und dann mit mehr als zwei WM-Titeln aufhören."

Einziges Problem: Ferrari befindet sich derzeit nicht auf dem Höhepunkt. Und die neuen Führungspersönlichkeiten in Maranello haben zuletzt betont, dass es noch drei weitere Jahre dauern wird, ehe das springende Pferd wieder in Top-Form sein wird.

Alonso hat "Idee, was ich tun will"

Aussagen, die in krassem Widerspruch zu Alonsos Erklärungen stehen. Der hatte zwar auch mit di Montezemolo immer wieder seine Meinungsverschiedenheiten, doch der Italiener wurde nie müde zu betonen, dass für Ferrari nur der Titel zählt und man dem besten Fahrer auch das beste Auto liefern müsse.

Dass es Gerüchte über einen möglichen Wechsel gibt, ist Alonso bewusst. "Ich lebe ja nicht auf dem Mars", grummelt er. Und er verrät, dass er "mehrere Option auf dem Tisch" habe. Als ihn ein Reporter darauf hinweist, dass er die Gerüchte mit einer klaren Aussage, dass er bei Ferrari bleibt, beenden könnte, reagiert er mit einer interessanten Aussage: "Unterm Strich hat man immer eine Idee, was man tun will. Das ist bei mir der Fall. Ich bin froh, dass ich es mir in der Formel 1 aussuchen kann. Das kann nicht jeder Fahrer von sich behaupten. Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich über meine Zukunft entscheiden kann."

Weichen für Abschied schon gestellt?

Glaubt man der 'Gazzetta dello Sport', dann werden derzeit hinter den Kulissen bereits die Weichen für einen Abschied Alonsos gestellt. Die meist gut informierte italienischen Sport-Tageszeitung berichtet in ihrer Donnerstags-Ausgabe, dass Ferrari-Boss Marchionne, der ab 13. Oktober sein Amt einnimmt, bereits an einer einvernehmlichen Trennung von Alonso arbeitet - und zwar angeblich zu Jahresende.

Als er bei der Motorshow in Paris heute auf die Gerüchte angesprochen wurde, verwies er auf seinen Vorgänger, der noch bis 13. Oktober im Amt ist: "Luca wird bei seiner Pressekonferenz dazu Stellung nehmen." Man darf also gespannt sein, ob di Montezemolo heute oder morgen bei einem seiner letzten offiziellen Ferrari-Auftritte bereits den Abschied des Superstars verkünden wird.

Als wahrscheinlichste Variante für einen Wechsel gilt derzeit McLaren. Und das, obwohl sich Alonso 2007 mit Boss Ron Dennis überworfen hatte und vor Vertragsende zu Renault geflüchtet war. Angesprochen auf die damaligen Probleme mit Dennis, sagt er heute vielsagend: "Ich hatte dort mit niemandem einen Krieg. Aber ich bin bei Ferrari, ich fahre für Ferrari, und es wäre nicht sehr respektvoll, über andere Teams zu sprechen." Ein Liebesbekenntnis klingt anders.

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