Angst der Gegner: Ist der Mercedes ein PS-Monster?

, 02.03.2016

Bei den Tests vor dem Start der Formel-1-Saison 2016 erstarren die Mercedes-Gegner vor Ehrfurcht: Leistet der Antrieb wirklich 1.000 PS? Dementi von Silber

Mercedes geht als klarer Favorit in die Formel-1-Saison 2016. Die amtierenden Weltmeister haben über den Winter offenbar derart stark zulegen können, dass eine ähnliche Dominanz zu erwarten ist wie im Vorjahr. Am Dienstag hatte Nico Rosberg in 1:23.022 Minuten eine Tagesbestzeit aufgestellt - und zwar auf den Soft-Reifen von Pirelli. Nach Aussage des Deutschen waren die zwei schnellen Versuche mit wenig Benzin an Bord nicht optimal. Von Fahrer und Fahrzeug ist also noch mehr zu erwarten.

"Sieht so aus, als würde es für alle anderen sehr schwierig, sie zum Saisonbeginn wirklich herauszufordern", formulierte Valtteri Bottas seine Einschätzung am Dienstag. Der Finne hatte an seinem Williams die Ultrasofts installieren lassen, um die Tagesbestzeit zu attackieren. Es gelang ihm nicht. Bottas sieht Mercedes in einer eigenen Liga und erwartet einen Williams-Kampf in der zweiten Reihe gegen Ferrari und Red Bull.

Die Rosberg-Rundenzeit am Dienstag auf den Soft-Reifen sei "sensationell" gewesen, meint Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko in der 'Auto Bild motorsport'. "Wenn Ferrari bis Melbourne nichts findet, wird Mercedes locker einen Doppelerfolg herausfahren." Woher holen die Silberpfeile zu zusätzliche Performance? Neue Bauteile wie die Haifischnase ("Bruce"), die neuen Bargeboards oder veränderte Flügel sind von außen leicht zu erkennen. Die Gegner vermuten jedoch den größten Schritt beim Antrieb.

Mercedes-Antrieb leistet gut 900 PS

Nach Aussage des Motorenchefs Andy Cowell sei der aktuell im W07 verbaute Antrieb "der stärkste Formel-1-Motor, den wir bei Mercedes je gebaut haben". Beobachter brachten das Gerücht in Umlauf, das Aggregat der Silbernen leiste satte 1.000 PS. Dem widerspricht man allerdings. Auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' heißt es vom Team, dass man etwas über 900 PS liege. "Auf die ganze Renndistanz sind 1000 PS nicht drin, aber vielleicht auf einer schnellen Quali-Runde", mutmaßt Helmut Marko in der 'Bild'.

Mercedes will von einem "PS-Monster" nichts hören. Die aktuellen Fortschritte fallen aufgrund der bereits gut entwickelten Systeme aus dem Vorjahr eher gering aus, heißt es. "Auf dem Niveau, wo wir fahren, sind keine riesigen PS-Sprünge mehr drin. Ferrari und Red Bull haben mehr Platz für Verbesserungen", meint Niki Lauda. Das deutsche Werksteam schiebt die Favoritenrolle von sich. Aus Sicht von Rosberg gilt Ferrari als sehr ernst zu nehmender Gegner. "Vielleicht sogar noch ein Team", so der Deutsche.

"Es ist aus meinen Gefühl heraus der beste Saisonstart, den wir jemals hatten", gibt Mercedes-Motorsportchef Toto Wollf zu. Der Österreicher ergänzt allerdings: "Wenn die Fahrer begeistert sind, dann ist das toll. Das gewinnt uns aber noch keine Rennen. Es ist noch zu früh, wir sind noch bei den Tests vor dem Saisonstart. Ich will unsere Leistungen nicht abwerten, aber auf Grundlage des recht stabilen Reglements sind alle Autos zuverlässiger geworden. Jeder fährt mehr Runden."

Hamilton-Rennsimulation als Hinweis?

In der Fleiß-Statistik der bisherigen Barcelona-Testtage nimmt Mercedes jedoch eine besondere Position ein. Mit 3.943 Kilometern liegt der neue W07 bei der Laufleistung klar vor allen anderen. Toro Rosso ist mit 2.751 Kilometern der nächste Verfolger, Ferrari und Red Bull kamen bis zum Dienstagabend jeweils nur auf rund 2.000 Kilometer - also die Hälfte der von Mercedes absolvierten Distanz. Und das Tempo des Silberpfeils spricht für sich.

Die bereits genannte schnelle Runde von Rosberg am Dienstag war nur ein Element, das den Eindruck von einem Mercedes-Favortitenauto untermauerte. Am Nachmittag spulte Lewis Hamilton eine Rennsimulation ab und war nach Kombination aller Stints insgesamt um 1:42 Minuten schneller als die Gesamtzeit, die Teamkollege Rosberg im Vorjahr für seine Fahrt zum Grand-Prix-Sieg in Spanien benötigt hatte.

"Das klingt nach viel, aber die Streckenbedingungen spielen dabei auch eine große Rolle", meint Experte Gary Anderson. Hinzu komme, dass Rosberg im Mai vergangenen Jahres von der Pole-Position ein leichtes Spiel gehabt habe, somit sei es damals gar nicht nötig gewesen, den Mercedes auf dem Weg zum Triumph mit maximaler Performance über die Piste zu jagen. Allerdings selbst unter Berücksichtigung dieser Faktoren sind sich die Fachleute einig, dass der neue W07 erheblich schneller ist als der Vorgänger.

"Ich bin vorsichtig optimistisch", lässt sich Wolff doch so etwas wie verhaltene Zuversicht entlocken. "Es zeigt alles, dass unsere Vorbereitung stimmt. Ich bin definitiv zufrieden mit unserer hohen Laufleistung. Wird es uns aber das Siegen leichter machen? Nein, das ist nicht gesagt. Das ist nämlich wieder ein ganz anderes Thema. Wir wissen nicht, was die anderen können. Das haben wir von Ferrari, Red Bull und Williams noch nicht gesehen. Am Samstagnachmittag in Melbourne wissen wir etwas mehr."

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