Bianchi-Vater erklärt Klage: FIA & Co. "müssen bezahlen"

, 27.05.2016

Philippe Bianchi, Vater des tödlich verunglückten Jules Bianchi, erklärt, wieso er die FIA zur Rechenschaft ziehen will, Jackie Stewart hält die Klage für den falschen Weg

Eineinhalb Jahre nach dem tragischen Unfalltod von Jules Bianchi leitet die Familie des Franzosen nun rechtliche Schritte gegen die FIA, Bernie Ecclestones Formula One Group und den Marussia-Rennstall ein. "Wir als Familie wollen Gerechtigkeit, denn das Leben ohne Jules ist ein anderes", erklärt Vater Philippe Bianchi gegenüber der 'BBC', warum man nun vor Gericht geht. "Dieser Unfall hat unsere Familie zerstört."

Er will nicht akzeptieren, dass die FIA den fatalen Crash im 396 Seiten starken Unfallbericht als selbstverschuldet ansieht, weil der Marussia-Pilot bei Regen und gelber Flaggen "nicht ausreichend verlangsamte", die Kontrolle verlor und sich beim Anprall in einen Bergekran schwere Kopfverletzungen zuzog.

Bianchis Vater schießt sich vor allem auf den Automobilweltverband ein. "Wenn ich eines Tages den Tod eines anderen verursache, dann kann ich nicht einfach eine interne Kommission, in der Freunde sitzen, ins Leben rufen und sagen: 'Es war nicht mein Fehler'", kritisiert er gegenüber 'Radio Monte Carlo' auch die Untersuchungskommission, die aus namhafte Experten wie Ex-Mercedes-Teamchef Ross Brawn, Ex-Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, GPDA-Boss Alex Wurz und Ex-Weltmeister Emerson Fittipaldi bestanden hatte. "Wenn man einen Fehler macht, dann muss man dafür bezahlen."

Was Bianchis Vater der FIA vorwirft

Er stellt klar, dass der Auslöser für die Klage nicht die Tatsache sei, dass sein Sohn wegen des Unfalls in Suzuka ums Leben kam. "Wenn Jules den gleichen Unfall wie Fernando Alonso in Australien gehabt hätte, dann gäbe es kein Problem", erklärt er. "Das ist das Risiko, das ist klar. Niemand hat einen Fehler gemacht."

Bianchis Unglück sei aber "kein normaler Zwischenfall" gewesen. Als Beweis diene die Tatsache, dass die FIA in der Folge Konsequenzen zog: "Sie nehmen den Standpunkt ein, dass sie keinen Fehler gemacht haben, aber dann haben sie alles geändert. Sie haben die Kurve in Japan verändert, haben die Begrenzung verändert. Sie haben die Startzeit geändert. Sie haben das virtuelle Safety-Car eingeführt. Sie haben alles geändert! Das war kein normaler Zwischenfall. So ein Unfall darf in der Formel 1 nicht passieren."

Philippe Bianchi glaubt, dass der Fall bei der britischen Anwaltskanzlei Stewarts Law und Anwalt Julian Chamberlayne in guten Händen ist: "Ich habe versucht, einen guten Anwalt zu finden, weil es für uns wichtig ist, dass es Gerechtigkeit gibt. Wir haben uns für einen berühmten englischen Anwalt entschieden."

Stewart: Rechtliche Schritte der falsche Weg

Die Formel-1-Szene reagiert währenddessen mit Unverständnis auf die rechtlichen Schritte der Familie Bianchi. "Für die Familie ist es natürlich eine Tragödie und ich habe großes Mitgefühl mit ihnen, aber ich finde nicht, dass rechtliche Schritte der richtige Weg sind", erklärt Formel-1-Legende Jackie Stewart gegenüber der 'Times'. Der Schotte erwies sich in seiner aktiven Zeit als einer der größten Kämpfer für die Sicherheit an den Rennstrecken.

Er glaubt, dass sich die Bianchi-Familie mit ihrer Herangehensweise selbst nichts gutes tut: "Sie verlängern damit nur ihre Qualen. Der Schmerz wird dadurch nicht vorübergehen." Zudem sei allen Formel-1-Piloten bewusst, dass sie bei ihrem Sport ihr Leben riskieren: "Es handelt sich nicht um Tischtennis. Die Gefahr eines unglücklichen Unfalls besteht immer, und das muss man akzeptieren."

Die Bianchi-Familie weiß das nur zu gut. Für sie ist es bereits der dritte schwere Schicksalsschlag durch den Motorsport. Jules Bianchis Großvater Mauro Bianchi und dessen Bruder Lucien kamen 1968 und 1969 in Le Mans ums Leben.

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