Brawn & Irvine: Rosberg nicht so talentiert wie Hamilton...

, 29.10.2016

... aber ein verdienter Weltmeister: Für Ross Brawn ist Nico Rosberg "unverwüstlich", während er bei Lewis Hamilton kein starkes Umfeld sieht

Der ehemalige Grand-Prix-Pilot Eddie Irvine und der frühere Mercedes-Teamchef Ross Brawn finden, dass Nico Rosberg ein würdiger Formel-1-Weltmeister 2016 wäre. Irvine hält zwar Lewis Hamilton letztendlich für den etwas talentierteren Fahrer als den Deutschen, aber beide machen andere Qualitäten dafür aus, dass Rosberg seinen ersten WM-Titel verdienen würde.

"Der talentierteste Fahrer gewinnt nicht immer", weiß Irvine, bei Ferrari zwischen 1996 und 1999 Teamkollege des großen Michael Schumacher, der erst im Jahr 2000 erstmals auf Ferrari den WM-Titel holte. "Nehmen wir Michael: Michael hat 1996, 1997, 1998 und 1999 auch nicht gewonnen", erinnert sich der 50-Jährige in der frisch veröffentlichten 17. Folge der Video-Interviewserie "Ein Drink mit Eddie Irvine" auf 'Motorsport-Total.com' und 'Formel1.de'.

"Vielleicht ist Nico nicht ganz so talentiert wie Lewis", räumt Irvine zwar ein, aber: "Er hat fantastische Arbeit geleistet. Wenn er den Titel gewinnt, verdient er es auch. End of Story." Ihm persönlich sei "egal", welcher der beiden Mercedes-Fahrer sich am Ende durchsetzt: "Wer auch immer gewinnt, verdient es. Drei Titel hintereinander sind etwas ziemlich Besonderes. Aber Nicos erste Meisterschaft wäre für ihn auch ziemlich besonders."

Irvine: Rosberg besser vorbereitet als er im Jahr 1999

"Nico ist sicher besser vorbereitet, als ich es war", erinnert sich Irvine an die Saison 1999, in der er bis zum letzten Rennen Chancen hatte, Weltmeister zu werden, sich letztendlich aber Mika Häkkinen geschlagen geben musste. Im Nachhinein betrachtet hätte er den Titel holen können, wenn nicht Ferrari schon frühzeitig auf Schumacher gesetzt hätte. Irvine: "Ich hatte nur eine einzige Chance, mit einem Auto, das nicht schnell genug war, die Weltmeisterschaft zu gewinnen."

"Nico hat viel mehr Erfahrung darin, Rennen zu gewinnen. Ich bin mir sicher, er ist gut genug, sich diese Fragen selbst zu beantworten", sagt er. "Er hatte eine fantastische Saison, die letzten Rennen waren fantastisch - mit Ausnahme von Austin. Aber Mexiko ist ein großartiges Rennen, das er vergangenes Jahr gewonnen hat. Alles kann passieren." 26 Punkte Vorsprung können schnell weg sein: "Da ist noch alles drin. Lewis hat noch eine gute Chance."

Brawn hält Hamilton für zu emotional

Ross Brawn - 2013 im ersten gemeinsamen Mercedes-Jahr Teamchef von Rosberg und Hamilton und unter anderem verantwortlich für eine umstrittene Stallorder beim Grand Prix von Malaysia, über die Rosberg damals wenig begeistert war ("Das werde ich mir merken!") - vertritt eine ähnliche Meinung wie Irvine. Auch er hält Hamilton für den etwas talentierteren Fahrer, aber auch er drückt insgeheim Rosberg die Daumen.

"Nico ist unverwüstlich", erklärt Brawn in einem Interview mit dem 'Telegraph'. "Viele Fahrer, die von Lewis ein paar Jahre lang abgestraft wurden, hätten es sich leicht gemacht und wären einfach gegangen. In vielerlei Hinsicht wünsche ich Nico, dass er die Weltmeisterschaft gewinnt, weil er es fantastisch hinbekommen hat, zuerst zwar geschlagen zu werden, dann aber aufzustehen und noch einmal zurückzukommen."

"Nico liefert übers Jahr gesehen die konstanteren Leistungen, aber erreicht nie ganz die Höhen, die Lewis erreichen kann", sagt Brawn. "Aber Lewis bricht halt auch ein bisschen ein. Seine Herangehensweise ist emotionaler." Die Auseinandersetzung mit den Medien in Suzuka sei ein gutes Beispiel dafür gewesen: "Solche Kämpfe kannst du mitten in einer Meisterschaft, die auch so schon anstrengend genug ist, nicht gebrauchen."

Brawn lobt Rosbergs Umfeld

Rosberg lässt sich ganz im Gegensatz dazu von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen und spielt auch das Spiel mit den Medien zwar kurz und knapp, aber geschickt und professionell. Vor allem hat er das "Team Rosberg", auf das er sich jederzeit verlassen kann: "Ich glaube", sagt Brawn, "dass Nico ein paar Menschen in seinem Umfeld hat, auf die er sich verlassen kann. Bei Lewis sehe ich keine Zeichen dafür, dass solche Unterstützung hat."

Brawn meint mit "Team Rosberg" den engsten Kreis, den sein Ex-Fahrer um sich geschart hat. Medienberater Georg Nolte zum Beispiel, Physiotherapeut Daniel Schlösser oder inzwischen auch Social-Media-Fotograf Paul Ripke. Und zu Hause wartet noch Ehefrau Vivian mit Töchterchen Alaia. Während Hamilton Party macht, tankt Rosberg bei seiner Familie Kraft. Und mit Papa Keke hat er jemanden im engsten Umfeld, der weiß, wie man Formel-1-Weltmeister wird.

So prallt sogar Bernie Ecclestones Kritik, er wäre ein schlechter Weltmeister, von ihm ab. Ecclestones Einschätzung teilt Eddie Irvine übrigens nicht zwangsläufig: "Ich weiß nicht, wer als Weltmeister besser für die Formel 1 wäre", winkt er ab. "Für mich persönlich würde es keinen Unterschied machen. Für Nico würde es einen großen Unterschied machen, für Lewis auch einen etwas kleineren. Und Mercedes ist es wahrscheinlich egal."

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