Briatore teilt aus: Buchhalter-Piloten & "technisches Blablabla"

, 11.06.2015

Rettungsplan des selbsternannten Sanierers: Eine Einheitsformel soll die Rennen wieder spannender machen, vier Millionen Euro pro Saison und Team reichen

Langweile Rennen, motzende Fahrer und endlose Reformdebatten: Die Formel 1 steckt knöcheltief in der Krise. Die Kritiker sind überall und in allen Ecken zu hören, da ist der große Retter der Szene auch nicht fern: Im Gespräch mit der 'Bild am Sonntag' meldet sich Flavio Briatore zu Wort und lässt kein gutes Haar an der Verfassung der Königsklasse. Im Repertoire hat der exzentrische Ex-Teamchef Pläne für eine Einheitsserie und neue Macht für seinen Kumpel Bernie Ecclestone.

Der Status Quo geht Briatore auf die Nerven, weil nach den Rennen über die Piloten nicht mehr gesprochen wird: "Die Formel 1 hat keine Gladiatoren wie Ayrton Senna, Alain Prost oder Michael Schumacher mehr", unkt er und bezeichnet die Serie als "zu clean, zu perfekt, zu brav". Außerdem beklagt er den Stellenwert der Antriebe und die Rolle der Fahrkünste: "Piloten sind zu Buchhaltern geworden: Reifen sparen, Benzin sparen, Knöpfe drücken und das ganze technische Blablabla."

Zeiten, in denen die Beletage des Motorsport noch nicht Pionier für nobelpreisreife Serientechnik sein wollte, vermisst Briatore: "Dann haben die Ingenieure mit ihrem Technikwahn das Geschäft übernommen. Aber den Fan interessiert es nicht, was unter dem Chassis steckt", bemängelt er. Den Beweis will der frühere Benetton-Macher und Fernando-Alonso-Intimus in Monaco erlebt haben, als Lewis Hamilton ein Strategiefehler um die wohl verdienten Lorbeeren brachte: "Der Fahrer sollte alleine entscheiden, wann er neue Reifen braucht - und nicht der Computer", hadert er.

Der Briatore-Plan ist radikal: Alles, was die Leute an den Autos nicht mit bloßem Auge sehen, soll vereinheitlicht werden: Bremsen, Getriebe sowie den Unterboden nennt er als Beispiele und geht offen damit um, dass er de facto von einer aufgewerteten Nachwuchsklasse spricht. "Ein solches GP2-Team kommt mit vier Millionen aus und verbrennt keine 300 Millionen wie die Topteams in der Formel 1." Der Vorschlag ist nicht neu und firmierte bereits als so genanntes "GP1-Modell".

Außerdem wünscht sich Briatore radikal eingedampft Windkanalzeiten und ein Simulator-Verbot. Im Gegensatz zu den kleinen Teams, die von Ecclestone mehr Bares fordern, will der 65-Jährige den Geldhahn zudrehen: "Er darf den Teams nicht so viel Geld geben", fordert Briatore. "Wenn ein Team 200 Millionen ausgibt und diese Summe von Bernies Einnahmen wieder reinbekommt, dann bleibt ja nichts übrig und die Schraube geht weiter nach oben."

Trotzdem ist der Zampano, mit dem Briatore einst gemeinsam den Premier-League-Klub Queens Park Rangers besaß, seiner Meinung nach weiter der Richtige, um die Königsklasse auf Kurs zu bringen: "Bernie hat auch leider von der FIA keine Unterstützung. Er ist immer noch ein Genie, steht aber ziemlich allein da", teilt er gegen Jean Todt aus.

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