Cockpitschutz vor Einführung: Halo-System ab 2017 geplant

, 25.01.2016

Der Cockpitschutz Halo steht vor der Einführung 2017: GPDA-Boss Alex Wurz erklärt, warum er die beste Lösung darstellt, um den Kopf vor Wrackteilen zu schützen

Bislang war man bloß in der Testphase, doch der Cockpitschutz Halo steht nun in der Formel 1 vor der Einführung. Das bestätigt der Vorsitzende der Fahrergewerkschaft GPDA, Alex Wurz, gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Ich hoffe, dass es beim Treffen der technischen Arbeitsgruppe am Freitag keine Einwände der Techniker gibt und es dann nur noch eine Formalität ist, dass Halo 2017 eingeführt wird", sagt der Österreicher.

Noch sei dies nicht abgesegnet, der 41-Jährige sieht aber keine großen Hindernisse. "Wir befinden uns in einem Zeitrahmen, wo die Formel-1-Leute das ohne weiteres hinkriegen sollten", sagt Wurz. "Und all diese Änderungen, die in dieser Region liegen - ob Nacken-, Kopfstütze oder andere strukturelle Dinge, die das Eindringen von Objekten verhindern -, sind sogar noch kurzfristiger eingeführt worden."

"Heiligenschein" für die Piloten

Doch was ist das Halo-Konzept eigentlich? Halo heiß auf Deutsch übersetzt Heiligenschein, was auf das von Mercedes entwickelte Design der Schutzvorrichtung zurückzuführen ist. Von einer Strebe mittig vor dem Piloten gehalten spannt sich ein Ring um seinen Helm. So sollen bei einem Unfall umherfliegende Objekte davon abgehalten werden, den Kopf des Fahrers zu treffen.

Die FIA macht seit dem Unfall von Felipe Massa im Jahr 2009 Tests mit unterschiedlichen Lösungen wie Jet-Kanzeln oder Überrollkäfigen, um die anno 2016 verletzlichste Stelle des Fahrers besser zu schützen. "Es hat sich herauskristallisiert, dass dieses Halo-Konzept eine in allen Bereichen sehr effiziente Lösung ist", erklärt Wurz, der bei einer Kollision mit David Coulthard 2007 in Melbourne selbst beinahe vom Red-Bull-Boliden am Kopf getroffen worden wäre.

Was für das Halo-Konzept spricht

Wo liegen die Vorteile des Halo-Konzepts? "Es handelt sich dabei nicht um ein geschlossenes Cockpit, also kann der Fahrer besser geborgen werden, wenn ein Feuer ausbricht", sagt der Ex-Formel-1-Pilot. "Da gibt es im Vergleich zur aktuellen Variante eigentlich keinen Nachteil."

Ob der Bügel über dem Kopf des Fahrers im Falle eines Unfalls nach hinten geklappt wird oder der Fahrer anders das Cockpit verlässt, ist laut Wurz noch nicht restlos geklärt: "Das werden die Teams in den kommenden Monaten ausarbeiten müssen."

Die Sicht des Fahrers soll aber durch die Vorrichtung überhaupt nicht gestört werden, obwohl eine Strebe vor dem Kopf des Fahrers nach unten ragt, meint Wurz. "Diese Strebe ist vermutlich 30 Millimeter breit, der Augenabstand beträgt aber rund 80 Millimeter", erklärt er. "Dementsprechend kann man das ausblenden", ist er sicher, zumal auch die Scheibenwischer im LMP1-Auto keine Sichtbehinderung darstellen. "Es wird natürlich am Anfang irritierend sein, aber nach einer gewissen Zeit gewöhnt man sich daran."

Ästhetik für Wurz kein Problem

Die Forschung sei inzwischen so weit, dass es "keine negativen Aspekte, aber dafür viele positive Aspekte" gibt. "Auch Integration und Bau der Schutzvorrichtung sind nicht kompliziert." Viele Formel-1-Fans stoßen sich aber an der Ästhetik einer derartigen Lösung. Wurz bittet die Fans nun um etwas Flexibilität, zumal das endgültige Design noch nicht feststeht.

"In der Forschung geht es immer zuerst um die Funktion und dann um die Ästhetik. Von den ersten Prototypen, die wirklich grausam aussahen, zum jetzigen groben Halo-Konzept hat sich das schon mal recht cool entwickelt", findet er. "Und eventuell könnte es sogar noch cooler als jetzt werden."

Jet-Kanzel (noch) zu teuer, aber weiter Thema

Obwohl man sich nun zunächst auf das Halo-Konzept festgelegt hat, sind andere Lösungen noch nicht komplett vom Tisch. Vor allem die Jet-Kanzel hat für Wurz Potenzial. "Eine richtige Jet-Kanzel, wie sie bei den Abfangjägern verwendet wird, wäre vielleicht etwas besser als das Halo-System, aber viel schwerer und extrem viel teurer", vergleicht der zweimalige Sieger der 24 Stunden von Le Mans.

Die Herstellungskosten sind zwar für die Formel 1 kein Problem, aber eine flächendeckende Einführung im Motorsport würde an finanzielle Grenzen stoßen. "Wenn ein Formel-4-Auto 100.000 Euro kostet und die Jet-Kanzel 200.000 Euro kostet, dann ließe sich das nur schwer realisieren", nennt Wurz ein Beispiel. "Außerdem wäre die Sicht ein Nachteil, wenn es regnet oder ein Konkurrent Öl verliert. Wie reinigt man das dann? Was passiert bei einem Brand? Das müsste man alles bedenken. Die Forschung besagt aber ganz klar, dass es eine gute Lösung wäre, deren Umsetzung aber noch einige Jahre dauern würde."

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