Daniel Ricciardo kritisiert Red Bull: Stillstand nach Erfolgsära?

, 17.06.2015

Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo fürchtet um seine Karriere: Warum er die Ursache für die großen Probleme in der Fabrik in Milton Keynes ortet und was sich ändern muss

Im Vorjahr schaffte Daniel Ricciardo aus dem Nichts den Sprung zum Siegfahrer. Dieses Jahr ist er wieder ins biedere Mittelmaß zurückgekehrt. Ein fünfter und ein sechster Platz sind seine bisherigen Saison-Highlights - von einem Podestplatz war er bislang weit entfernt. Dabei hat der "Aussie", dessen Dauergrinser dieses Jahr auf dem Prüfstand steht, keineswegs das Fahren verlernt: Bei der einstigen Weltmeistertruppe Red Bull gibt es große Probleme.

Nun spricht der 25-Jährige, der sich im Winter noch Titelchancen ausrechnete, Klartext: "Ich war eigentlich vorbereitet und wollte um die WM kämpfen. Es wurde im Team viel Gutes gesagt - dass Renault die Lücke schließen wird, und wir beim Auto dies und das gefunden haben", beschreibt er gegenüber 'F1i.com' seine Stimmungslage vor den Testfahrten. Nun herrscht allerdings Ernüchterung: "Es ist hart. Ich bin zwar ein positiver Typ und ich kann mich leicht motivieren, aber selbst ich war einige Male in diesem Jahr ziemlich niedergeschlagen. Es macht keinen Spaß."

Nach den mäßigen Tests wurden die Probleme in Melbourne noch größer, als die Renault-Motoreneinstellungen für schlechte Laune sorgten. Ricciardo betont aber, dass auch der RB11 - der letzte Red-Bull-Bolide, der unter der Verantwortung von Stardesigner Adrian Newey entstand - seine Schwächen hat.

Wirkungslose Updates beim RB11

"Wir wissen natürlich, dass uns Leistung fehlt", holt Ricciardo aus. "Beim Auto und beim Chassis gibt es aber immer noch etwas, das wir nicht verstehen. Da haben wir nicht das Vertrauen, um Fortschritte zu machen." Das Team habe zwar die Ressourcen, um die Probleme in den Griff zu kriegen, "und wir bringen oft Updates, doch sie helfen uns kaum weiter. Wir haben eine Hürde erreicht, die wir jetzt überwinden müssen."

Ricciardo, der in Montreal ein Katastrophen-Wochenende erlebte und nur 13. wurde, wird langsam ungeduldig: "Es muss sich etwas ändern, denn wir stehen schon bei der Hälfte der Saison." Bereits im Vorjahr ging es bei Red Bull im Vergleich zu den vier Weltmeisterjahren von 2010 bis 2013 bergab. "Wir können es uns nicht leisten, noch weiter zurückzufallen", warnt er. "Wenn sich nichts ändert, dann muss etwas Großes passieren - irgendjemand muss einen Schritt machen und es umsetzen."

Ist Red Bull nicht mit der Zeit gegangen?

Dem dreimaligen Grand-Prix-Sieger ist bewusst, dass seine Aussagen nicht überall für Freude sorgen werden, aber er fürchtet um seine Karriere: "Wir müssen bei manchen Dingen etwas aufgeschlossener sein: Wir haben immer noch viele Leute aus den Weltmeisterjahren bei uns im Team, aber vielleicht müssen wir einen Schritt zurück machen und uns alles in einem größeren Rahmen ansehen. Vielleicht hat sich bei uns nichts geändert, aber der Sport entwickelt sich weiter, und es muss sich etwas ändern."

Ricciardo deutet an, dass auch in der Fabrik in Milton Keynes nicht alles perfekt läuft und ein paar Änderungen notwendig sind. "Wir haben gute Leute, aber manchmal muss man jemandem einen neuen Ansatz geben und Kleinigkeiten ändern", sagt er. "Das könnte helfen. Ich kenne das Team in der Fabrik nicht gut genug, denn darum kümmern sich Christian (Horner, Anm.) und die anderen Leute, aber ein paar neue Ideen und Gedanken zu diesem Thema könnten dafür sorgen, dass alle aufgeschlossener sind."

Vettel-Sieg brachte Ricciardo "in Rage"

Das Risiko, dass seine Aussagen Staub aufwirbeln könnten, nimmt der Mann aus Perth in Kauf: "Ich kann und muss mir jetzt etwas Gehör verschaffen. Ich weiß, dass derzeit niemand glücklich ist, was auch für mich gilt, und ich habe nur wenig Zeit, um erfolgreich zu sein, denn eine Formel-1-Karriere dauert nicht lange." Im Gegensatz zu anderen Fahrern, "die froh darüber sind, dass sie ihr Geld verdienen und erzählen können, Formel-1-Fahrer zu sein", zähle für ihn vor allem der Erfolg: "Klar werde ich auch für das Rennfahren bezahlt, aber ich wäre mit viel weniger glücklich, wenn ich wieder siegen könnte."

Dementsprechend bitter war für ihn dieses Jahr der Grand Prix von Malaysia, als Sebastian Vettel seinen ersten Ferrari-Sieg feierte - den viermaligen Weltmeister hatte er 2014 klar im Griff gehabt. "Versteht mich nicht falsch, denn ich verstehe mich gut mit Seb und habe mich für ihn gefreut, aber abgesehen davon war ich völlig in Rage. Ich hatte zwei völlig unterschiedliche Emotionen."

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