Deutschland-Grand-Prix: Stuck kritisiert Ecclestone scharf

, 14.04.2015

Der Zampano sei undankbar, abfällig und hätte "sich nicht weniger Butter auf das Brot schmieren" müssen, findet "Strietzel" - Colin Kolles verteidigt Ecclestone

Für den deutschen Motorsport ist die Absage der 2015er Ausgabe des heimischen Formel-1-Grand-Prix ein Tiefpunkt. Die Suche nach dem Schuldigen gestaltet sich schwierig, zumal der Nürburgring zu seinen finanziellen Turbulenzen selbst beigetragen hat, es in Hockenheim am Geld scheiterte und Bernie Ecclestone mit seinen horrenden Gebühren eine unüberwindbare Hürde präsentierte. "Ein absolutes No-Go", ärgert sich Hans-Joachim Stuck bei 'ServusTV' und geht mit dem Zampano hart ins Gericht.

Rennlegende "Strietzel" wirft dem Formel-1-Boss vor, diejenigen vor den Kopf zu stoßen, die ihm zu seiner Macht verholfen haben. "Ecclestone ist dank vieler deutscher Hersteller, Sponsoren und Zulieferer dorthin gekommen, wo er jetzt ist", hadert Stuck. "Und dann wegen zwei, drei Millionen einen Grand Prix platzen zu lassen..." Ende Januar war es der 64-Jährige persönlich, der Ecclestone ein Angebot der Nürburgring-Verantwortlichen überbrachte, mit dem die Veranstaltung noch hätte gerettet werden können.

Darin enthalten gewesen sei eine "wirklich gute Summe", doch Ecclestone lehnte ab. Offenbar mit herablassender Wortwahl. "Er hat in seiner typischen Art - ich will den Herrschaften ersparen, was er mir geantwortet hat -, geantwortet, warum er das nicht macht", so Stuck. Als Geschäftsmann könne er Ecclestone verstehen, wenn Standorte, die 30 Millionen Euro investieren, den Zuschlag für einen Grand Prix erhielten. Als Mensch nicht: "Bernie hat mittlerweile so viel Geld verdient, dass er sicher nicht weniger Butter auf das Brot schmieren muss, wenn er bei zwei oder drei Rennen ein bisschen nachgibt."

Gefährden Sonderkonditionen den Bestand der Formel 1?

Colin Kolles, früher bei Jordan, Midland, Spyker, Force India, HRT und Caterham in der Formel 1 verantwortlich, will die Kritik nicht uneingeschränkt gelten lassen und mahnt, dass das Geld nötig wäre, um die Formel 1 funktionieren zu lassen: "Man muss sich vor Augen führen, dass Herr Ecclestone 900 Millionen Euro im Jahr an die Teams verteilt. Und das reicht immer noch nicht", erinnert er an die finanziellen Schwierigkeiten zahlreicher Mannschaften.

Zahlungskräftige Veranstalter, Fernsehsender und Sponsoren wären deshalb notwendig. "Die Formel 1 ist wie ein Zirkus. Sie kommt von Stadt zu Stadt, sie schlägt auf, und die Show, die geboten wird, muss bezahlt werden", so Kolles. Das Problem: Die Königsklasse hat mit der Absage kräftig an ihrem Image gekratzt. Die Fanszene schäumt vor Wut, in den Mainstream-Medien dominieren die negativen Schlagzeilen - von der mangelnden Qualität der Show, sinkenden TV-Quoten und dem Hockenheimer Zuschauerzahlen-Desaster von 2014 ganz zu schweigen.

Stuck ärgert sich in Anbetracht der finanziellen Relationen: "Es muss einer in sein Showgeschäft investieren. Da sind diese zwei Millionen ein Tropfen auf den heißen Stein." Kolles spielt im Gegenzug darauf an, dass die Silberpfeile anboten, ihr Heimrennen zu unterstützen und findet, die offene Summe hätte "auch Mercedes bezahlen können". Der Ex-Teamchef sieht die Gefahr, bei Sonderkonditionen für Veranstalter die Zahlungsmoral der übrigen zu schwächen und die Formel 1 langfristig zu gefährden. Stuck glaubt, dass Deutschland kein Einzelfall bleibt: "Nächstes Jahr geht es um Monza, es geht um Spa, und ich finde, diese Traditionsstrecken gehören zur Formel 1."

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