"Dunkle Tage": Lewis Hamilton sieht WM-Chancen schwinden

, 30.04.2016

Eine Presserunde wie eine Beerdigung, die nur kurz einen kämpferischen Hamilton erlebt: Wieso er sich "fast hilflos" fühlt, sich aber auf Lichtblicke besinnen will

Mit dem Qualifying zum Russland-Grand-Prix ist Lewis Hamilton auf dem vorläufigen Tiefpunkt einer verkorksten Saison angekommen. Das war dem Briten in seiner Presserunde bei jeder Silbe anzumerken. Nicht einmal auf seine obligatorischen Beiträge auf einer Social-Media-Plattform, von denen ihn nicht einmal von einem offiziellen Verbot der Formel-1-Organisatoren hatte abbringen lassen, hatte er am Samstag in Sotschi noch Lust. "Heute nicht", nuschelt Hamilton. Er spricht von "dunklen Tagen".

Nach zwei verpatzten Starts, zwei unverschuldeten Kollisionen und zwei Schäden am Turbolader - in nur dreieinhalb Grands Prix - ist er bedient. "Da kann man nichts machen", zuckt Hamilton mit den Schultern. "Ich tue alles, wie ich tun soll und was ich tun kann. Aber das ist einfach nur noch Pech." Es spricht in diesem Moment ein anderer Pilot als der, zu dem der 31-Jährige in der jüngeren Vergangenheit gereift zu seien scheint. In seiner Stimme schwingen Enttäuschung, Frust und etwas Resignation.

Was bei ihm wohl überwiege, will ein Journalist wissen. Die Enttäuschung oder die Wut? "Weder noch", sagt Hamilton, um danach eine lange Pause zu machen. "Ich finde dafür keine Worte." Er sei "fast hilflos". Denn egal wie hart seine Crew arbeitet, egal wie rund die Freien Trainings laufen: Aus heiterem Himmel schlägt immer wieder die Defekthexe zu. "Ich weiß nicht, ob ich an Glück oder Unglück glauben soll. Alles, was passiert, hat einen Grund." Doch den hat Mercedes nicht gefunden.

Die 36 Punkte Rückstand in der Gesamtwertung auf den Stallrivalen Nico Rosberg - am Sonntag mal wieder auf der Pole-Position - werden sich vermehren, geschieht kein Wunder: "Das Ziel rückt immer weiter und weiter weg. Und ich kann nichts machen", sagt Hamilton zerknirscht, um doch wieder Worte der Zuversicht zu finden und sich wieder auf den von vielen gelobten Kampfgeist zu besinnen.

"Es ist eine weitere große Herausforderung. Und sie wird noch größer. Jede Herausforderung ist auch eine Gelegenheit daran zu wachsen. Diese Idee gefällt mir sehr", findet er in philosophischen Worten zu neuer Kraft. "Auch an den dunkelsten Tage gibt es ein bisschen Licht. Darauf muss man sich konzentrieren, dann kommen bessere Tage." Die Frage ist nur, wann es soweit ist. Das Rennen in Russland wird für Hamilton, der beide bisher in Sotschi ausgetragenen Grands Prix gewann, kein Zuckerschlecken.

Er sieht sich offenbar schon ohne Frontflügel in die zweite Kurve fahren: "Ich hoffe einfach auf eine saubere erste Runde und ein Auto, das noch an einem Stück ist", sagt er mit dem Gedanken an die jüngste Havarie und glaubt noch an Schadensbegrenzung: "Es ist möglich. Keine Ahnung, wie schwierig es ist, aber so schlecht überhole ich nicht." Denn noch besitzt er mit dem W07 das beste Auto im Feld, noch kann er auf seine Fähigkeiten bauen: "Es gab schon viel dunklere Tage", sagt Hamilton. "Mit meiner Erfahrung kann ich so denken- so bin ich dreimal Weltmeister geworden."

Mercedes-Sportchef Toto Wolff hat Verständnis dafür, dass sein Star den Kopf hängen lässt und gesteht ihm die Emotionen zu: "Jemand, der so oft technische Probleme hatte, ist genervt. Daran können und sollten wir nichts ändern", gibt der Österreicher im Freiraum und glaubt, dass Hamilton am eigenen Schopfe aus dem Schlamassel ziehen würde: "Es braucht niemanden, der ihn aufzubaut. Er ist stark und ein Kämpfer - er war in seinem Leben schon oft in so einer Situation und er wird darüber hinwegkommen."

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