Ende des Tokensystems? Was die Formel 1 wirklich plant

, 04.02.2016

Renault zündete eine Nebelkerze: Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' gibt es bald mehr Freiheiten bei der Antriebsentwicklung, aber keine Freibriefe

Die Formel-1-Saison 2016 hat noch nicht begonnen, da fällt schon der Startschuss für politische Spielchen hinter den Kulissen: Dass Renaults Formel-1-Projektleiter Cyril Abiteboul anlässlich der Präsentation des neuen Werksteams am Mittwoch das Ende des Tokensystems zur Entwicklung der Antriebe verkündete, ist nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' eine Nebelkerze. Fakt ist aber: Es wird demnächst mehr Freiheiten bei der Modifikation der V6-Hybridmotoren geben.

Offenbar wollen die Franzosen lästiger Barrieren ledig werden, um ihren Rückstand auf Mercedes und Ferrari zu verkürzen. Das könnte ihnen gelingen, die sich anbahnende Alternative ist jedoch keineswegs eine unbeschränkte Entwicklung, wie es zahlreiche Medien am Donnerstag behaupten. Wie wir aus gut informierten Kreisen erfuhren, erwägt die Formel 1 vielmehr Regeländerungen, die dahin führen, dass bestimmte Teile bis zu einem festgelegten Stichtag modifiziert werden dürfen.

In der Szene ist von einer White- respektive Blacklist für freigegebene und eingefrorene Teile die Rede. Wenn erstere ausgeweitet würde, hätten Renault und Honda mehr Möglichkeiten, ihre Antriebe leistungsfähiger zu gestalten, aber die Entwicklungsarbeit von Mercedes und Ferrari nicht komplett nichtig machen. Abiteboul hätte vor Journalisten nur die halbe Wahrheit gesagt: "Das Tokensystem verschwindet. Einer der Gründe, warum wir uns darauf geeinigt haben, ist, dass sich die Leistung der Aggregate annähern muss", posaunte der Franzose vor der Weltpresse heraus.

Die Einigung, von der der Renault-Verantwortliche spricht, gibt es aber nicht, wie uns mehrere Quellen unabhängig voneinander bestätigten. Trotzdem besteht offenbar ein Konsens darüber, dass den in Rückstand geratenen Herstellern ein Weg aus der Sackgasse geebnet werden soll. Schließlich ist für alle Beteiligten die Formel 1 nur dann ein lukratives Marketing-Geschäft, wenn sie die Zuschauer anspricht. Das unterstrich Abiteboul selbst: "Eine Formel 1, die von der Qualität der Antriebe bestimmt wird, nützt niemandem", so der Renault-Verantwortliche.

Dass sich Abiteboul im gleichen Atemzug über das Strafensystem beklagte, schlägt in die gleiche Kerbe. Denn neben der Leistung ist die Zuverlässigkeit das größte Renault-Problem. Die Hersteller schlagen mit der partiellen Aufhebung der Restriktionen möglicherweise zwei Fliegen mit einer Klappe: Gibt es mehr konkurrenzfähige Zulieferer (die ab 2017 für zwölf statt 18 Millionen Euro Pakete an Kundenteams verkaufen könnten), nimmt das Bernie Ecclestone und der FIA den Wind aus den Segeln, ihren Alternativmotor eines unabhängigen Produzenten einzuführen.

Apropos Kunden: Renault verspricht seinem in Ungnade gefallenen Lieblingspartner Red Bull, trotz des TAG-Heuer-Brandings identisches Material zu liefern wie an das Werksteam. "Sie bekommen den gleichen Antriebsstrang und profitieren während der Saison von den gleichen technischen Entwicklungen", bestätigt Abiteboul gegenüber 'Autosprint' und deutet sogar an, dass der Vertrag mit den Österreichern über die kommende Saison hinaus verlängert werden könnte. Weil Ecclestone bestrebt ist, für Red Bull eine langfristige und belastbare Motorenlösung zu finden, wäre mehr Entwicklungsspielraum für Renault statt des Alternativmotors nur hilfreich.

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