Ferrari: Sebastian Vettel schreibt Titel noch lange nicht ab

, 11.05.2016

Trotz 67 Punkten Rückstand hat Sebastian Vettel den WM-Titel noch im Visier: Ferrari-Präsident Sergio Marchionne spricht derweil von baldigen Siegen

Der WM-Traum von Sebastian Vettel ist nach den ersten vier Saisonrennen 2016 in weite Ferne gerückt. Weil er gleich zweimal nicht über die erste Rennrunde hinaus kam und Nico Rosberg alle vier Rennen gewann, hat der Ferrari-Pilot in der Formel-1-Gesamtwertung bereits 67 Punkte Rückstand auf seinen Landsmann. Doch Aufgeben kommt für den Heppenheimer nicht infrage: "Es sind doch erst vier von 21 Rennen gefahren", winkt er gegenüber 'Sport Bild' ab.

Der viermalige Weltmeister weiß aus eigener Erfahrung, dass man sich von solchen Ereignissen nicht zu sehr beeinflussen lassen darf: "Man ist immer gut beraten, ruhig weiter zu arbeiten und seinen Plan zu verfolgen. Und immer genau zu analysieren, wo man aufrüsten muss", sagt er. Für ihn seien vor allem Geduld und Teamarbeit gefragt, um aus dem derzeitigen Tal wieder herauszukommen.

"Es ist nie vorbei, bis es vorbei ist", will auch Ex-Pilot David Coulthard die Scuderia gegenüber 'Motorsport-Total.com' noch nicht abschreiben. Er ist überzeugt davon, dass Vettel jederzeit dazu in der Lage ist, Rennen zu gewinnen und auf dem gleichen Niveau zu fahren wie Nico Rosberg und Lewis Hamilton bei Mercedes. Doch kann Ferrari ihm auch ein Auto bauen, dass titelfähig ist? "Natürlich, das haben sie schon bewiesen", so der Schotte. "Aber in diesem Jahr waren sie nicht so schnell wie Mercedes. Kann sich das ändern? Ja, natürlich."

Marchionne: "Werden in Kürze gewinnen"

Das muss allerdings möglichst schnell passieren, möchte man die Silberpfeile in der Meisterschaft nicht zu sehr enteilen lassen. Barcelona stellt für Ferrari ein wichtiges Rennen dar, denn wenn Mercedes auch dort uneinholbar vorne ist, sieht es für den weiteren Saisonverlauf schlecht aus. Der Europaauftakt in Spanien kann durch große Upgrade-Pakete noch einmal einen Wechsel der Kräfteverhältnisse mit sich bringen, ist aber meist ein Fingerzeig für den Rest der Saison.

Ferrari-Präsident Sergio Marchionne spuckt jedenfalls schon große Töne: "Ich erwarte, dass wir schon in Kürze gewinnen", verkündet er selbstbewusst und hat auch ein Sieg in Spanien auf dem Zettel. Das die Italiener derzeit einen so großen Rückstand haben, sieht er vor allem fehlendem Glück geschuldet: "Ich bin sehr zufrieden mit Vettel und Räikkönen, aber bisher hatten wir viel Pech", so der Italiener.

Unbestritten ist allerdings, dass die Roten Konkurrent Mercedes auch in dieser Saison hinterherhinken. In allen Qualifyings und Rennen waren die Silberpfeile nicht zu bezwingen, da kann auch fehlendes Glück kein Grund sein. Der SF16-H ist noch nicht der Gegner den sich die Formel-1-Welt nach den Eindrücken der Saisonvorbereitung erhofft hatte. Überhaupt hatte Ferrari in der neuen V6-Ära noch nicht viel zu lachen, sieht man einmal von drei vereinzelten Erfolgen im vergangenen Jahr ab.

Ferrari und die fehlende Weitsichtigkeit

Das sei allerdings kein Zufall, meint Ex-Ingenieur Luca Baldisserri, der lange Zeit bei Ferrari gearbeitet hat. Er weiß wo die Schwäche der Scuderia liegt: "In Maranello hatten wir immer die Tendenz, uns auf das Aktuelle zu fokussieren, während wir den Einfluss von Regeländerungen unterschätzt haben", sagt er dem Blog von Leo Turrini und verweist auf das Reifenwechselverbot 2005 sowie den Doppeldiffusor 2009. "Und das gleiche scheint 2014 mit der Rückkehr der Turbo-Technologie der Fall zu sein."

Ein weiterer Grund für Ferraris Schwäche könnte das zwischenzeitliche Fehlen von Technikchef James Allison sein, meint David Coulthard. Der Brite erlebte zuletzt schwierige Tage, weil seine Frau Rebecca an einer Hirnhautentzündung verstarb. "Eine fehlende Person kann schon einen großen Effekt haben", so der Schotte. "Wenn er keinen Effekt hätte, würde er nicht vom Team engagiert werden", kann er sich vorstellen, dass auch dadurch etwas Performance verlorengegangen ist.

Doch noch hat Sebastian Vettel 17 Rennen Zeit, um das Punktedefizit auf Nico Rosberg aufzuholen. Und wenn es in dieser Saison nicht mit dem Titel klappt, dann versucht er es halt in der nächsten noch einmal, denn einen bestimmten Zeitrahmen hat er sich nicht gesetzt: "Ich habe da keine Zahl", sagt er, bei 'Sport Bild'. "Die hatte Michael bestimmt auch nicht." Sein Vorbild Michael Schumacher wurde auch erst im fünften Jahr mit Ferrari Weltmeister - dann aber fünf Jahre in Serie. Darum ist Vettel geduldig: "Das Ziel ist etwas aufzubauen, von dem man auch länger zehren kann."

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